Rauf aufs Dach

Der Weg zur eigenen PV-Anlage ist nicht immer einfach für Bürger. Von der ersten, unverbindlichen Interessensbekundung bis zur Umsetzung des Projektes werden die Menschen an der Hand genommen. Vor allem ermöglicht aber eine Anlagenplanung für jeden Teilnehmer und eine gesammelte Ausschreibung von Material und Arbeitsleistung den BürgerInnen eine Bestbietergarantie unter Einbezug von regionalen Firmen. Ebenfalls kostenlos die Begleitung des gesamte Bürokratieprozesses inkl. Förderabwicklung.

Projektinhalt und Ziel

Es sollten über diese Maßnahme Bürger in der Region von der Zählpunktbeantragung über die Planung der PV-Anlage und behördliche Vorschriften bis hin zur Fördereinreichung und Abwicklung unterstützt werden. Viele Menschen im Kulmland haben nicht einmal eine E-Mail-Adresse oder sind in der Lage einen Online-Antrag zu stellen. Über eine gemeinsame Ausschreibung von Material und Arbeit sollten möglichst gute Preise für die Endkunden erzielt werden. Als Partner wurde dafür Dr. Karl Niederl gewonnen, der bereits zahlreiche Projekte im Bereich Erneuerbare Energien und Energieeffizienz umgesetzt hat. Auch für ihn entwickelte sich diese Maßnahme zum größten von ihm bisher durchgeführten Projekt für einzelne private Anlagen. Es wurde ein sehr klares Ziel festgelegt. Über die Aktion sollten zumindest 100 neue PV-Anlagen bei Privaten in der Kulmland-Region installiert werden. Mit der Bestbieterfirma und Dr. Karl Niederl konnte dieser Erfolgsindikator exakt überprüft und sogar deutlich übertroffen werden. Es wurden nämlich bisher bereits mehr als 130 Anlagen installiert mit einer Gesamtleistung von mehr als einem MWp. Ebenso beeindruckend: auch 600 kWh in Form von blackoutfähigen Speichersystemen wurden installiert.

Projektablauf

Vor der Einreichung der WF4 wurde das Thema mit den Bürgermeistern der Region besprochen und man entschied sich, etwas in dieser Größenordnung durchzuführen. Positive Erfahrungen mit Dr. Karl Niederl legten den Grundstein für diesen Kontakt und mit einer ersten Interessensbekundung in der Kulmlandzeitung im Dezember 2021 konnten sich Bürgerinnen und Bürger unverbindlich für eine Teilnahme an der Maßnahme aussprechen. Der erste Meilenstein war das unglaublich große Interesse an der Aktion, das von den weltwirtschaftlichen Gegebenheiten befeuert wurde. Mehr als 280 ausgefüllte Interessensbekundungen gingen beim MRM ein und Dr. Niederl begann mit seinem Team die Standorte zu erfassen, grob zu planen und die Ausschreibung vorzubereiten. Die Abgabefrist wurde daraufhin verlängert und im Mai 2022 konnten die Anlagen ausgeschrieben werden. Es wurden 7 regionale Firmen eingeladen, Angebote abzugeben. Ein herber Rückschlag war, dass nur eine einzige Firma aufgrund von Lieferengpässen, Fachkräftemangel und anderer Themen ein Angebot abgab. Dieses Angebot war aber sehr gut und alle Interessierten konnten bis August 2023 das Angebot annehmen. Es wurden danach etwa 140 Anlagen bestellt und die Bestbieterfirme begann, die Anlagen vor Ort im Detail anzupassen. Parallel wurden bereits Zählpunkte beantragt und die ersten Förderansuchen gestellt. Ein weiterer herber Rückschlag war die plötzlich eingestellte PV-Förderung der KPC. Danach mussten leider alle Anlagen über die ÖMAG abgewickelt werden. Das Windhundprinzip erschwerte die Einreichungen enorm und nur durch einen hohen Aufwand seitens Dr. Niederls und seines Teams gelangen bereits im ersten Anlauf etwa 80% positive Förderzusagen. Die restlichen wurden in den folgenden Monaten nachgereicht und letztendlich konnten alle Anlagen gefördert werden. Ebenso erschwerte der Netzausbau den Zugang zur Einspeisung und 31 der geplanten Anlagen wurden in erster Instanz von einer Einspeisung abgelehnt. Für einige Teilnehmer war die Wartezeit vom Ausfüllen der Interessensbekundung bis zur Umsetzung des Projekts sehr lange und es regten sich die ersten negativen Stimmen innerhalb der Teilnehmer. Die meisten Personen verstanden jedoch, dass die äußeren Gegebenheiten das Projekt massiv erschwerten und fanden sich mit einer entsprechenden Zeitdauer ab. Auch Personen, die nicht bei der Aktion teilnahmen und versuchten, ihre Anlage auf anderen Wegen zu bekommen, mussten meistens mit deutlich höheren Preisen rechnen und wurden auch nicht früher bedient. Mit Herbst 2022 waren etwa zwei Drittel der Anlagen montiert und etwas Ruhe kehrte ein. Bis auf zwei Anlagen, die noch auf eine Dachsanierung warten mussten, konnten bis Mai 2023 alle Anlagen umgesetzt werden. Die ÖMAG war zwischen Juni und Dezember 2022 massiv mit den Anfragen überfordert, sowie viele andere öffentliche Stellen (Feistritzwerke, etc.). In Summe zeigte sich, dass die Abwicklung von Förderungen und Genehmigungen viel zu kompliziert sind und sowohl Dr. Niederl als auch der MRM waren sehr oft in extremem Erklärungsnotstand gegenüber der Bevölkerung. Ein final sehr nerviges Detail am Rande war die Eintragung von Anlagen der Nulleinspeiser in die Herkunftsnachweisdatenbank der E-Control. Da dies normalerweise der Stromabnehmer macht und im Falle der Nulleinspeisung niemand Energie abnimmt, wird die Anlage auch nicht in der HKN eingetragen. Dies ist aber Fördervoraussetzung für die Bundesförderung. Die betroffenen Menschen schüttelten nur noch den Kopf und für den MRM bedeutete das erneut Überstunden.

Angabe / Abschätzung der Kosten in EUR

Für die Bevölkerung entstanden keine Kosten und das, was Firmen an den Endkunden verrechnen (Zählpunktbeantragung, Kommunikation, Förderabwicklung, etc.) wurde vom externen Partner übernommen. Trotz der zahlreichen Hürden verrechnete Dr. Niederl nicht mehr Geld als ursprünglich angeboten, was man ihm extrem hoch anrechnen muss. Insgesamt entstanden für die Ausschreibung von 285 Anlagen und die Betreuung von 140 Bestellungen inkl. Förderabwicklung 31.500 Euro.

Nachweisbare CO2 Einsparungen in Tonnen

Je nach Berechnungsgrundlagekönnen bei mehr als 1 MWp installierter PV-Leistung mit einer jährlichen Stromproduktion von mehr als 1 GWh gerechnet werden. Dies entspricht in etwa einer CO2-Einsparung von 85 Tonnen pro Jahr. Die Anlagen wurden ausschließlich auf Dächern umgesetzt.

Projekterfolge (Auszeichungen) / Rückschläge in der Umsetzung

Alle Ziele wurden übertroffen. Aufgrund des Zeitmangels wurde das Projekt nirgends eingereicht. In der Kulmlandzeitung wurde das Projekte regelmäßig dargestellt. Probleme und Hindernisse gab es sehr viele, wie bereits beschrieben. Dazu zählten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Lieferengpässe, Nachfrageboom, Preissteigerungen, Inflation, Energiekrise, Ukrainekrieg), der Netzausbau in der Oststeiermark, das Windhundprinzip der ÖMAG-Förderung und das Abschaffen der KPC-Förderung, die Überforderung von bürokratischen Strukturen, die unnötige Kompliziertheit der Förderabwicklung, das Nichtanpassen der Förderhöhe zu den gestiegenen Kosten bei PV-Anlagen, und das Nicht-Eintragen von Nulleinspeiseanlagen in die Herkunftsnachweisdatenbank der E-Control.

Nachhaltige Perspektiven

Das Projekt wurde unter den Bedingungen eines Käufermarktes gestartet und mit geänderten Rahmenbedingungen Richtung Verkäufermarkt durchgeführt. Rechnet man die tatsächlichen Kosten für Beratung, Planung, Ausschreibung, Zählpunktbeantragung, Kommunikation, etc. eines externen Partners kommt man kaum unter 500 Euro pro Anlage durch. Es müssten eigentlich mehr budgetiert werden. Geht es bei einer klassischen 4 kW-Anlage für Hausbesitzer um 1000 Euro Förderung, steht der Aufwand für das Bekommen von Förderungen bei so kleinen Anlagen kaum noch in Relation zu einander. Nach Abschluss des Projekts zeigte sich daher erst die große Wirkung. Viele Menschen wären unter diesen Rahmenbedingungen absolut überfordert gewesen und daher wäre wohl nicht diese Anzahl an Anlagen realisiert worden. Nachdem alle Personen ihre Anlage bekommen hatten, waren alle sehr begeistert und bedankten sich auch bei Dr. Niederl teilweise überschwänglich. Ein deutlich stärkeres Bewusstsein für Energieproduktion und Verbrauch ist durch die mittlerweile exzellenten Apps, die ein detailliertes Überwachen der Anlage ermöglichen, gegeben. Sowohl Dr. Niederl als auch der MRM sprachen mit zahlreichen Teilnehmern, die ihre Begeisterung über diese Technik aussprachen.

Modellregions-Manager

Mag. Matzer Robert

     43-680-2110546
     robert.matzer@kulmland.com

Ort
Pischelsdorf am Kulm

"Das Thema Photovoltaik ist für mich seit dem Studium und meiner Diplomarbeit am Fraunhoer ISE in Freiburg und meiner darauffolgenden Arbeit in der PV-Industrie (Zellherstellung) besonders wichtig. Die Technologie ist einfach, ökologisch und effizient und meine Familie betreibt seit 12 Jahren selbst eine 26 kW Anlage. Ich wollte mit dieser Maßnahme den Weg zur eigenen Anlage für unsere Bevölkerung möglichst einfach gestalten und durch eine gemeinsame Ausschreibung von Material und Arbeit möglichst gute Preise erzielen. Bürokratische Hürden und der schwache Netzausbau sind leider noch immer große Hemmnisse."