50 Höfe – PV für Lungauer Landwirte

Das 50 Höfe Programm baut auf dem Best-Practice Projekt „Leitbildprozess Landwirtschaft“ auf und ist direkt daraus entstanden. Lungauer Landwirte werden in der Neuerrichtung bzw. Erweiterung von PV-Anlagen auf Dächern ihrer landwirtschaftlichen Gebäude unterstützt und begleitet. Für das Projekt gab es mehr als 100 Interessenten, rund 50 Anlagen werden errichtet. Die Gesamtleistung beläuft sich auf 1.868 kWp (alle Anlagen ~3.330 kWp). Das Projekt ist eine Kooperation zwischen Bezirksbauernkammer Tamsweg, Salzburg AG, KEM und Biosphärenpark. Die KEM koordinierte die ersten Schritte, gab Input betreffend PV-Förderungen in einer ersten allgemeinen Veranstaltung zum Thema „Energie in der Landwirtschaft“ für die Lungauer Landwirtschaft (knapp 200 TeilnehmerInnen), in welcher zB auch zum Thema Energiegemeinschaften, und Energieeffizienz bei landwirtschaftlichen Betrieben informiert wurde und unterstützt und begleitet in der Öffentlichkeitsarbeit und Informationsvermittlung. Die KEM trat hierbei als zentrale Drehscheibe des gesamten Projekts auf.    

Modellregion:
Lungau

Ansprechperson:

Georg Macheiner, MSc
06472 / 7740
Projektinhalt und Ziel

Gerade landwirtschaftliche Gebäude weisen im Lungau noch erhebliches Potential für die Errichtung von PV-Anlagen auf Dachflächen aus. Zudem haben landwirtschaftliche Betriebe einen entsprechend höheren Energiebedarf, weshalb ohnehin größere Anlagen errichtet werden sollten, da diese auch leichter wirtschaftlich darstellbar sind. Hier kann es also zu einer win-win Situation kommen, wohlwissend, dass Landwirte auch dann Strom (beispielsweise für die Melkmaschine o.ä.) benötigen, wenn PV-Anlagen wenig bis nicht liefern, was insbesondere abends und in der Früh der Fall ist. Nichts desto trotz ist es in Anbetracht der nationalen Energieziele notwendig, so viele Anlagen wie irgendwie möglich in die Umsetzung zu bringen. Ziel des Projektes war es, möglichst vielen Landwirten die Errichtung einer PV-Anlage zu erleichtern und die Landwirte insgesamt für das Energiethema weiter zu sensibilisieren und sie auch bestmöglich zu unterstützen. Das Projekt war mit 50 Anlagen gedeckelt. Beraten und mit Angeboten ausgestattet wurden aber über 100 landwirtschaftliche Betriebe. Kern des Projektes ist einerseits ein unverzinstes ratenbasiertes Finanzierungsmodell mit einer Laufzeit von 10 Jahren und vor allem ein „Alles-aus-einer-Hand“-Angebot.

Projektablauf

Nach der groben Rahmensetzung der Partner KEM Lungau / Biosphärenpark Salzburger Lungau, Bezirksbauernkammer Tamsweg und Salzburg AG wurde das Programm im Rahmen einer allgemeinen und umfassenden Informationsveranstaltung zum Thema Energie und Energieeffizienz rund 200 Landwirten und Landwirtinnen der Region im Mai 2022 erstmalig vorgestellt. Aufbauend auf dieser Erstinformation folgten weitere projektbezogene Informationsveranstaltungen. Interessierte Landwirte konnten sich mit einem einfachen Formular für das Programm anmelden. Mit dieser Anmeldung ging natürlich noch keine Verpflichtung oder ähnliches einher. Anschließend wurden alle Interessierten persönlich besucht wobei eine Vor-Ort Beratung mit anschließender Planung der PV-Anlage durch ein PV-Planungs- und Installationsunternehmen erfolgte. In speziellen Sprechtagen in der Bezirksbauernkammer in Tamsweg sowie in weiteren Infoveranstaltungen wurden weitere konkrete Fragen beantwortet. Alle Interessierten erhielten in weiterer Folge ein Angebot der Salzburg AG. Bei Zustimmung wird die Anlage errichtet. Bei Inbetriebnahme geht die Anlage in das Eigentum des Kunden über und wird über ein zinsloses Ratenmodell über eine Laufzeit von 120 Monaten refinanziert. Die Förderabwicklung wird von der Bezirksbauernkammer bzw. einem technischen Büro übernommen. Die KEM koordinierte vor allem auch die dazwischenliegenden Abstimmungsprozesse.

Selbstverständlich sind im Rahmen dieses Projektes auch einzelfallbezogene anderweitige Finanzierungsmodelle möglich. Das Projekt befindet sich mitten in der Umsetzung und sollte im Q3/2023 abgeschlossen sein.

Angabe / Abschätzung der Kosten in EUR

Abgesehen von Zeitressourcen wurden seitens der KEM keine umfassenden Geldmittel benötigt. Durch das Modell erhalten Landwirte eine weitere attraktive Finanzierungsmöglichkeit für PV-Anlagen. Das Modell ist mit allen derzeitigen Förderungen kombinierbar.

Nachweisbare CO2 Einsparungen in Tonnen

Laut PV Austria vermeidet die Stromproduktion aus einer PV-Anlage rund 280g CO2eq/kWh. Laut dem Land Salzburg beläuft sich der mittlere Energieertrag einer PV-Anlage in Salzburg zwischen 900 – 1.100 kWh/kWp. Basierend auf diesen Zahlen ergibt sich bei einer installierten Leistung von 1.800 kWp eine THG-Einsparung in Höhe von rund 504t.

Projekterfolge (Auszeichungen) / Rückschläge in der Umsetzung

Das Projekt schlug insbesondere in der Landwirtschaft im gesamten Bundesland Salzburg hohe Wellen, da es das erste solcherart gelagerte Projekt im Bundesland war. Dass es sich hierbei um einen interessanten Ansatz handelt, zeigen mitunter auch mittlerweile ähnlich gelagerte Projekte von anderen Institutionen. Von besonderer Relevanz war auch, dass auch jene Landwirte, die das Angebot der Salzburg AG nicht angenommen haben, eine Vor-Ort Beratung und ein Angebot bekommen haben. Allein dies kann für weitere Schritte sicherlich hilfreich sein. Eine wichtige lesson-learnt war, dass es laufender Information und Begleitung bedarf um aufkommende Fragen und Unklarheiten möglichst schnell und professionell zu beantworten. Des Weiteren wurde das Projekt auch in der Öffentlichkeit immer wieder diskutiert und auch kritisch beäugt. Unabhängig davon ob diese Kritik gerechtfertigt ist oder nicht, hat es die Bevölkerung und die Landwirte jedenfalls weiter für dieses Thema sensibilisiert. Das Projekt wurde sowohl in den Regionalen Medien, in landwirtschaftlichen Medien, den Kanälen der Salzburg AG und energiespezifischen Medien intensiv gestreut.

Nachhaltige Perspektiven

Essentiell für den Erfolg dieses Projektes bzw. insgesamt dieses Projekt in die Umsetzung zu bringen, war das ausgeprägte Netzwerk und das Zusammenspiel der beteiligten Akteure. Jedenfalls muss in solchen Projekten eine umfassende Betreuung gegeben sein, da ansonsten Missverständnisse und Unklarheiten recht schnell für Missstimmung sorgen können. Das Projekt hat insgesamt zu einer weiteren Sensibilisierung und Beschäftigung der Lungauer Landwirtschaft mit den Themen Klima und Energie geführt. Folgeprojekten steht im Grunde nur wenig im Weg – diese müssen aber wiederum von sämtlichen Akteuren professionell begleitet werden. Von zentraler Relevanz sind zudem immer die jeweiligen Fördersituationen und weitere Rahmenbedingungen, die jedenfalls im Detail und mit allen Akteuren offen diskutiert und klar geregelt werden müssen. Es hat sich gezeigt, dass in einem Projekt solcher Größe bereits Kleinigkeiten eine recht große Wirkung entfalten können.

Modellregions-Manager

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Macheiner Georg

     43-6472-7740/20
     43-664-9164723
     georg.macheiner@lungau.org
Ort
Mauterndorf

"Das Projekt ist sicherlich ein Leuchtturm Projekt im Bereich der Photovoltaik in der KEM Lungau. Bereits vor einigen Jahren hat es ein ähnlich gelagertes Projekt für Privatpersonen (Anlagengröße 3kWp) gegeben, welches seinerzeit durch das Biosphärenparkmanagement initiiert wurde. Mehrere Faktoren trugen zur Realisierung dieses Projektes maßgeblich bei. Von besonderer Relevanz war insbesondere der erfolgreich abgeschlossene Leitbildprozess für die Lungauer Landwirtschaft in welchem das Energie- und Klimathema einen prominenten Platz eingenommen hat. Durch die umfangreichen Vorarbeiten der Leitbild-Arbeitsgruppe, das gute Netzwerk der KEM sowie des Biosphärenparkmanagements, passender Rahmenbedingungen und der Zusammenarbeit mit der Salzburg AG war die Umsetzung dieses Projektes möglich. Abbildbar sind in diesem Projekt Anlagen auf Dachflächen."