Der Stadtentwicklungsplan (STEP) der Stadt Wiener Neustadt besteht aus zahlreichen Teilen, eines davon stellt das Verkehrskonzept dar. Unter anderem werden hier Maßnahmen für den ruhenden motorisierten Individualverkehr vorgeschlagen, insbesondere mit dem Ziel, den Parkdruck in Randbereichen der bestehenden Kurzparkzonen zu senken. Dazu wurde ein Modell von „Grünen Zonen“ geschaffen, welche nun schrittweise umgesetzt werden sollen und neben der Entlastung für Anrainerinnen und Anrainer vor allem auch Anreize zur Änderung des Mobilitätsverhaltens, vor allem von Pendlerinnen und Pendlern, setzen sollen.
Die Stadt Wiener Neustadt hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer traditionellen Industriestadt zu einem modernen Wirtschafts-, Forschungs-, Ausbildungs-, und Gesundheitsstandort entwickelt und zählt zu den dynamischsten Regionen Österreichs. Die hohe Entwicklung bringt dabei ein hohes Maß an Steuerungs- und Handlungsnotwendigkeiten mit sich. Gemeinsames Ziel von Bevölkerung und Stadt ist deshalb einen umfassenden Stadtentwicklungsplan (STEP+) zu erstellen und ein Vordenken, mit zeitlicher Blickrichtung ins Jahr 2030+ anzustoßen und richtungsweisende Entwicklungen der Stadt zu ermöglichen.
Ein zentraler Bestandteil des Stadtentwicklungsplanes bildet das Verkehrskonzept, welches sich mit Zielen und Maßnahmen in diversen Bereichen des Stadtverkehrs beschäftigt. Unter anderem wird auch der ruhende motorisierte Individualverkehr betrachtet und Vorschläge gebracht, wie eine Neuorganisation der Parkraumbewirtschaftung vor allem im Anschluss an die bestehenden Kurzparkzonen erfolgen kann.
Problematisch ist seit längerem, dass die unmittelbaren Randbereiche außerhalb der derzeit bewirtschafteten Zonen einem hohen Parkdruck ausgesetzt sind, insbesondere durch EinpendlerInnen, die in diesen Zonen kostenfrei parken können. Das Angebot an Stellplätzen bestimmt den Zielverkehr in die Stadt: wenn Beschäftigte einen kostengünstigen oder kostenfreien Parkplatz nahe des Arbeitsplatzes oder am Arbeitsort selbst haben, wird der tägliche Weg zur Arbeit überwiegend mit dem Auto zurückgelegt. Durch eine Bewirtschaftung des öffentlichen Parkraumangebotes sind eine Reduktion des Pkw-Verkehrsaufkommens und eine ausgewogene Auslastung der vorhandenen Stellplätze möglich.
Als primäres Ziel wird eine Entlastung der Situation für die Anrainerinnen und Anrainer angestrebt, welche durch die Schaffung von Grünen Zonen realisiert werden soll. In diesen sogenannten „Bewohner-Parkzonen“ wird das Dauerparken gebührenpflichtig, im Unterschied zur blauen Kurzparkzone mit einer maximalen Parkdauer von drei Stunden, ohne zeitliche Einschränkung erlaubt. Darüber hinaus sollen mit der Umsetzung vor allem auch Anreize zur Änderung des Mobilitätsverhaltens, vor allem von Pendlerinnen und Pendlern, gesetzt werden.
Eine erste „Pilotzone“ in einem besonders belasteten Bereich der Gröhrmühlgasse / Raugasse wurde im Oktober 2020 realisiert, und es konnten als Ergebnis einer ersten Evaluierung durchwegs positive Rückmeldungen sowie zahlreiche verfügbare Stellplätze verbucht werden.
Als Folge wurde mit April 2021 die nächste Zone in der Wiener Straße / Giltschwertgasse umgesetzt. die nächste Phase wird eine Umsetzung der Grünen Zone in einem Bereich östlich der Grazer Straße bis zur Grünbeckgasse sein, welche im Juli 2021 starten soll.
Generelles Ziel ist eine phasenweise Umsetzung aller im Stadtentwicklungsplan definierten Bereiche.
Verwaltungsaufwand für die Umsetzung
Herstellungskosten 2020: EUR 120.000,-
Herstellungskosten 2021: EUR 100.000,-
Keine Angaben
Bürgerinneninformation mit Aufnahme von diversen Inputs im Juli 2020, im Februar 2021 sowie im Mai 2021
Die Neuorientierung der Parkraumbewirtschaftung schafft geringere Zielverkehre in das Stadtzentrum und verringert den Parkdruck in den Randbereichen der heutigen Kurzparkzonen. Nicht zuletzt können positive Umwelteffekte erzielt und die gesamte Parkraumsituation für die Wohnbevölkerung verbessert werden. Die Organisation des Parkraumes ist außerdem auch ein wichtiger Ansatzpunkt für die Verbesserung der Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum.
Darüber hinaus ist die Grüne Zone flexibel erweiterbar und kann den Gegebenheiten jederzeit angepasst werden.
In erster Linie soll die Situation für Anrainerinnen und Anrainern in betroffenen Bereichen durch die Umsetzung einer Grünen Zone verbessert werden. Darüber hinaus wird vor allem auch eine Änderung des Mobilitätsverhaltens, vor allem von Pendlerinnen und Pendlern, angestrebt. Eine Steigerung der Akzeptanz des Angebotes des ÖPNV sowie anderer Mobilitätsformen im Umweltverbund (z.B. Leihräder, E-Scooter Verleih, kurze Fußwege) soll als langfristiges Ziel positive Effekte auf die Umwelt erzielen.
"Der Verkehr, wie wir ihn bisher kennen, ist einer der größten Treiber des Klimawandels. Von Produktion bis zum Betrieb verursachen Fahrzeuge schädliche Emissionen und verbrauchen Ressourcen. Der Flächenbedarf für rollenden und ruhenden Verkehr führt, unabhängig von der Antriebstechnologie, zu immer weiterem Versiegelungsbedarf.
Jeder Anstoß zur Änderung des Mobilitätsverhaltens der Menschen hin zu nachhaltigeren und bewussteren Modellen der individuellen Mobilität ist ein wichtiger Baustein, die negativen Auswirkungen des Verkehrs auf unser Klima zu reduzieren."