Mit der Durchführung eines detaillierten „Strom-EKGs“ (14-tägige Lastmessung) im Veranstaltungszentrum/VS Höflein konnten auffällige Stromlasten detektiert werden und daraus Optimierungsschritte abgeleitet werden. Mit den vorhandenen Lastgängen kann in weiterer Folge eine mögliche Photovoltaikanlage im Vorfeld sehr genau auf Eigenverbrauchsoptimierung ausgelegt werden. Zusätzlich war es Ziel die Messausrüstung, die durch den Kooperationspartner Energie-und Umweltagentur NÖ zur Verfügung gestellt werden, auf ihre Tauglichkeit zum selbstständigen Einsatz in anderen Gemeinden zu überprüfen.
Im Zuge des Maßnahmenpaketes „Energieeffiziente, öffentliche Gebäude“ wurden für das Aufspüren auffälliger Stromverbräuche in Gebäuden mit hohen Verbräuchen und/oder unterschiedlichen Nutzungsformen die Anschaffung einer Mess-Ausrüstung definiert. Diese Idee entstammte dem Marktplatz-Auftritt der KEM Stiefingtal beim KEM-Treffen in Waidhofen/Ybbs (Okt. 2018). Auf Basis der Energiebuchhaltung für die KEM-Gemeinde Höflein entstand eine Kooperation mit der Energie- und Umweltagentur NÖ (ENU), die ihrerseits ein Strom-EKG im Angebot hat, jedoch überprüfen wollte, ob deren Mess-Ausrüstung und deren Handhabung tauglich ist, selbstständig von Gemeinden verwendet werden zu können. Für die KEM Energie³ als auch für den Partner ENU war dies somit ein Pilotprojekt.
Es ergaben sich daraus folgende Ziele:
- Wie schwierig/einfach ist die Handhabung einer profunden, längerfristigen Strommessung?
- Ist das verwendete Messinstrumentarium technisch adäquat und soll es in der Konstellation für die KEM Energie³ angeschafft werden, um – wie geplant – weitere öffentliche Gebäude zu untersuchen?
- Wie schwierig/einfach können diese Messungen bei anderen öffentlichen Gebäuden in der KEM Energie³ wiederholt werden.
Erfolgsfaktor für obigen Ziele: Qualitative Aussage durch die Beteiligten nach erfolgter Messung/Auswertung
- Können „ungewöhnliche“ Verbräuche und deren Auslöser durch das Strom-EKG aufgedeckt bzw. identifiziert werden.
Erfolgsfaktor: Quantitativ im Sinne einer Verbrauchsreduktion durch den Tausch von Verbrauchern
- Ergibt sich auf Basis der Messung eine klare Antwort, wie eine Photovoltaikanlage dimensioniert werden muss, um vorab den Eigenverbrauch einer PV-Anlage in Gebäuden mit unterschiedlichen Nutzergruppen (unterschiedlichen Lastgängen) zu optimieren und somit die Amortisationszeit zu verkürzen?
Erfolgsfaktor: Verringerung des Strombezuges, Verbesserung des CO2-Abdruckes des Gebäudes?
- Das Engagement der Gemeinde Höflein in der Führung derer Energiebuchhaltung in Zusammenhang mit diesem Pilotprojekt zu dokumentieren und u.a. damit eine NÖ Energiebuchhaltungs-Vorbildgemeinde zu werden.
Die Strommessung erfolgte von 23.01. – 07.02.2020. Die Vorlaufphase betrug ca. ein Monat.
Am Projekt beteiligt waren/sind:
- Gemeinde Höflein (Bürgermeister, Amtsleitung, Energiebeauftragter)
- Energieberater des Kooperationspartner ENU
- Externer „Hauselektriker“ der Gemeinde Höflein
- MRM der KEM Energie³
Die anschließende Datenauswertung und Berichtslegung dauerte auf Grund äußerer Umstände länger als geplant.
Die Abschlussbesprechung fand daher erst am 22.06.2020 statt.
Die Vorgangsweise für weitere „Strom-EKGs“ wurde am 26.06.2020 in einer KEM-Sitzung festgelegt.
D.h.: der Ansatz von Strom-EKGs wird nun in der 2. Hälfte der Umsetzungsphase weiter ausgerollt.
Für die Durchführung der Pilotmessung in Höflein fielen keine externen Kosten an bzw. wurde seitens der ENU unterstützt. Die geplante Anschaffung der Messausrüstung durch die KEM wird mit ca. €600 zu Buche stehen. Auf Basis der ersten Ergebnisse (siehe auch Rubrik „Projekterfolge“) ist eine Amortisation der Investitionskosten bis Ende der Umsetzungsphase in 06/2021 vorstellbar. Eine genauere Angabe kann seriöserweise noch nicht getätigt werden.
Gemäß dem Hauptergebnis (dauerhafte Grundlast von 800W, siehe auch „Projekterfolge“) kann eine signifikante Verbrauchsreduktion angenommen werden. Gelingt es 50% der Grundlast – sprich 400W – durch Effizienzmaßnahmen einzusparen, dann entspräche dies einer Einsparung von 3.504 kWh (bei einem Jahresverbrauch von 28.727 kWh). Auf Basis des Strommix AT* würden dadurch 0,35 t CO2/Jahr eingespart werden.
Die schon erwähnte Übertragung des Strom-EKGs auf weitere Regionsgebäude lässt auf jeden Fall weiteres Einsparungspotential erwarten.
*Basis Strommix AT, 100g CO2/kWh (Quelle: Stromkennzeichnungsbericht 2019, e-control)
Die Haupterkenntnis aus dem Strom-EKG war die Feststellung einer durchgängigen Grundlast von 800W. Weiters wurden auffällige Stromabnahme von Verbrauchern in der Leistungsklassen 1,5 kW bzw. 5 KW festgestellt. Bereits bei der Installation der Messgeräte fiel auf, dass möglicherweise zu viele (möglicherweise kostenpflichtige) Zähler verbaut sind.
Das Gebäude selbst wurde über die Zeit durch Um- und Zubauten verändert, was sich auch auf die Hauselektrik insofern auswirkte, dass eine genaue Zuordnung von Verbrauchern bzw. Hausteilen auf einzelne Stromkreise nicht klar dokumentiert war. Bei den untersuchten Stromkreisen wurde im Zuge der Messung daher auch ein grober Stromlaufplan erstellt.
Trotzdem war es leider nicht möglich die angeführten, auffälligen Verbräuche auf einzelne Geräte zurückzuführen. Bei der bestehenden Grundlast fiel ein möglicher Verdacht auf die Heizungsanlage (Pumpen). Die offenen Fragen wurden in der Endbesprechung klar angesprochen und von der Gemeinde Höflein aufgenommen, die sich um die weitere Klärung kümmern wird. Ein nochmaliges Strom-EKG wurde angedacht. In diesem Sinne ist dies daher ein „Best-Practice in progress“. Das Strom-EKG kann aber auf jeden Fall als Erfolg angesehen werden, da hier hinterfragenswerte Verbräuche festgestellt wurde.
Im Ergebnisbericht wurde seitens des ENU Energieberaters eine Photovoltaikanlage vorgeschlagen.
Diese Pilotprojekt ist im Newsbereich der KEM-Homepage veröffentlicht wurde. Eine weiterführende Kommunikation darübermacht aber erst dann Sinn, wenn die Einsparungspotentiale genau identifiziert bzw. behoben wurden.
Die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Partnern verlief reibungslos. Die Auswahl des Objektes hat sich auf Grund eine gewissen Komplexität als sehr gut erwiesen und daraus Erkenntnisse für weitere Messungen bzw. andere Gemeinden gezogen werden konnten .
- Vor Anschaffung einer Strommessausrüstung ist ein Pilotversuch mit einem externen Partner (z.B.: ENU) unbedingt zu empfehlen.
- Die Messung selbst zeigte den gewünschten Detailierungsgrad und wird nun durch die KEM angeschafft.
- Sofern der MRM kein ausgebildeter Elektriker ist, kann eine selbstständige Messung definitiv nicht durchgeführt werden.
d.h.. ein externer Fachpartner ist auf jeden Fall hinzuzuziehen.
- Mit dem „Hauselektriker“ der Gemeinde soll das Vorhaben auf Grund der höheren Hauskenntnis vorab besprochen werden. Eine Teilnahme an der Ergebnisbesprechung sollte ebenfalls unbedingt angestrebt werden. Messung und Auswertung müssen hingegen nicht zwingend vom „Hauselektriker“ durchgeführt werden.
- Ein Strom-EKG ist eine profunde Ergänzung zur Energiebuchhaltung, gibt sie über die Lastkurven, Verbrauchsspitzen und Grundlasten detailliert Auskunft, die durch eine einfache Zählerablesung nicht bewerkstelligt werden könnte.
Wie schon erwähnt, kam die Initialidee für das Strom EKG bei der KEM-Tagung in Waidhofen/Ybbs (Okt. 2018). Motivierend waren auch weitere KEM Best Practice – Beispiele zum Thema Energiemonitoring. Mit der ENU wurde ein kompetenter externer Partner gefunden
"Der Gemeinde Höflein ist für das gezeigte Engagement in diesem Pilotprojekt zu danken. Es haben sich daraus sehr wertvolle Erkenntnisse für die Optimierung des Gebäudes selbst aber noch mehr für das weitere Ausrollen des Strom-EKGs auf weitere öffentliche Gebäude der KEM Energie³ ergeben. Ebenso ist die unkomplizierte Partnerschaft mit der Energie- und Umweltagentur NÖ und deren involvierten Energieberaters sowie des lokalen Elektrikers hervor zu streichen."