Im Rahmen des Projektes „Mitfahrbankerl im Kernland“ wird das früher viel bemühte Autostoppen wieder attraktiviert. Durch die Etablierung von einem Netzwerk an Stopp-Bankerl werden Alternativen zu unregelmäßigen ÖPNV-Fahrplänen und dem eigenen PKW geschaffen. Neben dem ökologischen Wert durch eingesparte Autofahrten profitieren vor allem die Menschen im Mühlviertler Kernland, denn
„durchs Mitfohr´n kemman d´Leid zaum!“ Somit können der soziale Zusammenhalt und die Lebensqualität in der Region weiter gesteigert werden.
Die Projektidee wurde von den Handlungsanweisungen aus AP8 (Schließen von Angebotslücken zwischen öff. und Individualverkehr) abgeleitet. Dort hat sich gezeigt, dass es in der Region wenige Möglichkeiten bzw. Initiativen gibt, welche die Bildung von Fahrgemeinschaften unterstützen. Um eine Finanzierung sicherzustellen und die angespannten Budgets der Gemeinden nicht zu viel zu belasten, wurde ein LEADER-Projekt eingereicht, um Teil der „Hardware“-Kosten der Bänke, sowie der Beschilderung abzudecken. Das gesamte Projektmanagement wurde über die KEM abgewickelt, wo die Umsetzung eines niederschwelligen Mobilitätsprojektes ein Leistungsindikator war. Die ersten Ansprechpartner waren neben dem Mobilitätsmanager Hubert Zamut und BürokollegInnen im EBF vor allem Betreiber bisheriger Mitfahrbankerl-Projekte sowie das LEADER-Management der LEA-DER-Region Mühlviertler Kernland. Nach erfolgreicher Projekteinreichung wurden die Gemeinden über das Projekt informiert und um mögliche Standorte gebeten. Die Standorte werden vor dem Aufstellen der Bänke mit den GrundbesitzerInnen (Gemeinden, Straßenmeisterei, ÖBB) abgestimmt. Parallel wurde ein Prototyp der Bank entwickelt sowie die Beschilderung konzipiert. Die geplante Auslieferung an die Gemeinden hat sich wegen Corona verschoben, da einerseits die Bänke nicht zeitgerecht produziert werden konnten und andererseits Autostoppen aufgrund der möglichen Ansteckung nicht gemacht werden sollte. Die Bänke werden nun ab Anfang Juli in den teilnehmenden Gemeinden aufgestellt. Das Projekt läuft offiziell bis Ende 2020 und es können insgesamt 30 Standorte in Gemeinden realisiert werden.
Das Projekt wurde über mehrere Schienen finanziert:
# Realisierung einer niederschwelligen Mobilitätsmaßnahme über die KEM -> 13.000 €
# LEADER-Projekt „Mitfahrbankerl im Kernland“ -> 13.896 € beauftragte Leader-Förderung
# Weiteres Sponsoring durch die teilnehmenden Gemeinden -> max. 6.000 €
Der finanzielle Vorteil ergibt sich vor allem bei jenen Personen, die das Angebot der Mitfahrbankerl nutzen und somit laufende Kosten für ihren eigenen PKW einsparen. Das Projekt hat keinen Amortisationszeitpunkt, die Bänke sollen einfach möglichst oft für die Bildung von Fahrgemeinschaften genutzt werden sowie öffentliche „Mahnmale“ für nachhaltige Mobilität darstellen.
Mit dem Projekt lassen sich jährlich ca. 30 Tonnen CO2 einsparen, wenn jeden Tag jedes Bankerl für eine Fahrt mit einer durchschnittlichen Länge von 10 km genutzt wird.
Das Projekt befindet sich derzeit auf dem Zielerreichungspfad und wurde bereits im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Das Projekt wird auf der Website des Energiebezirk Freistadt dargestellt.
Rückschläge bzw. Hindernisse im Projekt waren neben Corona (Verschiebung des Projektes um einige Monate) vor allem die Tatsache, 17 Gemeinden mit einem sehr niederschwelligen Projekt zu bedienen. Es gibt viele Punkte, die abgestimmt werden müssen, wie den genauen Standort, die Fahrrichtungen, die Ko-Finanzierung, die Bewerbung, …
Vor allem die Tatsache, dass Gemeinden gänzlich unterschiedlich mit dem Thema umgehen (von Zusage durch den Bgm. bis zu mehrmaliger Beratung im Gemeinderat und Umweltausschuss). Dies macht eine zügige Projektumsetzung schwierig.
Die Idee der Mitfahrbankerl als niederschwellige Möglichkeit der Bildung von Fahrgemeinschaften wurde sehr gut aufgenommen. Da das Projekt noch nicht abgeschlossen ist, kann nicht über Folgeaktivitäten gesprochen werden. Grundsätzlich bringt das Projekt den positiven Effekt mit sich, dass die Bevölkerung über die Möglichkeit von nachhaltiger Mobilität durch die Bildung von Fahrgemeinschaften spricht.
Für andere Gemeinden ist es wichtig, auf rechtliche Notwendigkeiten zu achten (Wem gehört der Grund? Wer darf wen mitnehmen?) und diese in der Projektplanung zu berücksichtigen. Für die Kommunikation nach außen ist es wichtig, Neugierde für das Projekt zu wecken und negativen Stimmen den Wind aus dem Segel zu nehmen.
Es gibt viele Mitfahrbankerl-Projekte in Bayern, die als Vorbild für dieses Projekt zu nennen sind. Als wichtigstes Vorbildprojekt und auch Informationsquelle ist das Mitfahrbankerl-Projekt der KEM-Region Tullnerfeld Ost zu nennen.
Seit 2020:
Managerin der KEM & KLAR! Mühlviertler Kernland,
Energiebezirk Freistadt
2019-2020:
Studentische Mitarbeiterin am Institut für Agrar- und Forstökonomie (AFO),
Universität für Bodenkultur
2017-2018:
Studentische Mitarbeiterin am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
Masterstudium:
Agrar- und Ernährungswirtschaft,
Universität für Bodenkultur Wien
Bachelorstudium:
Umwelt- und Bioressourcenmanagement,
Universität für Bodenkultur Wien
Schule:
BG/BRG Freistadt,
Schwerpunkt Fremdsprachen
„Viele Mitfahr-Apps sind daran gescheitert, dass nur wenige Fahrten angeboten wurden. Die Mitfahrbankerl lösen dieses Problem; sie sind sozusagen eine Echtzeit-Fahrtenbörse. Gerade in der niederschwelligen Herangehensweise des Projektes liegt das große Potenzial. Neben dem Einsparen von Autofahrten ist aber vor allem der soziale Aspekt hervorzuheben.“