Im Juni 2018 wurde ein eCarsharings in Kooperation mit den Stadtwerken Wörgl gestartet. Standort ist in der Gemeinde Brixlegg, welcher auch als öffentlich zugänglicher Ladepunkt genutzt werden kann. Die Nutzer können je nach Nutzungspräferenzen zwischen zwei Tarifen wählen. Das Fahrzeug kann nach einer kurzen Registrierung auf der Gemeinde mittels RFID-Karte oder per App geöffnet und in Betrieb genommen werden. Seit Einführung in Brixlegg kamen noch einige weiterer Gemeinden in Tirol hinzu, sodass langsam ein Netzwerk an eCarsharing-Fahrzeugen im Inntal entsteht. Das Auto dient zudem dem KEM-Management sowie den Bediensteten der Gemeinde Brixlegg als Dienstfahrzeug.
Die KEM Alpbachtal hat sich entschieden, das Projekt eCarsharing gemeinsam mit den Stadtwerken Wörgl umzusetzen. Die Stadtwerke Wörgl sind eines der wenigen Energieversorgungsunternehmen Österreichs, welche tatsächlichen Ökostrom anbieten, der nicht durch den Einkauf von Stromzertifikaten „zu erneuerbarer Energie gemacht“ wird.
Ziel des regionalen EVUs ist, landesweit ein dichtes Netz aus elektrisch betriebenen Fahrzeugen aufzubauen und so einen Anreiz zu schaffen, auf ein teures Zweitfahrzeug zu verzichten und damit Geldbörse, Umwelt und Klima zu schonen. Die KEM Alpbachtal und die Gemeinde Brixlegg wollen ihren Beitrag dazu leisten. Denn, die Elektromobilität kann einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von klimaschädlichen Treibhausgasen leisten: Ein durchschnittlicher Pkw erzeugt rund 200 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilometer, ein e-Auto wie der - in Brixlegg eingesetzte - Nissan Leaf2 Zero Edition 40 kWh hingegen nur rund 50 Gramm - die Produktion der Batterie eingerechnet. eCarsharing ist somit eine einfache Mobilitätslösung für alle, die Kosten sparen und dabei die Umwelt schonen wollen. Wenn das „geteilte“ Auto also nur 4 Zweitfahrzeuge ersetzt, könnten die Gemeinde jährlich bis zu 6 Tonnen CO2 vermeiden und somit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Mit der Installation einer 22kW Ladestation am Parkplatz des Gemeindeamtes wurde gemeinsam mit dem eCarsharing auch eine öffentliche Lademöglichkeit geschaffen.
Das Projekt eCarsharing wurde vom Modellregionsmanagement gemeinsam mit dem e5-Team der Gemeinde Brixlegg umgesetzt. Dazu wurde im September 2017 bereits ein positiver Gemeinderatsbeschluss erreicht. Die Planung und Angebotseinholung fanden im folgenden Herbst statt. Ein Nissan Leaf2 konnte noch im Jänner angeschafft werden und stand bereits ab März – einige Monate vor der österreichweiten Auslieferung zur Verfügung.
Das Fahrzeug wurde in der Anfangsphase bis Mai 2018 ausschließlich vom Polizeiverband zur Parkraumbewirtschaftung in Brixlegg und den umliegenden Gemeinden sowie von den Gemeindebediensteten und dem KEM-Manager als Dienstfahrzeug genutzt.
Am 05.05.2018 erfolgte die offizielle Präsentation im Rahmen des Festes der Brixlegger Wirtschaft.
Weitere Marketingaktionen beinhalteten die Präsentation des Projekts in den Gemeindeblättern der KEM und den lokalen Printmedien. Zudem wurde eine Postwurfsendung der Gemeinde an alle Haushalte zugestellt mit der Einladung zu einer Informationsveranstaltung inkl. Probefahren im Herbst 2018. Beim Herbstfest der Brixlegger Wirtschaft wurde das Fahrzeug nochmals ausgestellt und über die Möglichkeit des eCarsharings informiert.
Zum Projektstart wurde ein Einführungsangebot ausgerufen: Jeder/jede BrixleggerIn konnte das Fahrzeug für 2,50 EUR pro Stunde buchen, ohne kilometerbezogene Kosten. Dies war möglich bis März 2019, danach wurde auf zwei Tarifvarianten „Flex“ und Premium“ umgestellt, wie sie auch in anderen Gemeinden praktiziert werden. Der Sondertarif von 2,50 für den Polizeiverband und das KEM-Management wurde beibehalten.
Momentan nutzen 33 Kunden das eCarsharing, wovon 12 Kunden im Flextarif sind und 5 im Premiumtarif. Die restlichen Benutzergruppen sind der Polizeiverband, das KEM-Management und die Dienstnehmer der Gemeindeverwaltung wie auch der Bürgermeister.
Die Auslastungsanalyse zeigt, dass die Hauptauslastung vom Polizeiverband geleistet wird. Es zeigt sich jedoch auch, dass die Anzahl der Premiumfahrten seit Einführung der Tarifklassen im März 2019 zugenommen hat. Die hohe interne Nutzung im Mai erklärt sich durch eine mehrtägige Reparatur und Wartung des Nissans.
Das Projekt wurde im klimaaktiv mobil Programm „Innovative klimafreundliche Mobilität für Regionen, Städte und Gemeinden“ eingereicht und positiv beurteilt. Der Betrachtungszeitraum erstreckt sich über 3 Jahre von April 2018 bis März 2021 bzw. 36 Monate. Die Gesamtkosten belaufen sich im Betrachtungszeitraum auf Brutto 48.600 Euro inkl. Fahrzeugleasing, Investitionskosten in die Ladeinfrastruktur und laufende Kosten für Hard- und Software und Bewusstseinsbildung.
Aktuell muss festgehalten werden, dass eine Amortisierung des eCarsharings für die Gemeinde in weiter Ferne ist. Die laufenden monatlichen Kosten liegen bei fast 900 Euro brutto, durch die Nutzung des Fahrzeuges werden rund 400 EURO lukriert. Diese Einnahmen halbieren sich in Zukunft nochmals, da der Polizeiverband ein eigenes Elektroauto bekommt, damit das Carsharing-Fahrzeug wieder von der Öffentlichkeit besser genutzt werden kann. Durch vermehrte und zielorientierteres Marketing werden wir versuchen, die Auslastung des Autos in Zukunft zu verbessern.
Unter der Annahme, dass ein Carsharing-Fahrzeug rund 10.000 km im Jahr im Einsatz ist und zumindest 4 Privat-Pkw mit einer durchschnittlichen Fahrleistung von 8.500 km jährlich pro Pkw und 166g direkte CO2-Emissionen ersetzt, ergibt sich eine rechnerische Einsparung durch die Umsetzung der Maßnahme von 5,6 Tonnen CO2 pro Jahr.
Das Projekt eCarsharing wurde im Anfangsstadium und durch regelmäßige Aktionen intensiv beworben. Die Amortisierung der Investition wurde bislang allerdings noch nicht erreicht. Es muss jedoch erwähnt werden, dass seitens der durchführenden Gemeinde nicht die Erwartungshaltung bestand, dass sich das Angebot schnellstmöglich finanziell rechnen muss. Vielmehr wollte man eine Möglichkeit schaffen, den BürgerInnen Elektromobilität kostengünstig zu ermöglichen.
Als ein etwas „nachteilig“ hat sich schlussendlich erwiesen, dass die Parkraumbewirtschaftung durch den Polizeiverband über das Carsharing organisiert wurde. Einerseits wurde dadurch eine sinnvolle Grundauslastung und regelmäßige Einnahmequelle für die Gemeinde geschaffen. Andererseits – vor allem auch durch den Eintritt von zwei weiteren Gemeinden in den Polizeiverband – wird durch die intensive Nutzung der Grundidee des Carsharings nicht mehr Genüge getan, da das Fahrzeug schlicht kaum mehr buchbar war. Daher wurde nun für den Polizeiverband ein eigener kostengünstiger, gebrauchter Renault Zoe angeschafft. Positiv zu vermerken ist dabei, dass Elektromobilität im öffentlichen Sektor für die Bürgermeister der Gemeinden nun derart selbstverständlich ist, dass über die Anschaffung eines fossil betriebenen Fahrzeugs gar nicht mehr nachgedacht wurde.
Dass im Öffentlichen Sektor bei Neuanschaffung eines Fahrzeugs es inzwischen selbstverständlich ist, „elektrisch“ zu handeln, ist sicherlich der erste „Nutzen“ der aus dem Carsharing-Projekt gezogen werden kann. Das KEM-Management hat sich in der Zwischenzeit auch um die Anschaffung von zwei weiteren Elektroautos gekümmert, welche in der Nachbargemeinde ab Herbst als „Dorftaxi“ und für den Sozialdienst eingesetzt werden. Elektromobilität ist im Verwaltungssektor der Region im Jahr 2019 wohl nicht mehr verhandelbar.
Für Gemeinden ist eine realistische Herangehensweise an das eCarsharing absolut zu empfehlen. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich ein derartiges Projekt rasch amortisiert. Vor allem im ländlichen Raum, wo für das eigene Fahrzeug ein Vielfaches an Geld mehr ausgegeben wird als für die eigenen Kinder und – in der Region Alpbachtal – der durchschnittliche Besetzungsgrad bei unter 1,2 liegt, ist es sehr schwer, die Leute zum Carsharing zu motivieren. Auch mit den besten Kostenargumenten sind momentan einfach noch nur wenige überzeugen. Für einige Personen ist eCarsharing aber schon eine fast vollwertige Alternative zum Autobesitz, zumindest aber zum Besitz eines Zweitwagens. Zudem muss oftmals erst das Angebot geschaffen werden um eine Nachfrage zu erzeugen und das kann auch als eine Aufgabe der Gemeinden gesehen werden. Wenn ein flächendeckendes Netz zur multimodalen Mobilität unter Einbindung des öffentlichen Verkehrs geschaffen wird, wird sich auch das Carsharing im ländlichen Raum in Zukunft durchsetzen.
Geograph mit den Fachgebieten Geoinformation und Umweltänderungen. Studium an der Universität Wien. Bis 2014 Klimaforschung an der ZAMG in Wien mit Schwerpunkt Klima-Gletscher-Beziehungen. Mitautor von „Unser Klima. Was wann warum“ (ZAMG, Hrsg.). Von 2014-2018 am alpS - Zentrum für Klimawandelanpassung in Innsbruck, Schwerpunkte Energieentwicklung in Kommunen sowie Klimawandel und Tourismus. Seit März 2017 KEM-Manager im Alpbachtal.
"Der Einführung ging ein relativ langer politischer Überzeugungsprozess voraus, schlussendlich konnte aber gemeinsam mit dem e5-Team die Anschaffung durchgesetzt werden. Ein Pluspunkt in der Startphase war, das Fahrzeug dem Polizeiverband zu Parkraumüberwachung in 4 Verbandsgemeinden zur Verfügung zu stellen. Dadurch wurde eine gewisse Grundausleistung und Teilamortisierung der monatlichen Kosten erreicht. Nachdem aber weitere zwei Gemeinden in den Dienstradius aufgenommen wurden, ist das Fahrzeug so häufig blockiert, dass der Grundgedanke des sharings nicht mehr erfüllt ist. Daher wurde ein zweites e-Auto für den Polizeiverband angeschafft, wodurch das Carsharing-Fahrzeug wieder den Bürgern öfter zur Verfügung steht. Aktuell gibt es 33 angemeldete Nutzer und das Auto lief 15.000 km im ersten Betriebsjahr."