Ursprünglich als „einfacher“ Pedibus geplant, entwickelte sich aus der Kooperation mit dem Mobilitätsmanagement der NÖ.Regional GmbH ein umfassendes Mobilitätsprojekt. So wurden in der Volksschule Gloggnitz zahlreiche Aktionstage veranstal- tet, etwa zum Thema "Sicher und bequem am Bahnhof und im Zug", der Schulweg wurde besprochen, ein Schulwegplan für den derzeitigen und auch für den neuen Standort der VS Gloggnitz erstellt, Verkehrserziehungsmaßnahmen durch die örtliche Polizei durchgeführt, Workshops zum Thema Mobilität abgehalten sowie die geplanten Pedibus-Linien umgesetzt.
Zentrales Element des Projekts war die Vernetzung lokaler und regionaler Akteure wie Schule, Elternverein, Stadtgemeinde, Klima- und Energiemodellregion Schwarzatal, Mobilitätsmanagement NÖ.Regional sowie VOR (Verkehrsverbund Ost-Region), KfV und ÖBB.
Das Projekt "Mobilitäts-Schule Gloggnitz“ hatte folgende Ziele: Reduktion des motorisierten Individualverkehrs, Erhöhung der Verkehrssicherheit insbesondere im unmittelbaren Schulumfeld, Förderung der selbständigen und aktiven Mobilität der Schüle- rInnen, Kompetenzbildung in Hinblick auf die Nutzung des öffentlichen Verkehrs, Bewusstsein über den Energieverbrauch von Verkehrsmitteln schaffen.
Folgende Maßnahmen und Aktionen wurden umgesetzt: Pedibus mit zwei Linien, der sich aus ungefähr 20 Kindern und zehn freiwilligen Begleitpersonen zusammensetzte, Aktionstag „Mit Zug und Bus unterwegs – Mein Fahrplan!“ (Kennenlernen und lesen von unterschiedlicher analoger und digitaler Fahrplaninformation), Aktionstag "Sicher und bequem - Am Bahnhof und im Zug" (Sicherheitsschulung am Bahnhof und im Zug), Erstellung eines Schulwegplans für den derzeitigen und neuen Schulstandort mit Hilfe des KfVs, Verkehrserziehung durch die lokale Polizei, Workshop zum Thema Schulweg und Energieverbrauch abgehalten vom MRM, Mobilitätsworkshops mit dem Klimabündnis, Teilnahme an der Klimameilen-Kampagne.
Im Rahmen des Aktionstages „Mit Zug und Bus unterwegs – Mein Fahrplan“ lernten SchülerInnen der 4. Klasse Volksschule inter- aktiv unterschiedliche Möglichkeiten kennen, Fahrpläne zu lesen und selbst zu erstellen. Dafür reisten die Vertreter des VOR mit einem Tablettscreen an, auf dem die Kinder mit der VOR App „AnachB“ Routen, sog. Mobilitätswegeketten, selbst zusammenstel- len konnten. Die MitarbeiterInnen der ÖBB Personenverkehr AG planten mit den Kindern mit Hilfe von ÖBB Scotty am Laptop eine Reise und das Mobilitätsmanagement Industrieviertel unterstützte beim Lesen von analogen Fahrplanaushängen.
Die Kinder hatten Spaß daran unterschiedliche Aufgaben an den einzelnen Stationen zu lösen. Für jede richtige Antwort gab es einen Stempel im Sammelpass und zum Schluss einen kleinen Preis.
Ziel der Aktion war der Kompetenzerwerb in Hinblick auf selbständige Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Dies ist beson- ders vor dem Übertritt von der Volksschule in die NMS oder ins Gymnasium wichtig, da dies oft einen weiter entfernteren Schul- weg mit sich bringt.
Zu den umgesetzten Maßnahmen gehörten auch die temporäre Schließung des Schulvorplatzes und die Information über alterna- tive Parkmöglichkeiten, die zu einer merkbaren Beruhigung der Verkehrssituation geführt haben.
Das Projekt setzte stark auf die Vernetzung lokaler und regionaler Akteure wie der Schule, der Stadtgemeinde, der KEM Schwarz- atal, dem Mobiliätsmanagement der NÖ.Regional, dem Verkehrsverbund-Ostregion unter Einbindung nationaler Schlüsselorgani- sationen wie die ÖBB PV AG und dem KfV. Finanzielle Unterstützung gab es vorwiegend von der KEM Schwarzatal (z.B. Produktion der Pedibus-Schilder, Klimabündnis-Workshops, Preise, …). Es wurde weitgehend darauf geachtet, die kostenlosen Angebote im Themenfeld zu nutzen, zu bündeln und sinnvoll zu verknüpfen und die Potenziale des Netzwerks auszuschöpfen. Freiwilligenar- beit in Form der Schulwegpolizisten und des Elternvereins ist eine weitere wertvolle Säule des Projektes.
"Mobilitätsnetzwerke nutzen und schaffen, Kompetenzen sichtbar machen und ausbilden" unter diesem Motto stand das Projekt. Innerhalb der Gemeinde, der Schule und der Region gibt es eine Vielzahl an Kompetenzträgern und Akteuren im Themenfeld Mobilität, die vernetzt auf die Bedürfnisse der Schulkinder, der Eltern, der Schule und der Stadtgemeinde reagieren können. Kompetenzen und Wissen werden sichtbar, eingesetzt und aufgebaut. Den Kindern werden Werkzeuge und Wissen mitgegeben, die sie Großteils spielerische erarbeiten. So werden sie zu Kompetenzträgern in der Mobilität nicht nur für sich selbst, sondern können das erworbene Wissen innerhalb der Familie weitergeben. Damit soll Bewusstsein für eine umweltfreundliche Mobilität auch außerhalb des engen Schulkreises geschaffen werden.
ZEITABLAUF:
Dezember 2016: Vorgespräche mit Gemeindevertretern Stadtgemeinde Gloggnitz und die ausdrückliche Zusage, einen Pedibus zu unterstützen.
Februar 2017: Vorbesprechung Pedibus: Direktorin/ Elternvereinsobfrau/ Politik/ MRM März 2017: Abhaltung Workshops: Momo I, Momo Outdoor, Zugschule
Juni 2017: Erste Vorbereitungen, Besprechung Elternvereinsobfrau/ Politik / MRM / erstmals: Mobilitätsmanagement NÖ.Regional
Inhalt: Detailinformationen bezgl.: Versicherung, Ablauf, Einschulung der Eltern, notwendige Unterstützung durch Gemeinde, etc.
September 2017: Besprechung Pedibus: Politik / neuer Direktor / Elternvereinsobfrau / MRM -> Festlegung: Ab 9.4.2018 über einen Zeitraum von VIER WOCHEN werden die Schüler in der FRÜH ZU FUSS in die Schule begleitet. = Pilotprojekt Pedibus Diskussion möglicher Routen
Besprechung begleitende Maßnahmen Pedibus: Lehrerin / MRM
Oktober 2017: Mobilitätsworkshops MOMO Outdoor, MOMO I, Zugschule-> Klimabündnis NÖ November 2017: Workshop „Mein Schulweg“ (3a Klasse) -> MRM
Jänner 2018: Planung und Terminkoordination Aktionstag, Abklärung Schülerlotsenversicherung (Britta Fuchs, Mobilitätsma- nagement)
Februar 2018:
Feinplanung Pedibus: Elternverein/ Politik/ Direktor/ Mobilitätsmanagement / MRM Festlegung Routen
Gestaltung Bilder für Pedibus-Haltestellen-Schilder (im Rahmen des Zeichenunterrichts) Informationen an die Eltern bzgl. Pedibus und persönliche Gespräche mit interessierten Eltern Februar/ März 2018:
Erstellung eines Schulwegplans durch das KfV Teilnahme an der Klimameilen-Kampagne
Aktionstage „Mit Zug und Bus unterwegs – Mein Fahrplan“, „Sicher und bequem - Am Bahnhof und im Zug“ März 2018:
Elternabend: Detailvorstellung Pedibus, Beantwortung Fragen und Suche nach Schulwegspolizisten
Erstellung des Pedibus-Fahrplanes inkl. Einteilung der Schulwegpolizisten, Erstellung und Montage Haltestellenschilder
März/ April 2018:
Anmeldung Schulwegpolizisten (wegen Versicherung)
Einschulung der Schulwegpolizisten durch die Polizei, gemeinsames Abgehen der beiden Routen April 2018: Start Pedibus (über 3 Wochen) + Öffentlichkeitsarbeit
September 2018: Wiederholung bzw. Umsetzung der Pedibus-Aktion + Öffentlichkeitsarbeit
Experten: Mobilitätsmanagement der NÖ.Regional.
Ein Ziel, war es aufzuzeigen, dass man so ein Projekt mit relativ geringen Kosten umsetzen kann, indem man die vorhandenen Angebote nutzt. Natürlich war es hilfreich, dass die VertreterInnen der NÖ.Regional und der KEM Schwarzatal über ein großes Netzwerk verfügen und leichter auf das vorhandene Angebot zugreifen können.
KOSTEN: Layout und Herstellung Pedibus-Tafeln (250 EUR), Workshops Klimabündnis (11x 100 EUR), Preise für Kinder (Klimamei- lensammeln, 100 EUR), Frühstück mit Pedibus-FahrerInnen (Schulwegpolizisten, 100 EUR)
kostenlos: Warnwesten für Pedibus-Kinder, Leistungen des Bauhofs (Schilder montieren), Einschulung durch Polizei, ehrenamtli- che Pedibus-FahrerInnen, …
Sämtliche Kosten wurden von der KEM Schwarzatal übernommen.
Die CO2-Einsparung ist nicht genau nachweisbar. Es wurden jedoch während der Pedibus-Phase definitiv weniger Kinder mit dem Auto in die Schule gebracht.
Die VS Gloggnitz wird von ca. 200 Kindern besucht. Wenn man davon ausgeht, dass zumindest ein Elternteil jedes Kindes von den Aktionen erfährt oder mitmacht, dann werden mindestens 300 Personen erreicht. Durch die Bewerbung, Berichterstattung in lokalen, regionalen und sozialen Medien sowie die erhöhte Präsenz von Kindern zu Fuß im Stadtbild und die damit verbundene Aufmerksamkeit erhöht sich diese Zahl. Die Aktionen tragen zudem zu CO2-Einsparungen ein, da sie Bewusstsein für aktive Mobi- lität und Multimodalität im öffentlichen Verkehr schaffen und Kompetenzen in Hinblick darauf aufbauen.
Auszeichnungen: Das Projekt wurde mit dem VCÖ-Mobilitätspreis Niederösterreich 2018 ausgezeichnet.
Das Projekt wurde medial in den Regionalmedien, in den sozialen Medien und im Gemeindeblatt der Stadtgemeinde vorgestellt. Mit dem Gewinn des VCÖ-Mobilitätspreises konnte die öffentliche Aufmerksamkeit noch einmal erhöht werden.
Das Projekt hat sich aufgrund eines Wechsels der Volksschuldirektion verzögert. Rückschläge gab es keine, es hat sich aber ge- zeigt, dass ohne das professionelle Projektmanagement von Frau Fuchs (Mobilitätsmanagement NÖ Regional) das Projekt einige Male ins Stocken geraten wäre.
Ein wesentlicher Aspekt des Projektes war die Zusammenarbeit von zahlreichen Akteuren aus dem Bereich Mobilität. Es ist ge- lungen mit relativ wenig finanziellem Aufwand ein herzeigbares Projekt auf die Beine zu stellen. Voraussetzung war einerseits das grundsätzliche Vertrauen der Schulleitung in die beiden federführenden Organisationen – dem Mobilitätsmanagement der NÖ.Regional und der KEM Schwarzatal – und das gut gesponnene Netzwerk ebendieser beiden Akteure.
In Zukunft kann die Schule auf dieses Netzwerk und die gewonnen Kontakte zurückgreifen und jederzeit ähnliche Projekte wie- derholen. Ein Pedibus-Projekt in der Stadtgemeinde Neunkirchen konnte bereits von den gewonnen Erfahrungen profitieren und damit wesentlich rascher umgesetzt werden.
Während und nach dem Projekt wurde auch das Angebot der NÖ.Regional für Pedibus-Projekte verfeinert (https://www.noeregional.at/projekte/pedibus/)
Für die Umsetzung eines Pedibus-Projektes essentiell sind ein gut funktionierender Elternverein und engagierte Eltern. Ebenfalls wichtig ist die rechtzeitige Einbeziehung aller beteiligten Akteure (Gemeinde, Polizei, Bauhof, LehererInnen, Direktion und Part- ner-Organisationen).
Obwohl ein Pedibus grundsätzlich zu Schulanfang am meisten Sinn macht, weil die Kinder der ersten Klassen so schnell und ge- fahrenlos ihren Schulweg kennenlernen können, hat sich die Pilotphase nach den Osterferien als absolut richtig herausgestellt. Einerseits sieht man bei diesem Probelauf, ob alles funktioniert und alles bedacht wurde und andererseits ist im September schlicht keine Zeit sich mit dem Pedibus auseinanderzusetzen. Mit der Pilotphase im April ist die Umsetzung am Schulanfang aber einfach und reibungslos möglich
Motivierend waren die vielen umgesetzten Pedibus-Projekte im Westen Österreichs und die Grundidee an und für sich.
Studium FH Burgenland Informationstechnologie, Abschluss 2003; Energieberater A-Kurs; Lehrgang Kommunaler Energie- und Umweltmanager 2023;
Seit Jänner 2013 angestellt bei LEADER-Region NÖ-Süd (Entwicklung der Ländlichen Regionen, EU-Bund-Land-Programm zur Förderung der Wirtschaft und Entwicklung der ländlichen Regionen: Förderabwicklung, PR & Marketing; Seit Nov. 2021: zuständig für die KEM Schwarzatal)
"Ursprünglich wollten wir nur den ersten, funktionierenden Pedibus in der KEM auf die Beine stellen. Nach relativ vielen Gesprä- chen und Überzeugungsarbeit hat man sich darauf geeinigt nach den Osterferien einen Pilotversuch mit dem Pedibus zu machen und bei Erfolg diesen dann zu Beginn des nachfolgenden Schuljahrs tatsächlich umzusetzen. Als begleitende Maßnahmen wurden von Seiten der KEM Schwarzatal passende Workshops vom Klimabündnis gebucht und die Schule machte beim Klimameilensam- meln mit. Auf Initiative von Frau Dr. Britta Fuchs, Mobilitätsmanagerin der NÖ.Regional, konnten zusätzlich eindrucksvolle Akti- onstage rund um das Thema „Öffentlicher Verkehr“ umgesetzt werden, sodass wir letztendlich aus dem Pedibus ein „rundes“ Mobilitätsprojekt machen konnten."