Die Neuerrichtung der Ortsdurchfahrt durch Großschönau (B119) bot 2016 die einmalige Möglichkeit das Thema Mobilität ganz-heitlich zu betrachten. Die Nebenflächen und Anbindungen waren dabei von der Gemeinde Großschönau zu erneuern. Ein Schwerpunkt im Rahmen der Umgestaltung lag somit auch auf der Verbesserung im Bereich fußläufiger und vor allem Fahrrad-Mobilität. Die Forcierung des Radverkehrs sollte vor allem durch die Errichtung eines Radweges erreicht werden. Zahlreiche Begleitmaßnahmen, wie die Errichtung von 100 Fahrrad-Abstellplätzen im Gemeindegebiet, die Installation eines Leitsystems (einer Beschilderung) in und von allen Dörfern zu den Freizeitanlagen, Kauf- und Gasthäusern sowie den öffentlichen Einrichtun-gen, ein E-Bike-Verleih in der Gemeinde und bewusstseinsbildende Maßnahmen rundeten das Angebot im Bereich Radverkehr ab.
In einem Projektmarathon montierte die Landjugend die Beschilderung und 100 Radständer in der Gemeinde und führte eine Bevölkerungsbefragung zur Forcierung des Radverkehrs durch. Ergebnis: Eine verbesserte Radinfrastruktur und Gemeinschaftsak-tionen motivieren zum Radfahren. Interessant: 68 % der Befragten nutzen das Rad zur sportlichen Betätigung, 16 % für Freizeitak-tivitäten und nur 8 % für den alltäglichen Gebrauch.
Ein Grund für den geringen alltäglichen Fahrradeinsatzes ist sicherlich durch das hügelige Gelände gegeben, welches nur mit Elektro-Fahrrädern eine alltagstaugliche Nutzung gewährleistet. Zur Bewerbung von E-Bikes stellt die Gemeinde deshalb zwei Elektro-Fahrräder mit Transportkorb kostengünstig zur Verfügung.
Ziel war es, diese einmalige Chance zu nutzen, um alle 13 Dörfer der Gemeinde für den Alltags-Radverkehr nutzbar zu machen
und die Bevölkerung somit zum Umstieg auf das Rad zur Erledigung von Alltagswegen zu motivieren.
Planungsphase: Anfang 2016
Aufgrund der geplanten Neuerrichtung der Ortsdurchfahrt durch Großschönau begannen Planungen zur Gestaltung der Nebenfläche (und somit auch des Geh- und Radweges) in der Gemeinde.
Experten, wie Straßenplaner oder eine Beratung durch die NÖ Regional GmbH zum Thema Radverkehr und möglichen Förderungen, wurden in Anspruch genommen.
Eine Fördereinreichung bei klimaaktiv:mobil wurde durch die Modellregionsmanagerin in Abstimmung mit der Gemeinde durchgeführt.
Umsetzungsphase: April bis September 2016
Von April bis September wurde der Geh- und Radweg errichtet, der E-Bike-Verleih initiiert, die Beschriftungstafeln bzw. das Leitsystem angefertigt, etc.
Im September und Oktober wurden im Rahmen des Projektmarathons die Beschilderung und die 100 Radständer von der Landjugend montiert. Ebenfalls wurde die Bevölkerungsbefragung zur Forcierung des Radverkehrs durchgeführt. Weiters wurde eine große Veranstaltung zur Eröffnung des Radweges organisiert.
Umweltrelevante Kosten: 163.000 €
Förderung durch Bund und ELER: 79.000 €
Die geplanten Umsetzungsmaßnahmen betreffen die Zielgruppe der BürgerInnen und die der Gäste der Region. Der jährliche Umwelteffekt wurde für beide Zielgruppen getrennt berechnet.
Durch die Umsetzung der Maßnahmen können insgesamt jährlich rd. 7,35 Tonnen CO2, 8,24 kg NOx, 0,26 kg Partikel und 28.339 kWh eingespart werden.
Alle Projektziele konnten erreich werden (Errichtung des Radweges, Montage der Radständer, Beschriftung des Radweges, Einrichtung eines E-Bike-Verleihs, erste bewusstseinsbildende Maßnahmen, wie Umfrage und Eröffnungsveranstaltung). Natürlich müssen vor allem die bewusstseinsbildenden Maßnahmen auch in Zukunft noch fortgesetzt werden.
Das Projekt wurde mit dem Radland NÖ-Preis nominiert. Es wurde in regionalen Medien und auf vielen Homepages (Gemeinden, KEM, ENU, etc.) sowie im KEM-Newsletter präsentiert. Bei der Eröffnungsveranstaltung am 4. September 2016 wurde es der Bevölkerung vorgestellt. Da die Besucher zu einer Anreise mit dem Rad zur Eröffnungsveranstaltung motiviert wurden, war diese Veranstaltung auch gleich eine große bewusstseinsbildende Maßnahme.
Das Projekt wurde in der Bevölkerung vielfach diskutiert: es gab und gibt viele Befürworter, die einen Radweg als Grundvoraussetzung für ein sicheres Radfahren in Großschönau sehen. Natürlich gibt es auch Kritiker – vor allem jene – die nie mit dem Rad unterwegs sind und somit einen Radweg in einer kleinen ländlichen Gemeinde nicht als notwendig erachten. Nichtsdestotrotz ist es toll, dass das Projekt derart stark in der Bevölkerung diskutiert wurde und wird und somit kommt das Thema Radfahren in alle Munde. Und das ist eine Grundvoraussetzung, damit Leute zu einem Umstieg auf das Rad motiviert werden.
Positiv erwähnt werden kann vor allem die Kooperation mit der Landjugend. Diese hat sich im Rahmen des Projektmarathons (einer österreichweiten Aktion der Landjugend, wo in 42 Stunden ein Projekt umgesetzt werden muss) u.a. mit dem Thema Radverkehr gewidmet. Neben der Montage der Radständer und Anbringung der Beschriftungen, wurden durch die Jugendlichen auch Befragungen durchgeführt und eine wirklich tolle Eröffnungsveranstaltung, zu der alle Teilnehmer mit dem Rad anreisten, organisiert. Durch diese Kooperation konnte vor allem die junge Bevölkerung mit ins Boot geholt und zum Radfahren motiviert werden.
Gleichzeitig bewirkt dies auch Folgeaktivitäten: So hat die Landjugend in den nächsten Jahren Radwandertage geplant.
Ähnliche Projekte sind nicht bekannt. Motivierend war sicher die tolle Zusammenarbeit zwischen allen involvierten Stakeholdern bei diesem Projekt: So erfolgte z.B.: die Planung des Geh- und Radweges durch die Gemeinde in Kooperation mit der Straßenbauabteilung und Straßenplanern, mit einer Mobilitätsberatung durch die NÖ Regional GmbH und in laufender Abstimmung mit der Klima- und Energiemodellregion. Auch der e5-Betreuer von der ENU war in die Entwicklung miteingebunden. Auch bei der Umsetzung wirkten viele Gruppen mit. Neben der Gemeinde bzw. den Gemeindemitarbeitern wirkten vor allem örtliche Baufirmen mit. Aber auch die Klima- und Energiemodellregion war in die Prozesse aktiv miteingebunden (z.B.: Empfehlungen für qualitativ hochwertige Radständer, Entwicklung des Beschilderungskonzeptes), ebenso das e5-Team, der Gemeinderat und ganz stark die Landjugend Großschönau, die einen Großteil der Umsetzungsarbeiten (Beschilderung Radweg, Montage Radständer, Erstellung Radkonzept inkl. Umfrage, Organisation der Eröffnungsveranstaltung) durchführte.
„Mit dem Projekt „Radmobilität in der Gemeinde“ schafft es die e5-Gemeinde Großschönau sich dem Zukunftsthema Radfahren zu widmen. Durch den neuen Radweg und die Beschilderung können nun alle 13 Dörfer der Gemeinde im Alltag mit dem Rad erreicht werden. Neue Radabstellanlagen bei frequentierten Plätzen bilden die Grundlage, damit die Bevölkerung auf das Rad umsteigt. Mit zusätzlicher Bewusstseinsbildung wollen wir die Leute auch dazu motivieren.“