Der dritte Mann

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greenstarter im Porträt. Stromnetzbetreiber könnten Batteriespeicher gut gebrauchen, dürfen aber nach EU-Recht keine besitzen. Energieerzeuger dürfen, zögern aber noch. Flexbatt, ein Start-up rund um drei Siemens-Mitarbeiter, darf und will als unabhängiger Dritter netzdienliche Stromspeicher betreiben.

Die Energiewende führt zu steigendem Stromverbrauch, und mit dem Ausbau erneuerbarer Stromerzeugungsanlagen laufen auch die Zeiten von Strombedarf und -erzeugung weiter auseinander. An sonnen- und windreichen Tagen führt das mitunter sogar zu Negativpreisen an den Strombörsen. „Wenn man sieht, dass Wasserkraftwerke Wasser über den Damm ableiten, statt Strom zu produzieren, weil am Strommarkt gerade negative Preise herrschen, blutet mir das Herz“, sagt Lukas Kinner.

Speichern statt verschwenden. Gemeinsam mit seinen Kollegen Sotirios Pappas und Aleksandar Petruljevic arbeitet Kinner an Software im Bereich von Smart Metering und Netzbetrieb. Daher wissen die Gründer, wie wichtig Speicher als ausgleichendes Element  zu den volatilen erneuerbaren Stromquellen sind. Das zeigt auch eine Studie des AIT aus dem November 2019, die neben dem Nutzen der Speicher für Netzbetreiber auch eine einfache Antwort auf die komplizierte rechtliche Situation aufzeigt: „Im derzeit geltenden Regulativ gibt es keine Einschränkung, dass Netzbetreiber ein Drittunternehmen für den Betrieb eines Speichersystems an einem spezifischen Ort und mit einer spezifischen Anwendung entschädigen.“

Genau diese Rolle des „Drittunternehmens“ möchte Flexbatt einnehmen: nämlich mobile Stromspeicher mit bis zu 600 Kilowattstunden liefern, möglichst nahe am Transformator anschließen und betreiben. Neben Verteilernetzbetreibern sieht Kinner auch größere Energiegemeinschaften als potenzielle Kund:innen. „Die Speicher sollen vorrangig dem sicheren und flexiblen Netzbetrieb dienen und marktoptimiert betrieben werden – was sich meistens deckt“, erklärt Kinner. „Es geht darum, faire Preise für alle Beteiligten bei der Ein- und Ausspeisung zu finden.“

Flexibilität. Mit einem ersten potenziellen Kunden ist Flexbatt bereits im Gespräch, nach weiteren ist das Start-up auf der Suche. Bei der Batterietechnologie geht Flexbatt gerne auf Kund:innenwünsche ein. Kinner sieht die Speicher einerseits als langfristigen Service für Netzbetreiber, da sie helfen, Überlastungen zu vermeiden, Netzverluste zu reduzieren und die Spannungsqualität zu erhöhen. Andererseits sollen die Speicher-Container auch als Überbrückung bis zur Realisierung von anstehenden Netzausbauten dienen. Sind diese abgeschlossen, kann der Container dorthin verlagert werden, wo es gerade knapp in den unteren Netzebenen wird und der Ausbau der Erneuerbaren eingebremst zu werden droht.

Flexbatt sucht nach Verstärkung für die Business-Planung und die rechtlichen Aspekte sowie nach Investor:innen. Mit der Gründung einer GmbH möchte man sich noch etwas Zeit lassen. An greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, schätzt Kinner die sehr gute Vernetzung, die 10.000 Euro Startkapital und ein sehr konstruktives Feedback im Rahmen der Coachings.

Marktlücke. Noch arbeiten die drei Gründer Vollzeit und treiben ihr Start-up – abgestimmt mit dem Arbeitgeber – in ihrer Freizeit voran. Wirft man einen Blick auf die verfügbaren Netzanschlusskapazitäten der österreichischen Umspannwerke, müsste die Kundschaft freilich bald bei Flexbatt Schlange stehen. Denn es gibt immer mehr Umspannwerke, deren Betreiber keine freie Kapazitäten ausweisen. Wer in solchen Regionen auch nur eine kleine PV-Neuanlage errichten möchte, muss zittern, ob die Überschüsse ins Netz eingespeist werden dürfen.

 

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