Der Energiegenosse

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KEM-Manager im Porträt. Er bringt Photovoltaik auf die Dächer, LED-Leuchten und E-Cars auf die Straße. Herbert Pölzlberger, Manager der Klima- und Energie-Modellregion Eferding und Geschäftsführer der Energiegenossenschaft Region Eferding, wird nicht müde, das Land zwischen Passau und Linz energieeffizienter zu gestalten.

Die Angebote liegen auf dem Tisch, aber wer wird den Zuschlag bekommen? In diesen Tagen fällt die Entscheidung über das derzeit größte Projekt der Klima- und Energie-Modellregion Eferding*. Die Straßenbeleuchtung soll auf LED umgestellt werden. Konkret geht es um 700 Leuchten in sechs Gemeinden – das entspricht einem Viertel aller Lichtpunkte innerhalb der KEM. „Damit werden wir eine Energieeinsparung von rund 110.000 Kilowattstunden pro Jahr erzielen“, freut sich KEM-Manager Herbert Pölzlberger. Finanziert wird das Projekt durch Contracting sowie eine Förderung des Landes Oberösterreich.

In neuem Licht erstrahlt auch das Bezirksalten- und Pflegeheim (BAPH) Eferding. Im Sommer wurden 754 Leuchtkörper ausgetauscht. Das ergibt ein Minus von rund 60.000 Kilowattstunden pro Jahr. Auch hier erfolgt die Finanzierung über Contracting. „Die Investitionen amortisieren sich innerhalb von fünf Jahren“, rechnet Pölzlberger. Jedes Zimmer der betagten BewohnerInnen wurde zudem mit einem Nachtlicht zur Orientierung ausgestattet. So konnte verhindert werden, dass, wie bisher üblich, das Licht in den Badezimmern die ganze Nacht lang brennt.

eGen. Trägerorganisation der KEM Eferding ist die 2012 gegründete Energiegenossenschaft Eferding eGen, als deren Geschäftsführer Pölzlberger fungiert. Sie setzt neben Contractingprojekten auch Photovoltaikanlagen mit Bürgerbeteiligung um und bietet seit März 2015 E-Carsharing an. Inzwischen sind vier Fahrzeuge in vier Gemeinden – Eferding, Hinzenbach, Fraham und Hartkirchen – stationiert.

Seit Dezember 2012 konnten bereits 17 Photovoltaikanlagen mit dem Geld der BürgerInnen errichtet werden. Gemeinsam erreichen die 2.700 Module eine Leistung von 428 Kilowattpeak. Vier Fünftel des Stroms wird zum gesetzlichen Ökostromtarif ins Netz eingespeist, ein Fünftel wurde mit Contractingverträgen errichtet und dient der Eigenversorgung der jeweiligen Gebäude. Das Anlagenmonitoring stellt sicher, dass allfällige Störungen rasch erkannt werden. Wer genau wissen will, wie viel Strom die Anlage liefert, in die er oder sie investiert hat, kann die monatlichen Erträge online abrufen.

Dächer als Kraftwerke. Heuer beschäftigt sich Pölzlberger mit Photovoltaikanlagen für Mehrfamilienhäuser. 80 geeignete Objekte konnte er identifizieren und nahm Kontakt mit den Wohnbaugesellschaften und Hausverwaltungen auf. „Ich hoffe, dass wir mindestens fünf Projekte initiieren und begleiten können“, so der KEM-Manager. „Auch hier wäre eine Finanzierung über Bürgerbeteiligung oder Contracting möglich.“

Der öffentliche Verkehr ist Pölzlberger ebenso ein großes Anliegen. Die Bahnverbindung nach Linz, die LILO, wurde Ende 2016 in eine Schnellbahnlinie umgewandelt. Wirklich schnell ist sie mit mindestens 40 Minuten Fahrzeit für die rund 25 Bahnkilometer allerdings noch nicht. Schuld daran sind zahlreiche unbeschrankte Bahnübergänge. Nun sollen einige Übergänge mit Signalanlagen ausgestattet und andere aufgelassen werden. Auch ein Anrufsammeltaxi für Eferding wird vorbereitet. „Dabei haben wir festgestellt, dass es noch keine gute Software für Anrufsammeltaxis gibt, die zur optimalen Routenplanung dient und mit der die NutzerInnen ihre Fahrtwünsche online bekannt geben können“, sagt Pölzlberger und reichte kürzlich beim Klima- und Energiefonds ein entsprechendes Leitprojekt ein.

 

Gemeinsam unterwegs. „Wir haben die Mitfahrplattform flinc beworben, unter anderem mit Foldern an alle Unternehmen und mit einem Videospot, der auch im Regionalfernsehen lief“, erklärt Pölzlberger. 400 neue NutzerInnen konnten gewonnen werden. Die Angebote und Suchen haben sich verdoppelt und die zustande gekommenen gemeinsamen Fahrten verdreifacht. „Was wir natürlich nicht wissen, ist, wie viele Leute nun dauerhaft gemeinsam fahren, da diese ja die Plattform nicht mehr benötigen.“

Immer wieder kooperiert Pölzlberger auch mit den Schulen seiner Region. So betätigten sich Maturantinnen der HAK Eferding als Mobilitätsforscherinnen, der KEM-Newsletter berichtete. Derzeit entwickeln SchülerInnen der HTL Grieskirchen – ebenfalls im Rahmen einer Maturaarbeit – eine Energiemanagement-Software für öffentliche Gebäude. Dabei nutzen sie die in der Region flächendeckend installierten Smart Meter. Die App soll deren Daten analysieren und bei signifikanten Abweichungen im Stromverbrauch die BetreiberInnen der Gebäude verständigen, damit sich diese rasch auf die Suche nach der Ursache für den Mehrverbrauch begeben können.

Fundierte Ausbildung. Pölzlberger selbst absolvierte die HTL für Maschinenbau und Betriebstechnik Vöcklabruck, den Masterlehrgang für Facility-Management an der Donauuniversität Krems sowie einen Energieberaterkurs für Betriebe und Institutionen. 2009 machte er sich als Energieberater selbständig, 2011 wurde er KEM-Manager.

Entspannung findet der Vater einer 14-jährigen Tochter und eines 12-jährigen Sohns vor allem in seinem Garten in St. Marienkirchen an der Polsenz. Außerdem tritt er gerne in die Pedale und radelt  in der warmen Jahreszeit auch zu seinem Arbeitsplatz in Eferding. Obwohl sein Herz für die Region Eferding schlägt, zieht es ihn immer wieder auch in die Ferne. Inzwischen hat er 45 Länder bereist, um Land und Leute kennenzulernen. Zuletzt erkundete er im Februar 2017 Vietnam auf eigene Faust.

 

* Die KEM Eferding besteht aus den Gemeinden Alkoven, Aschach an der Donau, Buchkirchen, Eferding, Haibach ob der Donau, Hartkirchen, Hinzenbach, Pram, Prambachkirchen, Pupping, Scharten, St. Marienkirchen an der Polsenz und Stroheim.