Wenn das Geld zum Heizen fehlt

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Als erste KEM-Managerin widmet sich Katharina Fuchs im Schwarzatal dem Thema Energiearmut, von dem rund zehn Prozent der österreichischen Haushalte betroffen sind. Sie führt bestehende Unterstützungsangebote zusammen, informiert Betroffene darüber und vernetzt die Helfer:innen untereinander sowie mit Behörden.

Die Statistik Austria definiert Energiearmut in einer Studie so: Haushalte gelten als energiearm, wenn sie trotz niedrigen Einkommens hohe Energiekosten tragen müssen, oder wenn sie weniger Energie nutzen können, als notwendig oder angemessen wäre. 2019 konnten rund 94.000 in Österreich lebende Personen ihre Wohnung nicht ausreichend warm halten, 115.000 Haushalte hatten trotz unterdurchschnittlichen Einkommens überdurchschnittliche Ausgaben für die Wohnenergie zu stemmen. Wie die quartalsweisen „So geht’s uns heute“-Erhebungen im Auftrag des Sozialministeriums zeigen, geben inzwischen bereits rund 400.000 Haushalte* an, ihren Wohnraum nicht mehr angemessen beheizen zu können. Das ist jeder zehnte Haushalt.

„Mich erreichen wöchentlich Anrufe von verzweifelten Menschen, die sich Strom und Heizen nicht mehr leisten können: Mindestpensionist:innen, Alleinerziehede, aber teilweise auch Familien, in denen beide arbeiten, und es sich trotzdem nicht mehr ausgeht“, wird Katharina Fuchs, Managerin der KEM Schwarzatal, in der NÖN zitiert. Es sei kaum zu glauben, dass dieses Thema in der öffentlichen Diskussion bislang fast nie aufgegriffen wurde, meint sie. So verschaffte sich Fuchs einen Überblick über alle regional relevanten Hilfsangebote und startete mit reger Unterstützung ihrer Mitgliedsgemeinden ein Projekt, das der Energiearmut entgegenwirken soll.

Was tun? „Es gibt in Österreich bereits eine Reihe guter Unterstützungsangebote, nicht zuletzt vom Klima- und Energiefonds. Die Informationen dazu gelangen aber oft nicht bis zu den von Energiearmut Betroffenen. Wir versuchen nun, sie aktiv zu erreichen – wie beispielsweise mit unserer Infoveranstaltung im „sooGut Sozialmarkt Ternitz“ – und ihnen   zu vermitteln, dass es keine Schande ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen“, erklärt Fuchs. Sie sieht ihre Aufgabe aber auch darin, „die Helfer:innen der Caritas und der Energie- und Umweltberatung (eNu) zu unterstützen und diese untereinander aber auch mit den Behörden und deren Beratungsstellen zu vernetzen“. So stieß sie auch bei der Bezirkshauptmannschaft auf offene Ohren, bei der die Sozialhilfe beantragt wird und nun auch über die Energieberatungen und Förderangebote informiert werden kann.

Eine wichtige Anlaufstelle für Energiearmuts-Betroffene und Teil des Netzwerks im KEM-Projekt ist die Caritas. Sie führt – gefördert durch das Programm Energiesparen im Haushalt: Beratung und Gerätetausch des Klima- und Energiefonds – für energiearme Haushalte Vor-Ort-Beratungen durch und ersetzt bei Bedarf  Elektrogroßgeräte. Über den Wohnschirm Energie können die Caritas (und andere Sozialhilfe-Organisationen) auch bei der Begleichung offener Energierechnungen helfen. Das kostenlose Angebot gilt für alle Personen, die Sozialhilfe, Ausgleichszulage, Heizkostenzuschuss oder Wohnbeihilfe beziehen beziehungsweise vom ORF-Beitrag befreit sind.

Ähnliche Voraussetzungen gelten für die kostenlose Umrüstung auf ein klimafreundliches Heizsystem. Hier hilft in Niederösterreich die eNu, an die bundesweite Förderung Sauber Heizen für alle zu gelangen. „Bei Bedarf versuchen wir jemanden zu finden, die oder der bei den Registrierungs- und Einreichprozessen helfen kann, zum Beispiel ein Familienmitglied“, sagt Fuchs.

Zwischenfinanzierung nötig. Energiearme Haushalte seien in der Regel nicht in der Lage, sich selbst aus der Misere zu befreien, heißt es auch in einer Studie im Auftrag des Sozialministeriums. Klar, wem das Geld zum Heizen fehlt, fehlt erst Recht das Geld für Investitionen in die Sanierung oder den Heizungstausch. Aktuell führt Fuchs Gespräche mit regionalen Installationsunternehmen und Banken, um das Problem der Vorfinanzierung zu lösen. Denn die Förderung von bis zu 100 Prozent wird oft erst viele Monate nach der Umsetzung von Heizungstausch oder Sanierung (Sanierung und Kesseltausch: klimafitte Gebäude für Schutzbedürftige) ausgezahlt.

Die KEM-Managerin möchte, dass insbesondere auch regionale Sozialeinrichtungen in den Genuss von Förderungen und geringeren Energiekosten kommen. So unterstützt sie etwa den Sozialmarkt dabei, eine Photovoltaikanlage aufs Dach zu bekommen und das Frauenhaus bei der Einreichung für die Förderung eines Fernwärmeanschlusses. Für bis zu 50 Haushalte, die nicht die genannten Kriterien für die kostenlose Vor-Ort-Energieberatung erfüllen, aber dennoch Probleme mit ihren Energiekosten haben, finanziert die KEM Schwarzatal eine Energieberatung.

* Die zu Redaktionsschluss aktuellsten Zahlen stammen aus dem dritten Quartal 2023 (vgl. hier). Die Zahlen für das vierte Quartal werden am 26. März veröffentlicht.

Weitere Informationen:

KEM Schwarzatal: Energiearmut – Was tun?

BMK: Sauber Heizen für Alle

EU/BMK: Sanierung und Kesseltausch: klimafitte Gebäude für Schutzbedürftige

Klima- und Energiefonds: Energiesparen im Haushalt: Beratung und Gerätetausch 

Caritas: Energiesparberatung und Gerätetausch

Volkshilfe Wien: Wohn- & Energiekompass