Photovoltaik auf der grünen Wiese?

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Christian Hütter (KEM Weiz-Gleisdorf) und Martin Auer (KEM Klimafreundlicher Naturpark Almenland) fassen mit ihrem Leitprojekt ein heißes Eisen an. Sie möchten ihren Gemeinden ein Instrumentarium an die Hand geben, um zu entscheiden, wo und wie Freiflächen-Photovoltaik sinnvoll ist und wo nicht.

„Freiflächen-Photovoltaik – Schlüssel zur Stromwende?!“ heißt das zweijährige Leitprojekt der beiden KEM-Manager Christian Hütter und Martin Auer. Sie arbeiten vor allem an zwei Dingen: an PV-Vorrangzonen-Katastern für ihre in Summe 18 KEM-Gemeinden und an einem Kriterienkatalog für die Bewertung von Anlagenkonzepten. Unterstützt werden sie dabei vom Ziviltechnik-Büro Leitner & Partner, das seine Expertise aus der Raum- und Umweltplanung einbringt. „Freiflächen-Photovoltaik ist einerseits ein sehr emotionales Thema. Die Studie Grünes Herz Steiermark‘ sieht einen massiven PV-Ausbau vor. Bis 2050 sollen es allein in der Steiermark 15.600 Hektar sein. Insbesondere Freiflächen-Photovoltaik ist aber ein sehr emotionales Thema“, erklärt Projektleiter Hütter.

 Entscheidungshilfe für Gemeinden. Für die Flächenwidmungsverfahren von Großanlagen ab 10 Hektar ist in der Steiermark das Land zuständig, für kleinere Anlagen sind es die Gemeinden. „Wenn Gemeinden eine Freiflächenanlage genehmigen, schaffen sie damit einen Präzedenzfall für nachfolgende Projekte. Es ist also sehr wichtig, wissenschaftlich fundierte Entscheidungen bei der Ausweisung von Flächen zu treffen. Es braucht außerdem einheitliche und transparente Kriterien hinsichtlich der Bauweise und des Betriebs der Anlagen“, sagt Auer. Dabei gibt es eine Vielzahl rechtlicher Rahmenbedingungen - wie etwa Raumordnungsgesetze, Baugesetze oder das ElWOG zu beachten, aber auch wirtschaftliche und ökologische Aspekte.

„Es gilt eine regionsgerechte Entwicklung sicherzustellen“, betont Hütter. „Ein wichtiger Aspekt für Gemeinden ist, dass möglichst viel von der Wertschöpfung in der Region bleibt. Positiv zu beurteilen wäre sicher, wenn sich das Projekt in eine Energiegemeinschaft einbringt oder Bürgerbeteiligung ermöglicht.“ Natürlich sind auch Netzkapazität und -stabilität sowie benachbarte potenzielle Stromabnehmer:innen entscheidende Kriterien. Hochwasserschutzzonen, Trinkwasserschutzgebiete und die Bodenqualität müssen ebenso beachtet werden wie eine mögliche fruchtbare Verbindung von PV und Landwirtschaft.

Sorgsame Flächenauswahl. „Wir wollen sicher nicht, dass der Landwirtschaft die besten Böden der Region verloren gehen. Und natürlich sollte Agri-PV etwas mehr bieten als nur ein paar Schafe unter den Modulen“, so Hütter. Freiflächen-Photovoltaik und allfällige Umzäunungen sollen weder den Wildwechsel behindern noch bedrohte Tier- oder Pflanzenarten gefährden. Im Optimalfall können Blühstreifen die Biodiversität sogar erhöhen. Ökologisch ebenfalls relevant ist, ob neue Wege oder Straßen angelegt werden müssen, wie flächeneffizient das Projekt ist und wie ein etwaiger Rückbau erfolgen kann.

Der Kriterienkatalog wird daher zahlreiche Muss- und Sollkriterien definieren sowie ein Punktesystem vorgeben, um objektiv und nachvollziehbar entscheiden zu können. Parallel dazu dokumentieren die KEM-Manager den Prozess zur Auswahl der PV-Vorrangzonen. „Natürlich können unsere Unterlagen auch in anderen KEMs zum Einsatz kommen – mit Anpassungen an die regionalen Gegebenheiten und die jeweiligen Landesgesetze“, erklärt Auer. In seiner KEM wird es zum Beispiel spezifische Anpassungen an die Bestimmungen des Naturparks geben. Hier ist nicht zuletzt auch das Landschaftsbild ein wesentlicher Faktor.

Energieraumplanung. Hütter und Auer führten im Zuge des Leitprojekts zahlreiche Gespräche mit Expert:innen aus den verschiedensten Bereichen und sammelten Daten. Dabei gelang es ihnen, alle sieben Raumplanungsbüros aus dem Bereich der beiden KEMs erstmalig an einen Tisch zu holen. Bis 2025 müssen steirische Gemeinden ein „Sachbereichskonzept Energie“ ausarbeiten, mit dem die Energieraumplanung in ihre örtlichen Entwicklungskonzepte (ÖEK) integriert wird. Dabei werden der im Leitprojekt entwickelte Vorrangzonenkataster und der Kriterienkatalog wichtige Aspekte sein. „Freiflächen-Photovoltaik – Schlüssel zur Stromwende?!“ läuft noch bis März 2025. 

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Freiflächen-Photovoltaik – Schlüssel zur Stromwende?!