Klimaschutz-Projekte am laufenden Band

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KEM-Manager im Porträt. Wenn der Klima- und Energiefonds eine neue Förderschiene für die Klima- und Energie-Modellregionen eröffnet, dauert es selten lange, bis Matthias Zawichowski ein passendes Projekt in seiner Region, der KEM Elsbeere Wienerwald, parat hat. Neben Sanierungen, Photovoltaik und Biomasse steht vor allem die Energiewende im Bereich der Mobilität ganz oben auf seiner Agenda.

Als Raumplaner folgt Matthias Zawichowski dem Motto „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Das Ganze heißt, sich von fossiler Energie unabhängig zu machen, und seine Puzzleteile auf dem Weg dorthin können sich sehen lassen: Fünf Kindergärten in Asperhofen, Pressbaum, Böheimkirchen, Eichgraben, Stössing und Brand Laaben, fünf Schulen in Eichgraben, Michelbach, Altlengbach, Neulengbach und Stössing, das Gemeindeamt Stössing sowie das Freibad Neulengbach haben eine Photovoltaikanlage bekommen. Insgesamt konnten im Rahmen der KEM Sonnenkraftwerke mit 600 Kilowattpeak errichtet werden.

Sanierung und Heizungstausch. Die Kindergärten Johannesberg und Michelbach sowie ein Industriegebäude wurden thermisch saniert, das Gemeindeamt Kirchstetten sogar mustersaniert. Die Freiwillige Feuerwehr Jeutendorf, der Kindergarten Johannesberg, die Schulen Michelbach und Eichgraben sowie die Michelbachhalle wurden mit einer modernen Holzheizung ausgestattet. „Wir sind hochzufrieden mit der KEM. Seit dem Start der Modellregion gelang es uns, rund zwei Millionen Euro an Projektbudgets vom Klima- und Energiefonds und aus anderen Fördertöpfen in zahlreiche Projekte der Region fließen zu lassen“, so Zawichowski.

Netzwerker. 2002, gleich nach seinem Studium, gründete Zawichowski ein Büro für Raumplanung, das heute zwölf Teammitglieder zählt. 2005 erhielt er den Auftrag, für Neulengbach und Umgebung eine Entwicklungsstrategie zur Bewerbung als LEADER-Region zu entwerfen, deren Geschäftsführung er von 2009 bis 2014 innehatte. Seit 1. Jänner 2012 ist Zawichowski KEM-Manager. Daneben gründete er gemeinsam mit Alexander Simader den Mobilitätsverein fahrvergnügen.at, der heute mehr als 30 Elektroautos betreibt, die überwiegend als Carsharing-Fahrzeuge dienen. Seit Mai 2015 ist Zawichowski auch Obmann des Personenkomitees Burg 2025, der die Burg Neulengbach aus dem Dornröschenschlaf holen und einer nachhaltigen Nutzung zuführen möchte.

Kurz, das Netzwerken liegt Zawichowski im Blut und ist wesentlicher Bestandteil seines Erfolgs. Im Rahmen der KEM arbeitet Zawichowski intensiv mit seinem Teammitglied Bernhard Hölblinger zusammen. Hölblinger betreut unter anderem die Energiebuchhaltung für Gemeinden – 90 öffentliche Gebäude sind bislang erfasst – und die Klimaschulen-Projekte.

„Durch die Energiebuchhaltung ist ein intensiver Kontakt zu den Gemeinden entstanden. Wir können ihnen konkrete Verbesserungsvorschläge liefern, und inzwischen wenden sich die Gemeinden auch rechtzeitig an uns, wenn sie von sich aus Maßnahmen im Bereich Energie oder Mobilität starten möchten. So können wir die Projekte inhaltlich mitgestalten, aber auch bei der Finanzierung helfen“, erklärt Hölblinger. Derzeit liegt das Augenmerk auf einer Verbesserung der Stromeigennutzung von öffentlichen Gebäuden mit Photovoltaikanlagen.

E-Mobilität fördern. „In der nächsten Zeit wollen wir stark in E-Ladestellen investieren“, sagt Zawichowski. „Dabei möchten wir auch private Betreiber dazu animieren, ihre Ladestationen für Dritte zu öffnen und so auch einen Ertrag zu generieren.“ Derzeit gibt es rund 15 Stromtankstellen in der Klima- und Energie-Modellregion Elsbeere Wienerwald. Eine Verdreifachung bis Vervierfachung lautet nun das Ziel. Die Ladestationen sollen mit Bankomat-, Kreditkarten und anderen üblichen Zahlungsmitteln genutzt werden können.

Bedarfsorientierter öffentlicher Verkehr. Neben dem E-Carsharing in Neulengbach, Maria Anzbach und Böheimkirchen zog Zawichowski auch ein Mikro-ÖV-System hoch. „Wir haben im April 2016 mit zwei Bedarfsbuslinien Lücken im Fahrplan geschlossen“, sagt Zawichowski. „Diese bringen nun vor allem SchülerInnen von Böheimkirchen nach Kasten, Stössing und Michelbach. Davor mussten diese bis zu eineinhalb Stunden auf den nächsten regulären Bus warten.“ 2017 könnte ein weiterer Bedarfsbus zwischen Böheimkirchen und Kirchstetten eingerichtet werden.

Seit September 2015 ist auch das ElektroMobil Eichgraben in Testbetrieb. Das Anrufsammeltaxi wird – im Gegensatz zu Böheimkirchen, wo professionelle BusfahrerInnen im Einsatz sind – von 70 Freiwilligen aus dem Ort gelenkt. Der Verein hat inzwischen 150 Mitglieder und bereits 9.500 Fahrten mit insgesamt 53.000 Kilometern klimaschonend zurückgelegt. Das Projekt wurde zum Klimaschutz-Preis 2016 nominiert und wird – ganz im Sinne des Netzwerkgedankens – auch ins aktuelle Klimaschulen-Projekt der Volksschulen Stössing, Kasten und Eichgraben sowie der NMS Eichgraben integriert.

Familienmensch. Seine Freizeit verbringt der KEM-Manager am liebsten mit seiner Familie. Doch auch hier spielt das Thema Energie eine große Rolle. „Meine heute siebenjährige Tochter hat schon mit drei Jahren ihrem Opa erklärt, wie ein Kleinwasserkraftwerk funktioniert, und im Urlaub zählt sie die Photovoltaikanlagen“, schmunzelt Zawichowski. „Ich fürchte, sie entwickelt denselben Vogel wie ich.“