Das Bauhof-Fahrzeug als rollende Ladestation

Elektrische Nutzfahrzeuge im Kommunalbereich bieten Vorteile beim Lärmschutz, bei den Betriebskosten, aber auch als fahrbare Ladestation für elektrisches Werkzeug vom simplen Akkuschrauber bis zu Rasenmäher oder Motorsäge. So lassen sich viele Gemeindeaufgaben auch ohne gesundheitsgefährdende Abgase aus Geräten mit Zweitaktmotoren bewerkstelligen. Das zeigte ein vom Klima- und Energiefonds finanziertes Projekt im Rahmen der Modellregionen für Elektromobilität in Vorarlberg. Ein gerade erschienener Leitfaden informiert über Einsatzbereiche, Wirtschaftlichkeit und verfügbare Fahrzeuge.

Ein Jahr lang widmeten sich unter der Koordination des Vorarlberger Umweltverbandes Fachleute aus sieben Vorarlberger Institutionen dem Projekt E-Mobilität am Bauhof. Dieses verstand sich vor allem als Angebot an die Gemeinden. Elektrische Kleintransporter, Pritschenwägen und auch ein gar nicht so kleiner Mercedes Sprinter konnten im Arbeitsalltag getestet werden. Darüber hinaus bot das Projekt Gemeinden Unterstützung bei der Ausschreibung für Elektrofahrzeuge.

Es rechnet sich. „Wir führen weiterhin Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Gemeinden durch, die eine Anschaffung von elektrischen Nutzfahrzeugen erwägen“, erklärt Christoph Breuer, Geschäftsführer der Kairos – Wirkungsforschung & Entwicklung gGmbH, die das Projekt fachlich umsetzte. Bei der Rechnung stehen höhere Anschaffungskosten niedrigeren Betriebskosten und Förderungen von bis zu 20.000 Euro gegenüber. Daher steigt die Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen mit jedem gefahrenen Kilometer. „Wir stellen bei unseren Berechnungen über eine Lebensdauer von zehn Jahren aber immer wieder fest, dass sich die Anschaffung schon bei nicht allzu hoher Kilometerleistung rechnet“, so Breuer. „Das ist erfreulich, weil gerade der Kurzstreckeneinsatz enorme Emissionen verursacht.“

Fünf Wirtschaftlichkeitsberechnungen führte Breuer allein in den vergangenen Wochen durch – und einige Vorarlberger Gemeinden wie Wolfurt, Zwischenwasser oder Bürs haben bereits  Elektronutzfahrzeuge im regulären Einsatz. Denn die Tests im Rahmen des Projekts waren erfreulich verlaufen. Dank Lithium-Ionen-Akkus eignen sich die Fahrzeuge hinsichtlich der Reichweite für die meisten Einsatzbereiche, und auch die LenkerInnen konnten sich für die lautlosen Fahrzeuge begeistern.

Elektrowerkzeug. Das Projekt bezog aber auch gesundheitliche Aspekte ein. Denn seit Anfang 2015 verbieten ArbeitnehmerInnenschutzgesetz und Allgemeine Arbeitnehmerschutzverordnung die Verwendung von Benzin „zum Antrieb von zweitaktmotorbetriebenen handgeführten Arbeitsmitteln“. Diese Motorwerkzeuge müssen nun mit speziellem Gerätebenzin betrieben – oder durch elektrisches Gerät ersetzt – werden. Denn ein herkömmliches „Fichtenmoped“ emittiert im Vergleich zu einem Auto ein Vielfaches an Schadstoffen – und das direkt unter der Nase der Arbeitenden. Die Stadt Feldkirch und die Marktgemeinde Lustenau haben derartige Elektrogeräte zur großen Zufriedenheit der Mitarbeiter bereits im Alltagseinsatz.

So empfehlen die Autoren des Leitfadens, nicht nur bei den Fahrzeugen, sondern auch bei den Werkzeugen künftig auf elektrische Modelle umzusteigen. Akku-Heckenscheren, Motorsensen und -sägen, Rasenmäher oder Gebläse können heute je nach Hersteller vier bis acht Stunden mit einer Ladung eingesetzt werden. Mehrere Firmen bieten Akkurucksäcke an, was die mit ihnen verbundenen Geräte – und damit deren Handhabung – leichter macht. Und in der Mittagspause können die Werkzeuge zum Nachladen an das E-Nutzfahrzeug angesteckt werden.

Fahrzeugmarkt. Das Angebot an Elektronutzfahrzeugen wächst ständig. Am Markt finden sich elektrische Lastenfahrräder, Liefer- und Kastenwägen, Pritschenwägen, besonders schmale Elektrotransporter, die sich auch in der Altstadt-Fußgängerzone oder auf engen Friedhofswegen einsetzen lassen, aber auch Sonderfahrzeuge wie Bagger. In Wien werden elektrische Kehrfahrzeuge und Elektrobusse getestet. In Deutschland und der Schweiz sind seit Mitte des Jahres die ersten 40-Tonnen-LKW im Einsatz. In Australien brach ein elektrischer Reisebus kürzlich den Reichweitenweltrekord mit mehr als 1.000 Kilometern ohne Ladestopp. „Im Bereich der Pritschenwägen könnte das Angebot allerdings noch etwas breiter werden“, meint Breuer. Der Umweltverband hat für 2016 ein Nachfolgeprojekt beim Klima- und Energiefonds eingereicht.

 


Weitere Informationen:
Modellregionen E-Mobilität
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