Eine Stadt auf Energiekur

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Die einen kommen zur Kur, die anderen lassen ihr Geld im Casino. Immer größer wird aber jene Gruppe an Gästen, die sich die Klima- und Energie-Modellregion aus der Nähe ansehen wollen. Denn Baden bei Wien gilt in vielerlei Hinsicht als Vorbild – bei erneuerbaren Energien, als Fahrrad-Stadt, und seit kurzem auch bei der Elektromobilität. Ende November startete das "Badener eCar Sharing – bea".

"Wir schaffen das Erstauto nicht ab, aber vielleicht machen wir das Zweitauto überflüssig." So steht es in einem Folder von "bea", dem brandneuen Badener eCar-Sharing. Ins Leben gerufen wurde dieses Projekt durch eine Kooperation des Weltladen Baden mit dem Energiereferat der Stadtgemeinde. Ab März 2014 steht in der niederösterreichischen Kurstadt ein elektrisch betriebener Renault Kangoo ZE zur Verfügung, der gegen 99 Euro Jahresgebühr und 17 Cent je gefahrenem Kilometer ausgeliehen werden kann. Maximal 30 Personen werden sich das elektrische "Zweitauto" mit reichlich Ladefläche teilen.

 

"Sich ein Auto mit anderen NutzerInnen zu teilen ist eine immer beliebtere Form der Mobilität auf vier Rädern – in Großstädten mit anderen Konzepten als in ländlichen Regionen. Wenn das geteilte Auto auch noch elektrisch fährt, dann wird das Carsharing-Modell zeitgemäß, umweltfreundlich und kostengünstig", erklärt Gerfried Koch, Leiter des Klima- und Energiereferats der Stadtgemeinde und KEM-Manager der Klima- und Energie-Modellregion Baden. "Für mittelgroße Städte wie Baden gibt es aber noch wenig Erfahrung. Das Interesse ist da, aber wir sind gespannt, wie viele Personen sich tatsächlich anmelden werden. Bei großer Nachfrage gibt es auch schon einen Plan B für ein zweites E-Fahrzeug."

 

Bike & Ride. Das Projekt "bea" reiht sich ein in eine lange Tradition von Maßnahmen zur Förderung einer klimaverträglichen Mobilität. Bereits 1985 entwickelte Baden das erste umfassende Radverkehrskonzept, das bis heute ständig weiterentwickelt wird. Fahrradwege und Mehrzweckstreifen wurden geschaffen, und 90 Prozent der Einbahnen stehen den RadlerInnen heute in beiden Fahrtrichtungen offen. Fahrradbügel, die ein sicheres – und speichenschonendes – Abstellen der Drahtesel ermöglichen, sind längst fixer Bestandteil des Stadtbilds. Die 500 überdachten Abstellplätze am Bahnhof sind heiß begehrt, und die 22 absperrbaren Dauerstellplätze in der Radgarage waren innerhalb kürzester Zeit vermietet. 2014 werden Garagenplätze für e-bikes geschaffen.

 

Fünf nextbike-Fahrradverleihstationen, ein öffentlicher und drei private E-Bike-Verleiher, die personell besetzte Radservicestation direkt beim Bahnhof sowie zwei Rad-Selfservice-Boxen runden das Angebot für PedalritterInnen ab. Der Erfolg kann sich sehen lassen. "Zwischen 2003 und 2011 hat sich der Anteil des Radverkehrs in unserer Stadt auf 12 Prozent verdoppelt", freut sich Koch.

 

Energieeffizienz steigern. Bei der Straßenbeleuchtung setzt die Stadt auf eine sukzessive Umrüstung auf LED-Leuchten. In der Altstadt werden auch Leuchten eingesetzt, deren Äußeres sich an historischen Vorbildern orientiert. Ihr Innenleben basiert aber auf modernster Lichttechnik. Alleine die Umrüstung 2013 bringt eine Einsparung von 100.000 Kilowattstunden und vielerorts eine verbesserte Lichtqualität.

 

Nicht minder engagiert zeigt sich die Modellregion Baden bei der Steigerung der Energieeffizienz öffentlicher Gebäude. In 28 von ihnen wurde eine Energiebuchhaltung eingeführt und der sukzessive Ausbau geht voran. In den vergangenen Jahren wurden zudem vier neue Kindergärten in Passivhaus- und Niedrigstenergiebauweise errichtet und ein altehrwürdiges Schulgebäude saniert und erweitert.

 

Engagierter Nachwuchs. Baden beteiligte sich heuer auch am Pilotprogramm "Klimaschulen" für Ausbildungsstätten in Klima- und Energie-Modellregionen. Die Volksschule Weikersdorf beschäftigte sich mit Wärmedämmung und Thermografie. Die Volksschule am Pfarrplatz ging dem Energieverbrauch von Haushalten und Schule nach. Das BRG Biondekgasse erstellte eine Mobilitätsbilanz und die 5A legte einen Sonnenkataster an, in dem sämtliche Photovoltaik-und thermische Solaranlagen Badens verzeichnet sind. Die Ergebnisse wurden anschaulich aufbereitet. So könnte durch die in der Stadt installierte Solarthermie jede/r BadenerIn alle vier Tage auf Kosten der Sonne duschen.

 

Solare BürgerInnenkraft. Bereits zum zweiten Mal fand heuer das BürgerInnenbeteiligungsprojekt “BADENER SONNENKRAFT” statt. Damit konnten Photovoltaikanlagen mit insgesamt 80 Kilowatt Spitzenleistung auf Gebäuden der Immobilien Baden GmbH errichtet werden. Auch 14 öffentliche Gebäude, darunter Schulen, die Kläranlage und sogar die Aufbahrungshalle am Friedhof dienen inzwischen der Erzeugung von Sonnenstrom.

 

Klimaschonende Wärme. Ein Drittel der knapp 30.000 Haupt- und Zweitwohnsitze sind an das Fernwärmenetz angeschlossen. Dieses wird durch ein Biomasse-Heizkraftwerk mit 28 Megawatt Wärme- und 5 MW elektrischer Leistung gespeist. Für alle BürgerInnen, die individuell heizen, startete die Klima- und Energie-Modellregion heuer im März gemeinsam mit 13 Installationsunternehmen eine Heizungspumpen-Tauschaktion. Die energieeffizienten Pumpen sparen bis zu 80 Prozent Strom beziehungsweise 100 Euro pro Haushalt und Jahr.

 

Die Schwimmbecken des Thermalstrandbads Baden werden bereits seit 1995 mit 40 Grad warmen Thermalwasser der Marienquelle beheizt. Zusätzlich wird dem genutzten Schwefelwasser mit Wärmepumpen die Wärme entzogen, bevor das Abwasser in die Schwechat plätschert. Aber könnte eine Kleinstadt direkt an der Thermenlinie nicht noch mehr Wärme aus dem Untergrund schöpfen? "Die Geothermie ist ein wichtiges Zukunftsthema für uns", meint Koch. "Das Potenzial für erfolgreiche Tiefenbohrungen ist vorhanden. Allerdings bräuchte die Stadt kompetente Partner, um derartige Projekte technisch und finanziell umsetzen zu können."

 

Gut vernetzt. Bereits 1999 schloss sich Baden dem Klimabündnis an. Seit 2009 Fairtrade-Gemeinde, gibt es in den Amtsstuben heute Kaffee, der sicher nicht nach Ausbeutung riecht. 2011 wurde Baden Klima- und Energie-Modellregion und eine der ersten niederösterreichischen e5-Gemeinden. Seit heuer ist Baden außerdem Teil der E-Mobilitäts-Modellregion "e-pendler in niederösterreich".

"Der Weg zur Energie-Autarkie ist auch in Baden ein langer und braucht viele Akteure. Durch das Energiereferat in der Stadtverwaltung werden die Projekte initiiert und koordiniert. Im nächsten Jahr wollen wir zum Beispiel ein Kleinwasserkraftwerk am Wr. Neustädter Kanal umsetzen. Die Klima- und Energie-Modellregion ist wie ein Katalysator, der uns hilft, das Thema Energie und Klimaschutz zu einem Alltagsthema zu machen", so Koch.


Weitere Informationen:
www.baden.at
www.drive-bea.at
http://www.e-connected.at/content/e-pendler-niederösterreich

"Wir schaffen das Erstauto nicht ab, aber vielleicht machen wir das Zweitauto überflüssig." So steht es in einem Folder von "bea", dem brandneuen Badener eCar-Sharing. Ins Leben gerufen wurde dieses Projekt durch eine Kooperation des Weltladen Baden mit dem Energiereferat der Stadtgemeinde. Ab März 2014 steht in der niederösterreichischen Kurstadt ein elektrisch betriebener Renault Kangoo ZE zur Verfügung, der gegen 99 Euro Jahresgebühr und 17 Cent je gefahrenem Kilometer ausgeliehen werden kann. Maximal 30 Personen werden sich das elektrische "Zweitauto" mit reichlich Ladefläche teilen.

 

"Sich ein Auto mit anderen NutzerInnen zu teilen ist eine immer beliebtere Form der Mobilität auf vier Rädern – in Großstädten mit anderen Konzepten als in ländlichen Regionen. Wenn das geteilte Auto auch noch elektrisch fährt, dann wird das Carsharing-Modell zeitgemäß, umweltfreundlich und kostengünstig", erklärt Gerfried Koch, Leiter des Klima- und Energiereferats der Stadtgemeinde und KEM-Manager der Klima- und Energie-Modellregion Baden. "Für mittelgroße Städte wie Baden gibt es aber noch wenig Erfahrung. Das Interesse ist da, aber wir sind gespannt, wie viele Personen sich tatsächlich anmelden werden. Bei großer Nachfrage gibt es auch schon einen Plan B für ein zweites E-Fahrzeug."

 

Bike & Ride. Das Projekt "bea" reiht sich ein in eine lange Tradition von Maßnahmen zur Förderung einer klimaverträglichen Mobilität. Bereits 1985 entwickelte Baden das erste umfassende Radverkehrskonzept, das bis heute ständig weiterentwickelt wird. Fahrradwege und Mehrzweckstreifen wurden geschaffen, und 90 Prozent der Einbahnen stehen den RadlerInnen heute in beiden Fahrtrichtungen offen. Fahrradbügel, die ein sicheres – und speichenschonendes – Abstellen der Drahtesel ermöglichen, sind längst fixer Bestandteil des Stadtbilds. Die 500 überdachten Abstellplätze am Bahnhof sind heiß begehrt, und die 22 absperrbaren Dauerstellplätze in der Radgarage waren innerhalb kürzester Zeit vermietet. 2014 werden Garagenplätze für e-bikes geschaffen.

 

Fünf nextbike-Fahrradverleihstationen, ein öffentlicher und drei private E-Bike-Verleiher, die personell besetzte Radservicestation direkt beim Bahnhof sowie zwei Rad-Selfservice-Boxen runden das Angebot für PedalritterInnen ab. Der Erfolg kann sich sehen lassen. "Zwischen 2003 und 2011 hat sich der Anteil des Radverkehrs in unserer Stadt auf 12 Prozent verdoppelt", freut sich Koch.

 

Energieeffizienz steigern. Bei der Straßenbeleuchtung setzt die Stadt auf eine sukzessive Umrüstung auf LED-Leuchten. In der Altstadt werden auch Leuchten eingesetzt, deren Äußeres sich an historischen Vorbildern orientiert. Ihr Innenleben basiert aber auf modernster Lichttechnik. Alleine die Umrüstung 2013 bringt eine Einsparung von 100.000 Kilowattstunden und vielerorts eine verbesserte Lichtqualität.

 

Nicht minder engagiert zeigt sich die Modellregion Baden bei der Steigerung der Energieeffizienz öffentlicher Gebäude. In 28 von ihnen wurde eine Energiebuchhaltung eingeführt und der sukzessive Ausbau geht voran. In den vergangenen Jahren wurden zudem vier neue Kindergärten in Passivhaus- und Niedrigstenergiebauweise errichtet und ein altehrwürdiges Schulgebäude saniert und erweitert.

 

Engagierter Nachwuchs. Baden beteiligte sich heuer auch am Pilotprogramm "Klimaschulen" für Ausbildungsstätten in Klima- und Energie-Modellregionen. Die Volksschule Weikersdorf beschäftigte sich mit Wärmedämmung und Thermografie. Die Volksschule am Pfarrplatz ging dem Energieverbrauch von Haushalten und Schule nach. Das BRG Biondekgasse erstellte eine Mobilitätsbilanz und die 5A legte einen Sonnenkataster an, in dem sämtliche Photovoltaik-und thermische Solaranlagen Badens verzeichnet sind. Die Ergebnisse wurden anschaulich aufbereitet. So könnte durch die in der Stadt installierte Solarthermie jede/r BadenerIn alle vier Tage auf Kosten der Sonne duschen.

 

Solare BürgerInnenkraft. Bereits zum zweiten Mal fand heuer das BürgerInnenbeteiligungsprojekt “BADENER SONNENKRAFT” statt. Damit konnten Photovoltaikanlagen mit insgesamt 80 Kilowatt Spitzenleistung auf Gebäuden der Immobilien Baden GmbH errichtet werden. Auch 14 öffentliche Gebäude, darunter Schulen, die Kläranlage und sogar die Aufbahrungshalle am Friedhof dienen inzwischen der Erzeugung von Sonnenstrom.

 

Klimaschonende Wärme. Ein Drittel der knapp 30.000 Haupt- und Zweitwohnsitze sind an das Fernwärmenetz angeschlossen. Dieses wird durch ein Biomasse-Heizkraftwerk mit 28 Megawatt Wärme- und 5 MW elektrischer Leistung gespeist. Für alle BürgerInnen, die individuell heizen, startete die Klima- und Energie-Modellregion heuer im März gemeinsam mit 13 Installationsunternehmen eine Heizungspumpen-Tauschaktion. Die energieeffizienten Pumpen sparen bis zu 80 Prozent Strom beziehungsweise 100 Euro pro Haushalt und Jahr.

 

Die Schwimmbecken des Thermalstrandbads Baden werden bereits seit 1995 mit 40 Grad warmen Thermalwasser der Marienquelle beheizt. Zusätzlich wird dem genutzten Schwefelwasser mit Wärmepumpen die Wärme entzogen, bevor das Abwasser in die Schwechat plätschert. Aber könnte eine Kleinstadt direkt an der Thermenlinie nicht noch mehr Wärme aus dem Untergrund schöpfen? "Die Geothermie ist ein wichtiges Zukunftsthema für uns", meint Koch. "Das Potenzial für erfolgreiche Tiefenbohrungen ist vorhanden. Allerdings bräuchte die Stadt kompetente Partner, um derartige Projekte technisch und finanziell umsetzen zu können."

 

Gut vernetzt. Bereits 1999 schloss sich Baden dem Klimabündnis an. Seit 2009 Fairtrade-Gemeinde, gibt es in den Amtsstuben heute Kaffee, der sicher nicht nach Ausbeutung riecht. 2011 wurde Baden Klima- und Energie-Modellregion und eine der ersten niederösterreichischen e5-Gemeinden. Seit heuer ist Baden außerdem Teil der E-Mobilitäts-Modellregion "e-pendler in niederösterreich".

"Der Weg zur Energie-Autarkie ist auch in Baden ein langer und braucht viele Akteure. Durch das Energiereferat in der Stadtverwaltung werden die Projekte initiiert und koordiniert. Im nächsten Jahr wollen wir zum Beispiel ein Kleinwasserkraftwerk am Wr. Neustädter Kanal umsetzen. Die Klima- und Energie-Modellregion ist wie ein Katalysator, der uns hilft, das Thema Energie und Klimaschutz zu einem Alltagsthema zu machen", so Koch.


Weitere Informationen:
www.baden.at
www.drive-bea.at
http://www.e-connected.at/content/e-pendler-niederösterreich