Der Schnee von morgen

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greenstarter im Porträt. „Leiwanden“ Pulverschnee produziert die in Perchtoldsdorf ansässige NEUSCHNEE GmbH – und das mit halb so viel Wasser und Energie wie herkömmliche Beschneiungsanlagen. Mit einer Pilotanlage in Obergurgl werden seit der Wintersaison 2014/15 praktische Erfahrungen und Daten gesammelt, um aus der genialen Idee ein serienreifes Produkt zu entwickeln.

Die Physik des Schnees interessiert Michael Bacher schon lange. Denn als gebürtiger Tiroler liebt er es, wenn der Tiefschnee staubt – und das tut er auf den meisten Pisten schon lange nicht mehr. Als passionierter Tourengeher aber sollte man sich mit Schnee gut auskennen, um nicht das eigene oder das Leben anderer zu riskieren. Bacher kennt sich aus, und im Rahmen seines Studiums an der Universität für Bodenkultur Wien verfeinerte er dieses Wissen.

Vom Labor auf die Piste. Ursprünglich ging es ihm darum zu erforschen, wie sich die Beschaffenheit des Schnees auf Lawinenabgänge auswirkt. Doch im Labor kann man nicht mit Schneekanonen schießen – noch dazu produzieren diese kleine Eiskügelchen statt Nadeln, Plättchen und Schneekristallen. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, „echten“ Schnee im Labor herzustellen entstand 2009 die Idee der naturnahen Schneeproduktion. Fünf Jahre später gründete Bacher die NEUSCHNEE GmbH und versucht seither, das an der Universität für Bodenkultur und der Technischen Universität Wien aufgebaute Wissen mit neuartigen Beschneiungsanlagen umzusetzen.

Drei wesentliche Vorteile bietet der „Excellent Snow Made in Austria“. „Während herkömmliche Beschneiungsanlagen im Wesentlichen Wasser in die Luft sprühen, das dann zum Teil gefriert, produziert unsere Anlage Schneekristalle, die natürlichem Pulverschnee sehr nahekommen“, erklärt Bacher. „Künftige Kunden könnten daher auch mit der hohen Qualität ihres Kunstschnees werben.“ „So richtig schee“, um es mit Wolfgang Ambros zu sagen, wird das Verfahren aber durch bis zu 50 Prozent Energieeinsparung und einer Wassereinsparung von bis zu 60 Prozent im Vergleich zu konventionellen Beschneiungsanlagen.

Pilotanlage in Obergurgl. Im Dezember 2014 errichtete die NEUSCHNEE GmbH ihren ersten Prototypen in Obergurgl, was vom Bayrischen Rundfunk in der Sendereihe Faszination Wissen dokumentiert wurde. Im vor der Tür stehenden Winter geht die heuer nochmals erweiterte Pilotanlage in die dritte Testsaison. „Ich hoffe, dass wir danach so weit sind, um an eine industrielle Fertigung denken zu können“, sagt Bacher. „Im Rahmen von greenstart konnten wir auf Expertenwissen in unterschiedlichen Bereichen zurückgreifen. Das hat uns geholfen, unser Geschäftsmodell auf nachhaltige Beine zu stellen.“

Nun sind Bacher und seine MitstreiterInnen auf der Suche nach Unternehmen, mit denen die Neuschnee GmbH künftig die Produktion und den Vertrieb der Beschneiungsanlagen gestalten möchte. Ein Preis für die Anlagen zur Produktion künstlichen Pulverschnees steht noch nicht fest. Sie werden voraussichtlich mehr als herkömmliche Schneekanonen kosten, es dafür aber um rund 60 Prozent kostengünstiger schneien lassen. Statt wie bisher 2,50 Euro, soll der Kubikmeter Schnee dann nur noch rund einen Euro kosten – und die Herzen der SkifahrerInnen und der Tourismusverantwortlichen gleichermaßen höher schlagen lassen.