Ökoregion Kaindorf baut auf Humus

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Mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt die landwirtschaftlich geprägte Ökoregion Kaindorf mit ihrem Humusaufbau-Projekt. Humus bindet Kohlendioxid und verbessert den Boden. In der Folge profitieren nicht nur Klimaschutz und LandwirtInnen, sondern auch die Artenvielfalt rund um die ökologisch bewirtschafteten Felder.

Der Humusaufbau gelingt – abgesehen von der Kompostdüngung – durch minimale Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, Dauerbegrünung anstelle von Herbstfurche und Winterbrache sowie durch das Anlegen von Mischkulturen. "Die Böden in unserer Region enthalten im Schnitt drei Prozent Humus, optimal wären sechs Prozent", beschreibt Joachim Ninaus, Geschäftsführer und KEM-Manager der Ökoregion Kaindorf, die Ausgangssituation. Den Humusanteil zu verdoppeln dauert freilich viele Jahre. Doch konsequent betrieben, kann jeder Hektar Acker bis zu 125 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre in Form von Humus einbinden.

 

"Unsere erfolgreichsten Landwirte haben bereits bis zu 60 Tonnen CO2 je Hektar geschafft", freut sich Ninaus. Als Ansporn winken den LandwirtInnen 30 Euro je eingelagerter Tonne CO2. Überprüft wird dies durch Probenamen eines unabhängigen zertifizierten Sachverständigen. Ein Film dient der Verbreitung dieses nachhaltigen Projekts. (Eine Kurzversion finden Sie hier: http://youtu.be/dde4GtITTg4)

 

Wirtschaft als Partner. Mitte 2011 konnte die Ökoregion Kaindorf auch die Handelskette Spar an Bord holen, die österreichweit mit ausgewählten LandwirtInnen Humusaufbau-Produkte erzeugt. Als erstes Humusaufbau-Produkt landete der "Klimakohl", wie der steirische Chinakohl genannt wird (Copyright: Ökoregion Kaindorf), in den Regalen und auf den Tischen vieler ÖsterreicherInnen. Es folgten Cherrytomaten, weitere Salatsorten und Obst. Zur Finanzierung des Humusaufbau-Projekts trägt außerdem ein neu eingeführtes Zertifikathandelssystem bei, mit dem Unternehmen und Private freiwillig ihre persönliche CO2-Bilanz aufpolieren können.

 

Ökoimage verbessern. Der Malereibetrieb Herbsthofer kann sich nun das Attribut "klimaneutral" auf die Fahnen heften, ebenso GOFAIR, ein Anbieter für Heißgetränke-Automaten mit Bio- und Fairtradeprodukten. Die Brauerei Gratzer wurde dank der Humus-Zertifikate als erste CO2-neutrale Brauerei Österreichs sogar mit dem Daphne-Umweltpreis in Silber ausgezeichnet.

 

Mit bisher weit über 200 Projekten und Veranstaltungen zählt die Ökoregion zu den aktivsten Klima- und Energie-Modellregionen Österreichs – und erhielt dafür eine Reihe von Auszeichnungen, darunter den "Green Brands Austria 2012". Energieeffizienz und erneuerbare Energien werden in Kaindorf und Umgebung groß geschrieben, von der Biomasse-Fernwärme bis zur Photovoltaik.

 

Anfang 2012 gründeten 41 GesellschafterInnen die "Ökoregion Kaindorf Erneuerbare Stromproduktion GmbH & Co KG" zur gemeinschaftlichen Errichtung von Sonnen-Kraftwerken. Wer möchte, kann mit einer Beteiligung ab 100 Euro einsteigen und StromerzeugerIn werden, statt sich über die aktuellen Sparbuchzinsen zu ärgern. Die Region hat auch den Plastiksackerln den Kampf angesagt. Diese wurden flächendeckend durch Einkaufstaschen aus Stoff und Papier ersetzt.

 

Über den Tellerrand. Die Modellregion beteiligt sich am EU-Projekt "Solution", einem Konsortium aus vier Vorzeigeregionen in Finnland, Kroatien, der Schweiz und Österreich. Ihr gemeinsames Ziel ist die langfristige autonome Energieversorgung. 2010 Klima- und Energie-Modellregion geworden, dürfen sich die sechs Gemeinden seit 2011 auch Fairtrade-Region nennen. In den gemeindeeigenen Betrieben duftet nun fair gehandelter Kaffee. Und die fußballerischen Nachwuchshoffnungen des "SG-Ökoregion" wurden mit Fairtrade-Bällen "in kindergerechter Gewichtsklasse" ausgestattet.

 

Apropos Sport. Das "24-Stunden Biken für den Klimaschutz" fand heuer bereits zum siebenten Mal statt. "Wir wollen damit die Bevölkerung motivieren, wieder mehr Rad zu fahren", erklärt Joachim Ninaus. "Gleichzeitig kann man sich bei einem Glas regionalem Fruchtsaft, saisonalen Köstlichkeiten aus der Region oder einer Tasse Fairtrade-Kaffee über Klimaschutz und erneuerbare Energie informieren." Die Einnahmen der Veranstaltung fließen in Klimaschutzprojekte. So vergibt die Ökoregion zusätzliche Fördermittel für den Umstieg von Ölheizungen auf erneuerbare Alternativen.


Was 2007 mit der Gründung des Vereins "Ökoregion Kaindorf" begann und 2011 zur Gründung einer gleichnamigen GmbH führte, ist heute mitten in der Bevölkerung angekommen. Allein beim 24-Stunden Biken arbeiten jährlich 300 Personen überwiegend ehrenamtlich mit. Und so ist das "Öko-" aus der Region für die meisten der 5.500 EinwohnerInnen nicht mehr wegzudenken.

 

Humus-Tage. Vom 20. bis 22. Jänner 2014 veranstaltet die Ökoregion Kaindorf die Humus-Tage samt "Internationalem Symposium". An diesen drei Tagen haben in- und ausländische ExpertInnen sowie LandwirtInnen die Möglichkeit, sich über die Vorteile des Humusaufbaus zu informieren und auszutauschen.

 

Anmeldung und weitere Informationen zur Ökoregion Kaindorf:
www.oekoregion-kaindorf.at