Schule im Zeichen der Umwelt

Umweltzeichen

Robert Schitzhofer, KEM-Manager der Klima- und Energie-Modellregion Neusiedlersee - Seewinkel, hat bereits vier Klimaschulenprojekte umgesetzt und startet gerade das fünfte. Mit der HAK/HAS Frauenkirchen und deren Direktor Hannes Schmid möchte er jedoch noch einen großen Schritt weiter gehen: Innerhalb der nächsten drei Jahre soll die rund 400 Schüler:innen zählende Bildungseinrichtung mit dem Umweltzeichen zertifiziert werden.

Die Idee zur Umweltzeichen-Schule stammt von Christa Thell, Lehrerin an der HAK/HAS Frauenkirchen. Sie leitet den Ausbildungsschwerpunkt „Nachhaltige und ökologische Unternehmensführung“ und setzte gemeinsam mit Schitzhofer auch das Klimaschulen-Projekt 2022/23 um. Dabei ging es um Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft – und so durchforsteten die Jugendlichen ihre Kästen und Dachböden nach alten Kleidungsstücken und Gebrauchsgegenständen. „In der Schule haben wir dann sortiert und alle noch brauchbaren Stücke gespendet“, sagt Thell. „Die Besuche bei nachhaltigen Betrieben aus der Region – einem Mangalitza-Schweinebauern, einem Obstbaubetrieb und einem Weingut – sowie ein Radreparatur-Workshop hinterließen bei den Schüler:innen bleibende Eindrücke.“

Rundum nachhaltig. Der Weg zum Umweltzeichen ist durchaus anspruchsvoll. Erst 164 von insgesamt rund 5.000 österreichischen Schulen wurden damit ausgezeichnet. Die Schule benötigt ein Umweltleitbild und einen Umweltzeichen-Maßnahmenplan sowie ein Umweltteam samt Koordinator:in. Die Schüler:innen müssen eingebunden und die Eltern informiert werden. Bei Schulveranstaltungen ist auf ökologische Kriterien zu achten, und auch über energie- und ressourcensparendes Nutzer:innenverhalten, zum Beispiel beim Kopiergerät, ist zu informieren. Themen wie Umwelt, Gesundheit, Konsum und Lebensstil sowie Biodiversität müssen in den Unterricht und in Projekte einfließen. Als Leitschnur dienen die SDGs der Vereinten Nationen, die den Schüler:innen ein Begriff werden sollen.

Gebäudehülle und Heizsystem werden im Bewerbungsprozess ebenso gründlich unter die Lupe genommen wie das Energienutzungsverhalten. Eine fortlaufende Energiebuchhaltung und eine energiesparende Beleuchtungstechnik sind Pflicht. Auch für die Gestaltung von Außenräumen, für die Mobilität, die Beschaffung, die Gesundheitsförderung und manch anderes gibt es Vorgaben. Zusätzlich nennt die Kriterienliste zahlreiche Soll-Maßnahmen, mit denen die Schule weitere Punkte sammeln kann.

Reichlich Sonne. Die HAK/HAS Frauenkirchen liegt mitten im Zentrum der Kleinstadt und ist in einem denkmalgeschützten Schloss sowie einem Neubau aus dem Jahr 2003 untergebracht. Die Energiekosten der Schule sind hoch, nicht zuletzt durch die Erdgasheizung. „Wir werden eine Machbarkeitsstudie durchführen, ob und wie sich die Schule und benachbarte große Wärmeverbraucher:innen mit Nahwärme versorgen lassen“, erklärt Schitzhofer.

Die Dachfläche des Neubaus soll für Photovoltaik genutzt wurden. „Das Schloss ist denkmalgeschützt. Aber vielleicht schaffen wir es – wie Pater Thomas bei der Basilika Frauenkirchen –, auch für die Schule eine gute Lösung zu finden“, sagt Direktor Schmid, der seit 2021 auch Bürgermeister ist. Als solcher möchte er auch die Dächer von Volksschule, Mittelschule und dem gemeinsamen Turnsaal für die Sonnenstromproduktion nützen.

Mobilitätsproblem. Fahrradabstellanlagen bei der Schule sind vorhanden, und für die immer zahlreicheren E-Roller wird nun ebenfalls ein eigener überdachter Abstellbereich geschaffen. Allerdings stammen die Schüler:innen aus einem Umkreis von fast 70 Kilometern, teilweise auch aus Ungarn, und das Angebot an öffentlichem Verkehr ist dünn. Nicht immer lässt sich der Stundenplan mit drei anderen Schulen koppeln und an den Busfahrplan anpassen. So stehen auf dem Parkplatz neben der Schule derzeit rund 70 bis 80 Autos. „Wenn dieser Parkplatz einmal halb leer ist, dann haben wir es geschafft“, meint Schmid.

Trotz und wegen dieser Situation hat die Schule mit dem Land Burgenland und den Schüler:innen des dritten, vierten und fünften Jahrgangs einen „Klimavertrag“ geschlossen. Darin verpflichten sich die Schüler:innen, mindestens einmal pro Woche ohne Auto zur Schule zu kommen. Gelingt das einer ganzen Klasse, wird dies durch ein neues Blatt auf dem „Klimabaum“ dokumentiert.

Let them grow. 50 echte Bäume wird die Schule anlässlich ihres 50-jährigen Gründungsjubiläums pflanzen. „Bäume sind CO2-Speicher. Sie ziehen Wasser an, und das ist wichtig in einer Region, in der es mit der Ressource Wasser schwierig wird. Im Stadtbereich sorgen sie für niedrigere Temperaturen, zwischen den Feldern für weniger Erosion und mehr Biodiversität“, kennt Schmid den vielfältigen ökologischen Wert von Bäumen. Als neuer Bürgermeister hat er Frauenkirchen 1.000 neue trockenheitsresistente Bäume in vier Jahren versprochen. Zur Halbzeit sind 600 gepflanzt.

Vor der Schule gibt es bereits Spalierobstbäume. Naschecken, Hochbeete und gemütliche Sitzgelegenheiten sollen folgen – und drinnen ist Nachhaltigkeit in allen Fächern Teil des Unterrichts. Der sparsame Umgang mit Wasser ist im Seewinkel dabei ein besonders wichtiges Thema – mit weitreichenden Auswirkungen auf (Land-)Wirtschaft, Tourismus, Bevölkerung und natürlich auch auf die Salzlacken und die tausenden Zugvögel, die hier auf ihrer Wanderung Pause machen.

Großer kleiner Beitrag. Aber was bringt das persönliche Engagement eigentlich, dieser global gesehen winzige Beitrag? Diese Frage konnten sich viele Schüler:innen der HAK/HAS Frauenkirchen bereits selbst beantworten, wie Thell es erlebt hat. „Ja, stimmt, wenn man sich zusammenschließt, kann man schon etwas bewegen, das andere dann nachmachen können“, zitiert die Lehrerin eine:n Schüler:in. Die drei Ausbildungsschwerpunkte – nachhaltige Unternehmensführung, IT und Sport – bieten da schon einige hilfreiche Werkzeuge: das ökologische, soziale und wirtschaftliche Gleichgewicht, die Verbreitung im digitalen Universum und die sportliche Ambition.