Komm, fahr mit!

Es spart Geld und Emissionen, entlastet das Straßennetz und könnte sogar zu neuen Freundschaften führen, das aktuelle Projekt der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Vöckla-Ager. Die Mitfahrregion Vöcklabruck-Gmunden startet in Kooperation mit einem großen Arbeitgeber, einem Schulzentrum und zwei Gemeinden als Kooperationspartnern. Das Ziel lautet, psychologische Hürden abzubauen und leere Auto-Sitzplätze zu füllen.

Der Verkehr nimmt zu im Bezirk Vöcklabruck. Was die Menschen der Region zunehmend bei der Parkplatzsuche spüren, fasst die oberösterreichische Landesverkehrserhebung 2012 in Zahlen: 71,2 Prozent aller Wege werden mittels motorisiertem Individualverkehr zurückgelegt, um 26,9 Prozent mehr als 2001. Jedes Auto ist aber durchschnittlich nur mit 1,17 Personen besetzt. Dieses ungenutzte Potenzial von 98 Prozent aller Auto-Sitzplätze möchte die Klima- und Energie-Modellregion Vöckla-Ager nun heben.

Angst nehmen. Wäre der Mensch ein reines Vernunftwesen, müsste man nicht erklären, dass man auf dem Weg von und zur Arbeit eine Menge Geld sparen könnte, wenn man mit ArbeitskollegInnen im Auto mitfährt oder diese mitnimmt. Doch im Hinterkopf spuken bei vielen auch Sätze wie „Steig nie in ein fremdes Auto!“. Diese Angst umschifft die Mitfahrregion Vöcklabruck-Gmunden elegant durch Gruppenbildung auf der Online-Plattform flinc.org. So fährt man nicht gemeinsam mit irgendjemandem, sondern mit der „Grete aus der Buchhaltung“ oder dem „Christian aus dem Nachbarort“.

Gruppenbildung. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen für das Mitfahrprojekt der KEM Vöckla-Ager in Kooperation mit dem Regionalmanagement Vöcklabruck-Gmunden sowie der SPES Zukunftsakademie. „Wir haben rechtliche und Sicherheitsfragen geklärt und starten demnächst mit drei Gruppen – einem Unternehmen mit mehr als 1.200 MitarbeiterInnen, dem Schulzentrum Vöcklabruck mit 3.000 SchülerInnen und 320 Lehrkräften sowie mit den Gemeinden Rüstorf und Schwanenstadt als dritte Gruppe“, erklärt KEM-Managerin Sabine Watzlik.

Die STIWA Group mit Standorten in Attnang-Puchheim, Gampern und Hagenberg wird unter ihren MitarbeiterInnen eine Befragung zur Potenzialerhebung für Mitfahrbörsen durchführen und die Mobilitätsplattform flinc.org über die internen Informationskanäle bewerben. „Zudem werden wir unsere Werke  zukunftsfit in Sachen Elektromobilität machen. Dabei werden universell einsetzbare Ladestationen für E-Car, E-Bike, E-Roller und dergleichen errichtet“, ergänzt Raphael Sticht, Geschäftsführer des Automationstechnik-Unternehmens, und denkt auch über die Anschaffung von elektrischen Dienstfahrzeugen nach.

Geleistete Vorarbeiten. In Schwanenstadt und der Nachbargemeinde Rüstorf beschäftigten sich ehrenamtliche Gruppen bereits im Rahmen des lokalen Agenda-21-Prozesses 2013/2014 mit der Bildung von Fahrgemeinschaften. Im Schulzentrum Vöcklabruck können die Aktivitäten zum Thema Mitfahrbörse auf dem Projekt „School-Mobility“ aufbauen. Die HTL Vöcklabruck hat sich auch schon am Programm Klimaschulen beteiligt. „Das Schulzentrum besteht aus fünf verschiedenen Schulen und viele Kinder werden mit dem Auto zur Schule gebracht“, so Watzlik. „Allein hier ließen sich tausende Fahrten pro Woche einsparen.“

Weitere interessierte Gemeinden und Gruppen können sich noch beim Regionalmanagement OÖ, Geschäftsstelle Vöcklabruck-Gmunden oder bei der KEM Vöckla-Ager melden.

Klimaschonend mobil. Die Mitfahrregion ist nur ein kleiner Teil von Sabine Watzliks Aktivitäten im Bereich klimafreundliche Mobilität. Sie arbeitet an E-Car- und E-Bike-Sharing, Seniorenmobilität, dem Ausbau von E-Tankstellen sowie an der Planung eines umfassenden Radwegenetzes für den Alltagsverkehr. „Manche Verbindungen klappen mit dem Rad schon jetzt sehr gut, in anderen Bereichen bestehen noch Lücken. Was jedoch überall fehlt, ist eine entsprechende Beschilderung“, erläutert Watzlik. Nun werden die in Frage kommenden künftigen Radrouten befahren, bewertet und kartographiert.

Bild: V.l.n.r.: Mag. Hubert Zamut, SPES Regionalberatung; Mag. Johannes Meinhart, Regionalmanagement Vöcklabruck und Gmunden; Mag. Sabine Watzlik, KEM Vöckla-Ager; Mag. Gerhard Hannerer, Personalleiter STIWA; Johann Gehmayr, STIWA Personal Betriebsrat; Hans-Günther Zieher, Energie- und Umweltbeauftragter STIWA.

Weitere Informationen:
KEM Vöckla-Ager
Energieregion Vöckla-Ager
flinc.org