Im Galopp gegen den Klimawandel

KEM-Managerin im Portrait. In Genf hat Stéphanie Klaus Umweltmanagement studiert, in der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Karnische Energie setzt sie ihr Wissen um. Photovoltaik, Kleinwasserkraft, ein Klimaschulenprojekt und die sanfte Mobilität stehen auf ihrem Arbeitsprogramm – letztere auch auf dem Rücken von Pferden.

130 Photovoltaik-Module à 500 Euro in nur zwei Tagen zu verkaufen, das zauberte Stéphanie Klaus ein Lächeln ins Gesicht. Dabei hatte sie das Projekt einer 50 kWp-Bürgerbeteiligungsanlage lediglich im Gemeindeblatt angekündigt. Doch bevor sie weitere PR-Maßnahmen ergreifen konnte, waren die Module bereits ausverkauft. Seit Juli liefert die Anlage nun Strom für die Wellnessoase Aquarena in Kötschach-Mauthen. Keine Frage, der Antrag auf Weiterführung der Klima- und Energie-Modellregion Karnische Energie, an dem Klaus gerade arbeitet, wird ein Nachfolgeprojekt enthalten.

Vorreiter-Region. Als Klaus vor gut einem Jahr ihre Arbeit als KEM-Managerin aufnahm, musste sie nicht bei null anfangen. Im Gegenteil. Mit der 1998 gegründeten Alpen Adria Energie (AAE) verfügt die Region über einen Ökostromanbieter, der weit über die Grenzen Kärntens hinaus aktiv ist. Weiters agiert der Verein „energie:autark Kötschach-Mauthen“  gewissermaßen als Motor der e5-Gemeinde Kötschach-Mauthen, die 2012 als erste Kärntner Gemeinde mit fünf „e“, der höchsten Kategorie des e5-Programms für energieeffiziente Gemeinden ausgezeichnet wurde. Auch die Bezirkshauptstadt Hermagor nimmt an diesem Programm teil und möchte bis 2020 Selbstversorger in Sachen Energie werden.

„Es ist natürlich ein großer Vorteil, wenn man in der Region AnsprechpartnerInnen hat, die sich schon lange mit dem Thema befassen und auf deren Arbeit man aufbauen kann“, freut sich Klaus. „Als KEM-Managerin achte ich dennoch darauf, dass die gesamte Region von meiner Tätigkeit profitieren kann.“

Klimaschulenprojekt. Ein Beispiel für die Synergien zwischen den AkteurInnen für den Klimaschutz stellt das sogenannte Klimabüchlein dar, das von „energie:autark Kötschach-Mauthen“ gemeinsam mit SchülerInnen entwickelt wurde. Nun kommt es erstmals im Rahmen eines Klimaschulenprojekts mit den Volksschulen Hermagor und Tröpolach, dem BORG Hermagor und der NMS Kötschach-Mauthen zum Einsatz. „Das Energiebüchlein kann leicht in den Regelunterricht eingebunden werden. Es war anfangs allerdings nicht ganz einfach, die Schulen für die Teilnahme an einem Klimaschulenprojekt zu gewinnen“, meint Klaus. „Doch dann haben sich letztlich mehr Schulen beworben, als wir ins Projekt aufnehmen konnten.“

Kleinwasserkraft. Die KEM Karnische Energie, die den Bezirk Hermagor umfasst, wird im Norden wie im Süden von Bergketten umsäumt. Zahlreiche Bäche plätschern ins Tal und werden seit vielen Jahrzehnten zur Stromerzeugung genutzt. Heute sind 70 private Kleinwasserkraftwerke in Betrieb. Einige davon sind auf dem neuesten Stand der Technik, bei anderen ergab eine Studie beträchtliche Effizienzsteigerungspotenziale.

Stéphanie Klaus brachte daher die KraftwerksbesitzerInnen mit Fachleuten zusammen und verloste Gutscheine für eine detaillierte Inspektion der Anlagen durch ein Ingenieurbüro. Besonderes Augenmerk gilt dabei Maßnahmen, die nur geringe Investitionen erfordern, aber einen großen Effekt erzielen. „Manchmal sieht  sogar der Laie, dass das Wasser nicht mehr in die Wasserfassung, sondern daneben rinnt, weil diese gebrochen oder mit Ästen und Blättern verstopft ist“, hat sich Klaus im steilen Gelände auch selbst ein Bild gemacht, obwohl zu mancher Wasserfassung nicht einmal ein Fußweg führt.

Biomasse-Tankstellen. Vernetzen lautet Klaus' Strategie auch in Sachen Biomasse. Sie brachte HolzproduzentInnen, holzverarbeitende Betriebe, Sägewerks- und NahwärmebetreiberInnen sowie ein Planungsbüro an einen Tisch. „Aufgrund unserer geographischen Lage und niedrigerer Holzpreise in den Nachbarländern wird sehr viel Holz importiert“, so Klaus. „Unser Ziel ist es, Biomasse-Tankstellen zu errichten, bei denen Holz aus der Region angeliefert und abgeholt werden kann. Wir haben dazu Kriterien entwickelt und uns auch schon einige in Frage kommende Plätze angesehen.“ 

Noch in den Anfängen steckt ein neues Konzept für Mobilität und Tourismus. Doch auch hier knüpft die KEM-Managerin Fäden zwischen Gemeinden, Tourismusverband und dem Mobilbüro Hermagor. In Hermagor soll ein E-Car-Sharing ins Leben gerufen werden. Da die Hauptverkehrsströme aus dem Gailtal Richtung Villach und Lienz verlaufen, orientiert sich Klaus auch an dem kürzlich in der KEM Osttirol installierten E-Car-Sharing-System. „Es ist wichtig, kompatible Systeme beim E-Car-Sharing und der Ladeinfrastruktur zu schaffen.“ 

Zügel in der Hand. „Ich bin in der französischen Schweiz aufgewachsen, aber mein Vater ist gebürtiger Mauthner“, erzählt Klaus. „Und so waren wir in den Ferien meistens in Kärnten. Schon als Kind habe ich meinen Großeltern gesagt, dass ich nach Kötschach-Mauthen übersiedeln werde, wenn ich groß bin. So ist es dann auch gekommen.“ Neben ihrer 20-Stunden-Anstellung als KEM-Managerin gibt Klaus auch Reitunterricht. „Das ist für mich Hobby und Beruf in einem.“ Sie arbeitet nun für genau jenen Reitstall, auf dessen Pferden sie schon als Kind durch die Landschaft trabte. Wer sich nicht so gerne in den Sattel schwingt, kann auch eine Kutschenfahrt mit Stéphanie Klaus buchen und die Landschaft mit ein bis zwei PS genießen.


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AAE Naturstrom
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