Ein Bussl für das Stubaital

Zankl

KEM-Manager im Porträt. Schon in der Umsetzungsphase erntete er den VCÖ-Mobilitätspreis Tirol und einen Climate Star. Denn Roland Zankl gelangen spürbare Verbesserungen beim öffentlichen Verkehrsangebot – unter anderem mit dem „Stubuss'l“.

Vor rund sechs Jahren starteten die Gemeinden im Stubaital einen gemeinsamen Entwicklungsprozess mit Bürger:innenbeteiligung. „Wo drückt der Schuh am meisten, wohin wollen wir uns entwickeln?“ nennt Roland Zankl die wichtigsten Ausgangsfragen. Aus diesem Prozess entstanden fünf Arbeitsgruppen – Mobilität, Klimabündnis (alle KEM-Gemeinden sind Mitglied), Raumordnung, Soziales und Wirtschaft. Betreut werden diese Gruppen vom Planungsverband Stubaital, und seit vier Jahren nun durch dessen „Talmanager“ Zankl. Und eine seiner ersten Aktivitäten war, einen Antrag zur Gründung der Klima- und Energie-Modellregion zu stellen.

Aktive Bürger:innen. „Dank der vielen Ehrenamtlichen in den Arbeitsgruppen stehe ich mit meinen KEM-Themen nicht allein auf weiter Flur“, freut sich Zankl. Inzwischen nehmen auch Vertreter:innen der Gemeinden an den Arbeitsgruppentreffen teil. Von der Mobilitätsgruppe erhielt Zankl beispielsweise Unterstützung bei der Einführung eines betrieblichen Belohnungssystems für nachhaltige Mobilität mit Ummadum (2020) und beim Start des E-Carsharings mit floMOBIL im Juni 2021. Im Vorjahr gelang es den Stubaitaler:innen sogar, dem Verkehrsverbund Tirol (VVT) eine Taktverdichtung für die Buslinie 590 nach Innsbruck abzuringen. Auch die Betriebszeit wurde bis 23 Uhr verlängert.

Besonders stolz ist Zankl aber auf die Buslinie 595, die heuer am 1. Juni mit dem Namen „Stubuss'l“ ihren Betrieb aufnahm. Sie verbindet nicht nur die fünf KEM-Gemeinden (Fulpmes, Mieders, Neustift im Stubaital, Schönberg im Stubaital und Telfes im Stubai) miteinander, sondern fährt auch Gewerbegebiete und alle wichtigen Freizeitdestinationen an: das Freizeitzentrum StuBay, Skilifte und im Sommer abends sogar den Stubaier Gletscher. (In der Wintersaison steht Einheimischen und Gästen ein kostenloses Skibussystem zur Verfügung.) Außerdem verschafft das Stubuss'l den Schüler:innen und Lehrer:innen der HTL Fulpmes eine bessere Anbindung ans Wipptal.

Ausgezeichneter Start. Diese Mobilitätsmaßnahmen und die Einführung einer Energiebuchhaltung überzeugten die Jury des heurigen Climate Star Awards. Die KEM Zukunft Stubaital wurde in der Kategorie „Kommunale Netzwerke“ ausgezeichnet. Bereits 2021 gab es für „Stubai Mobil“ (das E-Carsharing-Projekt) den VCÖ-Mobilitätspreis Tirol. 2019 erreichten alle fünf Stubaier Gemeinden zwei Mobilitätssterne im gleichnamigen Landesprogramm, 2021 erhielten Schönberg, Fulpmes und Neustift bereits drei. „Und für heuer lautet das Ziel, drei von fünf möglichen Mobilitätssternen für alle unsere KEM-Gemeinden zu schaffen“, so Zankl.

Beliebt für die Kurzstrecke ist auch die Stubaitalbahn, die als Kombination aus Straßen-und Regionalbahn zwischen Innsbruck und Fulpmes verkehrt. Ein durchgehender Stubairadweg und Radanhänger für die Linienbusse stehen auf Zankls Wunschliste, sind aber noch Zukunftsmusik. Einige Teilstrecken des Radwegs sind bereits umgesetzt, 2025 ist die Fertigstellung geplant.

Leiwander Schnee? Noch muss Wolfgang Ambros seinen Austropop-Hit „Schifoan“ nicht umtexten. Doch auch im Stubaital wird der Schnee weniger, und dem Stubaier Gletscher kann man beim Schmelzen zusehen. „Der Gletscher zieht sich pro Tag um 10 bis 20 Zentimeter zurück“, bedauert Zankl. „Auch die Folgen des Verlusts von Permafrostböden sind bereits deutlich spürbar. Steinschlag und Felsabbrüche sind fast schon Alltag.“

Skifahren werde man im Stubaital noch viele Jahrzehnte könne, meint der KEM-Manager. In der Vor- und Nachsaison werde das – wie in anderen Regionen auch – aber nicht mehr so einfach sein. Mittelfristig werde das Pendel vom Ski- zum Wandertourismus schwenken. Schon jetzt sorgt der Sommertourismus für 40 Prozent der Brancheneinnahmen.

Investitionen in die Zukunft. Vorwärts geht es dafür mit dem Photovoltaik-Ausbau. In allen fünf Gemeinden laufen derzeit Ausschreibungen für insgesamt mehr als 1 MWp. Sukzessive wird im gesamten Tal die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Mieders hat die Umrüstung bereits abgeschlossen, und auch in Schönberg wird es bald so weit sein. Bei der A13-Raststätte in Schönberg im Bereich der berühmt-berüchtigten Europabrücke läuft aktuell ein Projekt zur Heizungsumstellung, das ab der kommenden Heizsaison jährlich rund 45.000 Liter Heizöl einsparen wird.

Zankl hat an der Universität Innsbruck Betriebswirtschaftslehre studiert und in sehr unterschiedlichen Branchen gearbeitet, bevor er Tal- und KEM-Manager wurde. Er war Verkaufsleiter bei BOSE Österreich, Landesdirektor beim Österreichischen Wachdienst und später Geschäftsführer eines Kleinwasserkraftwerks. Er baute in Kärnten einen Golfplatz auf und leitete sieben Jahre lang den Energievertrieb bei der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG.

Talmanager und Bergfan. Roland Zankl ist seit 21 Jahren verheiratet, hat eine 16-jährige Tochter und einen 31-jährigen Stiefsohn. In seiner Freizeit zieht es ihn nach draußen, auch ins Hochgebirge. Er genießt die Natur mit der Familie, aber auch mutterseelenallein – gewissermaßen als Ausgleichssport für den Netzwerker. Und manchmal zählt er dabei statt Kilowattstunden Steinböcke. Im Tal dagegen besucht er gerne Konzerte. Zuletzt genoss er mit seiner Familie den Auftritt von „Pink Floyd“-Sänger Roger Waters Ende April in Bologna.