Klimaschutz durch Verwitterung

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greenstarter im Porträt. Carbony, ein grünes Start-up aus Steyr, möchte der Atmosphäre CO2 mit Vulkangestein entziehen. Denn die Reduktion von Treibhausgasemissionen allein werde nicht reichen, das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten, sind die vier Gründer:innen überzeugt.

Es gibt viele Kreisläufe in der Natur. Dieser hier ist bislang nur wenigen Menschen bekannt: Wenn Vulkane ausbrechen, stoßen sie ungeheure Mengen an Treibhausgasen aus. Doch Vulkangestein bindet beim Verwittern Kohlenstoff aus der Luft. Bei Carbony lautet das Zauberwort daher: Enhanced Rock Weathering, die beschleunigte Verwitterung von Basalt.

Grundlagenforschung. In einem von der FFG geförderten Projekt gemeinsam mit der BOKU und dem Software Competence Center Hagenberg entwickelte Carbony ein Prognosetool für das durch Verwitterung aus der Atmosphäre geholte CO2. Denn bei der Potenzialberechung für konkrete Umsetzungsprojekte kommen zahlreiche Faktoren ins Spiel. „Wie viel CO2 in Karbonaten gebunden wird, hängt vor allem vom Gesteinstyp, seiner Körnung, vom Boden und der Witterung ab“, erklärt Carbony-CEO Matthias Rettenbacher. Die Forschungen zeigten, dass das Ergebnis auf leicht sauren Waldböden  besser ausfällt als auf Feldern – nicht nur, was das „Carbon Removal“ betrifft. „Das Basaltmehl macht die Bäume widerstandsfähiger, und man kann einen zusätzlichen Biomassezuwachs von rund 20 Prozent erzielen.“

Die Messung und Zertifizierung der Kohlenstoffeinlagerung ist teuer. Daher setzt die 2023 gegründete Carbony GmbH zunächst auf Kooperationen mit Partnerunternehmen, die über große Waldflächen verfügen, wie dem bulgarischen Pendant zu den Österreichischen Bundesforsten. „Das Unternehmen eignet sich als Projektpartner besonders gut, da es über durch Bergbau unfuchtbar gewordenes Brachland verfügt, das nun wiederaufgeforstet wird. Außerdem wird in Bulgarien eine spezielle Gesteinssorte namens Olivin abgebaut, die beim Verwittern dreimal so viel CO2 einlagert wie der in Österreich vorkommende Basalt“, so Rettenbacher. Und das Beste: Der Olivin muss nicht einmal gemahlen werden, denn beim Abbau fallen große Mengen an Filterstaub an, die bislang als Abfall galten.

Gut aufgestellt. Matthias Rettenbacher kümmert sich bei Carbony um Marketing, Sales und Business Management. Silyan Ivanov (CTO) deckt die Bereiche Maschinenbau und Finanzen ab. Sandra Gottschall (COO) ist für das Bioressourcen- und Umweltmanagement zuständig, und Thomas Rinder (CSO) ist der Experte für Geochemie und Umweltwissenschaften.

Die vier Gründer:innen setzen darauf, dass der Emissionshandel im Zuge des Green Deals der EU an Bedeutung gewinnt und Carbon Credits (CO2-Zertifikate) zu einer Währung mit tendenziell steigendem Kurs werden. Carbony berät auch Unternehmen, die schon jetzt klimaneutral werden und ihre nicht vermeidbaren Emissionen mit Carbon Credits ausgleichen möchten. „Wir empfehlen dabei immer einen Maßnahmenmix“, sagt Rettenbacher und „Schon jetzt ein CO2-Portfolio aufzubauen kann sich für Unternehmen rechnen.“

Durch greenstart habe Carbony „eine Anbindung“ nach Wien erhalten, meint Rettenbacher und hofft auf Kontakt zu weiteren Expert:innen aus den Bereichen Umwelt, Geochemie und Geologie. Bis Mitte 2026 möchte das Unternehmen seine Zertifizierungsphase abschließen. Danach soll das Rollout mithilfe von Investor:innen erfolgen.

Weitere Informationen:
Carbony GmbH
greenstart