Top-Ten-greenstarter. Nicht nur in Supermärkten und Haushalten werden viele Lebensmittel weggeworfen, auch in der Landwirtschaft und in Gärten – oft nur, weil die Karotte zu dick ist oder ein Kunde in letzter Sekunde abspringt. Cornelia und Andreas Diesenreiter retten frische Früchte sowie knackiges Gemüse und kreieren daraus exquisite Marmeladen, Chutneys, Sirupe und andere Köstlichkeiten. Unverschwendet heißt ihr Unternehmen und es möchte heuer kräftig wachsen. greenstart, die Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, hilft dabei.
„Viele, auch kleinere Landwirte, werfen in der Erntezeit täglich hunderte Kilo an Erntegut weg, weil sie es nicht verkaufen können“, erklärt Cornelia Diesenreiter. Das ärgert sie schon lange. Daher probierte sie im Sommer 2015 aus, ob es klappen könnte, Obst und Gemüse vor dem Komposthaufen zu retten, zu verarbeiten und zu vermarkten. „Wir hatten Glück, dass der Standard schon sehr früh einen kleinen Beitrag über uns gebracht hat“, erinnert sich die Jungunternehmerin. „In der Folge meldeten sich zahlreiche Landwirte, aber auch Gartenbesitzer bei uns – so viele, dass wir einen Teil der Lebensmittel an die Wiener Tafel weitergegeben haben und auch so manches Angebot ablehnen mussten.“
Laden am (Unver-)Schwendermarkt. Am 8. März 2016 rief Cornelia Diesenreiter die Marke Unverschwendet ins Leben. Im ersten Jahr konnte sie 2,5 Tonnen Obst und Gemüse aus dem Großraum Wien verarbeiten und über 4.500 Gläschen kulinarischer Spezialitäten verkaufen, darunter Fruchtaufstriche wie Marille-Vanille und Kirsche-Gin, Lavendel- sowie Wassermelone-Pfeffer-Sirup, Zwetschken-Chutney und Fisolen-Relish. Die Produkte werden über ausgesuchte Feinkostgeschäfte vertrieben – und seit September auch im eigenen kleinen Laden am Wiener Schwendermarkt. Heuer gab es erstmals auch Unverschwendet-Spargel in der Gastronomie. Ab Spätsommer wird ein breites Sortiment des Start-ups auch über den Unverschwendet-Online-Shop erhältlich sein.
Im Frühjahr 2017 wurde die Unverschwendet-Küche umgebaut, denn heuer geht es gewissermaßen ans Eingemachte: Die Geschwister möchten zehnmal so viele Lebensmittel retten und verarbeiten wie im Vorjahr. „Wir freuen uns sehr, dass wir für die Top Ten von greenstart nominiert wurden und hoffen, dass wir bei unserer Expansion dank des Mentorings nicht die gleichen Fehler machen, wie viel Unternehmen vor uns“, so Diesenreiter.
Gut vorbereitet. Die Jungunternehmerin wollte ursprünglich Köchin werden, überlegte es sich jedoch anders, studierte Jus und Wirtschaft an der Universität Salzburg, absolvierte das BOKU-Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement, ein einjähriges Masterstudium in „nachhaltigem Produktdesign“ in London, und 2015 auch noch einen Unternehmensgründungskurs beim AMS. Ihr Bruder Andreas stieg im September 2016 ins Unternehmen ein und bringt reiche Erfahrung aus den Bereichen Marketing und Kommunikation mit.
„Nachhaltigkeit soll nicht mit Verzicht, sondern mit Genuss verbunden werden“, lautet Diesenreiters Credo. „Ich habe jetzt einen glücksbringenden Job, der nicht nur mir Freude bereitet, sondern auch den Kundinnen und Kunden sowie den Landwirten, die froh sind, die Lebensmittel nicht entsorgen zu müssen.“ Mittelfristig möchte Unverschwendet die Freude der LandwirtInnen noch durch eine kleine Entschädigung steigern. Außerdem arbeitet das Geschwisterpaar an einem umfassenden Konzept, das langfristig auch in anderen Städten Österreichs und Europas implementiert werden soll, um dort ebenfalls Lebensmittelverschwendung zu verhindern.