Mustersanierung – Das Magazin

2008 startete der Klima- und Energiefonds das Programm Mustersanierung. Nun zieht er im gleichnamigen Magazin Zwischenbilanz – und diese fällt erfreulich aus. Das Monitoring von fünf sanierten Gebäuden zeigt, dass die geplanten Energiesparziele auch in der Praxis erreicht wurden. Über 60 öffentliche Gebäude, Schulen, Kindergärten, Bürogebäude und Hotels wurden inzwischen nach strengsten Energieeffizienzkriterien und mit ökologischen Baumaterialien mustersaniert.

„Gebäudesanierungen sind ein entscheidender Hebel, wenn es um die Erreichung der EU-Klimaziele bis 2050 geht: die Reduktion der Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent. Dabei kommt es nicht nur auf die Anhebung der Sanierungsrate generell, sondern vor allem auf die Qualität der Sanierung an“, erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds die zentrale Bedeutung des Programms Mustersanierung, das er 2008 ins Leben rief.

 

Ganzheitliches Konzept. Bei allen Mustersanierungen wird nicht nur auf Energieeffizienz bei Heizwärme, Warmwasser, Kühlung und Elektrizität geachtet, sondern auch großer Wert auf ökologische Baumaterialien gelegt. Nun hat der Klima- und Energiefonds ein Magazin herausgegeben, das einige der besten Sanierungsprojekte vorstellt, Bauherrn und Planer sowie die Wissenschaft – in Person von Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb und WIFO-Leiter Karl Aiginger – zu Wort kommen lässt.

 

Best practice. Der Energiebedarf der mustersanierten Gebäude wird auf beinahe auf null reduziert. Zehn Gebäude produzieren über das Jahr nun sogar mehr Energie als sie benötigen. So verwandelte beispielsweise die „LSI Leistungsgruppe von Installateuren“ eine ehemalige Supermarktfiliale in ein höchst effizientes Schulungs- und Bürogebäude. Die UNESCO-Volks- und Mittelschule Bürs wurde vor drei Jahren in ein Passivhaus verwandelt und an die Biomasse-Fernwärme angeschlossen. Das Gesundheitszentrum Bad Schallerbach kommt nach der Mustersanierung mit einem Viertel des ursprünglichen Erdgasbedarfs aus.

 

„Wir haben uns nicht nur mit der thermischen Sanierung beschäftigt, sondern auch mit dem Heizsystem, den Einsparungsmöglichkeiten im Stromverbrauch und der ökologischen Ausstattung der Zimmer“, berichtet Markus R. Kegele, Eigentümer und Betreiber des Hotels Mondschein in Stuben am Arlberg, über seine Mustersanierung. Vor der Umsetzung ließ er für eine Wintersaison ein Musterzimmer einrichten und holte das Feedback seiner Gäste ein. „Dabei stellte sich heraus, dass viele Gäste ihre Zimmerkarte im Zimmer stecken ließen, damit der Strom eingeschaltet bleibt, während sie Ski fahren oder wandern waren. Die Leute wollten tagsüber ihre Mobiltelefone, Fotoapparate oder Laptops aufladen. Deshalb haben wir in den neu sanierten Zimmern immer eine sogenannte „grüne“ Steckdose eingebaut, die immer unter Strom steht.“

Umfassend sanieren. „Um bis zum Jahr 2050 emissionsfreie Wohn- und Bürobauten zu haben, ist es entscheidend, welche Investitionen wir heute tätigen. Wenn wir jetzt eine Wohnbauoffensive nach dem Argument der Leistbarkeit beginnen und dabei nur die Baukosten berücksichtigen, dann werden die Betriebskosten hoch sein und die Klimaziele unerfüllbar“, rät Wirtschaftsforscher Aiginger bei langfristigen Investitionen auch langfristig zu denken. Nachsatz: „Österreich sollte dem dänischen Beispiel folgen und ab 2016 im Neubau keine fossilen Brennstoffe in Wohn- und Bürobauten mehr zulassen.“

 

Faktor Mensch. Die beste Gebäudeisolierung kann ihre Wirkung allerdings nur entfalten, wenn die GebäudenutzerInnen energiebewusst agieren – etwa beim Lüften. Erst das Zusammenspiel von Mensch und Technik ermöglicht höchste Effizienz, führt bisweilen aber auch zu Überforderung. Dazu die Leiterin des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur (BOKU), Helga Kromp-Kolb: „Man wird das Gebäude in Zukunft viel mehr als System betrachten und die BenutzerInnen viel stärker miteinbeziehen müssen. Wir haben eine Phase hinter uns, in der Gebäude übertechnisiert wurden, was dazu geführt hat, dass sie oft nicht mehr als lebensfreundlich empfunden wurden. Aber ich denke, das pendelt sich jetzt ein.“

 

Weitere Informationen:
Magazin Mustersanierung

www.mustersanierung.at