Kohleatlas: Umweltzerstörung, Krankheit, Tod – und Auswege

Der Anfang Juni erschienene Kohleatlas der GLOBAL 2000-Schwester-organisation BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) erzählt die tragische Geschichte der Kohle, von Menschenrechtsverletzungen, Umwelt-zerstörung, Krankheit und Tod. 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entstammen der Kohleverbrennung – der Ausstieg aus Kohle ist eine weltweite Aufgabe!

Millionen Menschen sind weltweit von Kohlebergbau und Klimawandel betroffen. Sie alle verdienen es, von der Politik ernst genommen zu werden. Dazu gebe es nur einen Ausweg, meint die Umweltschutzorganisation Global 2000: Den weltweiten Ausstieg aus Kohle und den Umstieg auf erneuerbare Energie. Österreich könne hier einen ersten Schritt setzen und den im Land noch verbliebenen Kohlekraftwerken ein verbindliches Abschaltdatum vorschreiben. Das würde auch ein wichtiges Signal für die Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 setzen.

 

Klimaschädlichster Energieträger. Kohle ist weltweit der klimaschädlichste Energieträger. Mehr als 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entstammen der Kohleverbrennung. Wenn das international anerkannte Ziel, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad einzudämmen, erreicht werden soll, dann müssen 80 Prozent der weltweit bekannten Kohlevorräte im Boden bleiben – genauso wie ein Drittel der bekannten Ölreserven und die Hälfte der Gasreserven.

 

Gesundheitsfolgen auch in Österreich. Zwar ist Österreich kein Schwerpunkt des Kohle-Atlas, aber auch hierzulande gibt es immer noch Kohlekraftwerke. 1,3 Millionen Tonnen Kohle werden jedes Jahr allein für die Stromproduktion verbrannt. Das verursacht 3,6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Inklusive der Stahlerzeugung entstehen damit gesundheitsschädliche Emissionen, die zu 120 vorzeitigen Todesfällen und Gesundheitsfolgekosten von 194 Millionen Euro führen. Europaweit sterben pro Jahr 18.200 Menschen an den Emissionen von Kohlekraftwerken und es entstehen Folgekosten von 43 Milliarden Euro. Würden diese gesellschaftlichen Kosten im Preis der Kilowattstunde Elektrizität berücksichtigt, wäre Kohle längst nicht mehr konkurrenzfähig.

 

Braunkohleland Deutschland. Deutschland ist mit einer Fördermenge von 183 Millionen Tonnen noch vor China (mit 147 Millionen Tonnen) das weltweit größte Förderland für Braunkohle und deshalb laut dem Kohle-Atlas besonders betroffen: In den vergangenen 90 Jahren mussten 230 Siedlungen und 110.000 Menschen dem Tagebau mit seinen großen Schaufelbaggern weichen.

Menschenrechtsverletzungen. Weltweit ist der Kohlebergbau leider auch für Menschenrechtsverletzungen und starke Umweltverschmutzung verantwortlich. Im Atlas wird John Ruggie, Sonderbotschafter für Menschenrechtsverletzungen von 2005 bis 2011 zitiert, wonach sich 28 Prozent aller Beschwerden gegen Bergbau-, Erdöl- und Erdgasfirmen richten. Der Atlas zeigt, wie man beispielsweise in Mosambik Menschen auf unfruchtbares Land übersiedelt und ihr Wasser verschmutzt. Auch in Bangladesch fürchten 220.000 Menschen wegen eines Kohleprojekts um ihr sauberes Wasser.

 

Hoffnung in China. Der Atlas widmet sich auch China, das mit seiner Elektrizitätserzeugung aus Kohle insgesamt zum weltweit größten CO2-Emittenten wurde, und berichtet von einem Hoffnungsschimmer: Im Jahr 2014 wurde erstmals ein Rückgang des Einsatzes von Kohle um 2,9 Prozent verzeichnet. 6.000 Kohleminen wurden in den vergangenen vier Jahren geschlossen, bis Ende 2015 sollen es weitere 2.000 Minen sein. China bleibt trotzdem weiterhin von der Kohle abhängig. Unklar ist, ob es sich bei dem Rückgang um einen einsetzenden langfristigen Trend oder ein einmaliges Einknicken handelt. Mit 90 Milliarden US-Dollar investierte China im Jahr 2014 allerdings soviel in erneuerbare Energie wie kein anderes Land der Welt.

 

Weitere Informationen:
Download Kohleatlas
www.global2000.at