Einmal Idaho und retour

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KEM-Manager im Portrait. Zwei Jahrzehnte lang arbeitete Hermann Florian in Deutschland, Frankreich und den USA für die Halbleiterindustrie. Seit 2014 leitet er die Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Lieser- und Maltatal und macht dabei keine halben Sachen. Sein jüngster Coup: Ab Sommer sollen der Bevölkerung fünf Carsharing-Autos zur Verfügung gestellt werden.

 

Während manche Klima- und Energie-Modellregionen gerade ihr erstes oder zweites  Carsharing-Auto in Betrieb nehmen, gehen die fünf Gemeinden* der Klima- und Energie-Modellregion Lieser- und Maltatal und ihr KEM-Manager aufs Ganze. Nach einjähriger Vorbereitung werden gleich fünf Renault ZOE bestellt. Damit steht jeder Gemeinde je ein elektrisches Carsharing-Auto zur Verfügung, sobald die Fahrzeuge im Sommer geliefert werden.

Elektrisch auf den Berg. Vier Stromtankstellen stehen schon bereit, eine fünfte ist geplant. Aber kann sich E-Carsharing in der bergigen Region mit gerade einmal 10.000 EinwohnerInnen rechnen? „Natürlich gibt es Skepsis und Einwände, etwa dass es wenig Sinn mache, vom Berg mit dem Auto herunterzufahren, um das Carsharing-Auto abzuholen“, erklärt Hermann Florian. „Aber wir hatten beim Dorfservice, einem Verein, der ältere, nicht mehr so mobile Menschen zum Arzt oder zum Einkaufen bringt, schon ein Elektroauto im Testeinsatz. Ich bin mir sicher, dass so manche zentral wohnende Pensionistinnen oder Pensionisten bereit sein werden, ihre weiter entfernt beheimateten Freunde und Bekannten mit dem E-Auto von zu Hause abzuholen.“

Der KEM-Manager weiß, wovon er spricht, schließlich lebt er selbst auf einem Bauernhof auf 1200 Meter Seehöhe. Es ist sein Elternhaus, in dem er aufgewachsen war, bevor es ihn in die weite Welt zog – zuerst nach München, dann nach Frankreich und schließlich zwölf Jahre in die USA. Als Elektrotechniker arbeitete er in der Halbleiterindustrie und entwickelte Prüfsoftware für Mikroprozessoren. Nebenher genoss er die Rocky Mountains auf dem Sattel seines Motorrads, doch schließlich zog es ihn zurück nach Kärnten.

Heimkehrer. „Herman Florian sieht die Arbeit als KEM-Manager als seine persönliche Herausforderung“, sagt Sabine Kinz, Managerin der KEM FEnergiereich, über ihren Kollegen. „Durch seine langjährige Tätigkeit im Ausland hat er für sich erkannt, in welchem schützenswerten Paradies wir in Kärnten leben. Und genau dieses Bewusstsein versucht er in seiner KEM mit viel Engagement und Motivation zu schaffen. Es ist immer wieder eine Freude und Bereicherung, sich mit ihm auszutauschen.“ 

„Ich wollte die Branche wechseln und im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiten“, erzählt Florian. So renovierte er in jahrelanger Arbeit das elterliche Gemäuer von Grund auf – und verkaufte sein Motorrad, weil ihm der Verkehr auf Kärntens Passstraßen viel zu hektisch ist. Langeweile droht Florian angesichts der Vielzahl seiner Projekte trotzdem nicht. So soll beispielsweise die in die Jahre gekommene Märchen-Wandermeile in Trebesing in eine Energie-Wandermeile verwandelt werden. Ein Drache mit zu großen Füßen wird künftig Jung und Alt auf humorvolle Art zu mehr Energieeffizienz animieren.

Erneuerbare Energien. Im Vorjahr wurde  eine Photovoltaikanlage mit 300 kWp auf einer Einhausung der Tauernautobahn realisiert. Derzeit tüftelt Hermann Florian mit  mehreren landwirtschaftlichen Betrieben in Hanglage eine gemeinschaftliche PV-Anlage mit Bürgerbeteiligung aus. Nicht hängen lassen möchte Florian auch jenen Landwirt, der Kärntens zweites Windkraftwerk errichten möchte. Nach Erfüllung aller behördlichen Auflagen sind nur die letzten Details der Finanzierung bzw. Förderungen noch unter Dach und Fach zu bringen.

In Kremsbrücke erfolgt gerade die Bestandsaufnahme für die Sanierung eines Büro- und Wohngebäudes im Besitz der öffentlichen Hand, und in der Volksschule Malta wird nun mit Hackschnitzeln und Pellets statt mit Öl geheizt. Auch in den Schulen selbst war Florian schon aktiv – im Rahmen von gemeinsamen Veranstaltungen mit dem Klimabündnis. „Ich erkunde dazu im Vorfeld die Umgebung der Schule und fotografiere positive und negative Beispiele in Sachen Klimaschutz. Die Bilder werden dann diskutiert und fließen in Workshops ein“, so Florian.

Trinkwasserkraft. Da in der Gemeinde Malta die Trinkwasserversorgung aus mehreren Quellen einer Sanierung bedarf, möchte Florian die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen und die Kraft des Wassers nutzen. „Das Wasser kommt mit so großem Druck vom Berg, dass seinerzeit an mehreren Stellen sogenannte Energievernichter zur Druckreduzierung eingebaut werden mussten“, erläutert Florian. „Wir überprüfen daher nun, an welchen Standorten diese Energievernichter durch Trinkwasserkraftwerke ersetzt und wie diese finanziert werden können.“

*Gmünd/Kärnten, Krems/Kärnten, Malta, Rennweg am Katschberg, Trebesing