Engagiert auf allen Ebenen

KEM-Manager im Portrait. Bernhard Schachner, Manager der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) am Grimming, arbeitet für ein Ingenieurbüro und als Gemeinderat, ist Feuerwehr-Hauptmann und hilft am elterlichen Biobauernhof mit, wenn Not am Mann ist. Als Leiter des Raumplanungs- und Umweltausschusses der Gemeinde Stainach-Pürgg versucht er, Sachliches vor Politisches zu stellen und die Energiewende voranzutreiben.

Als Bernhard Schachner 2011 seine Arbeit als KEM-Manager der Region am Grimming aufnahm, hatte er drei Gemeinden zu betreuen. Seit heuer sind es in Folge der steirischen Gemeindezusammenlegungen nur noch zwei*. Da Weißenbach mit Liezen fusionierte, gehört nun allerdings auch die nordsteirische Bezirkshauptstadt zur Region am Grimming. „Liezen ist eine e5-Gemeinde, hat einen sehr engagierten Stadtamtsdirektor und kann nun dank der Synergieeffekte in der Klima- und Energie-Modellregion mehr Projekte realisieren als je zuvor“, freut sich Schachner über das Wachstum seiner Region von 4.000 auf 10.000 EinwohnerInnen.

 

Pflanzenkläranlagen. Schon vor seiner Matura an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein begann der heute 29-Jährige für die AWV Umwelttechnik GmbH, das Ingenieurbüro von Thomas Pötsch, zu arbeiten. Schachners Spezialgebiet ist die Abwasserreinigung. „Wir betreuen derzeit rund 630 Kläranlagen, bei 600 davon handelt es sich um Pflanzenkläranlagen“, erläutert Schachner. „Diese sind aufgrund ihrer Einfachheit und wegen ihrer Reinigungsleistung ohne Energieverbrauch unsere erste Wahl bei der Abwasserreinigung von Bauernhöfen oder Einfamilienhäusern in Einzellage.“

 

E-Flitzer. Zu Schachners „Lieblingsprojekten“, die er als KEM-Manager ins Leben rief, gehören das Bürgerbeteiligungskraftwerk und das E-Car-Sharing in Weißenbach bei Liezen. Beachtliche 90 Kilowatt Spitzenleistung (kWp) liefert die Photovoltaikanlage auf den Dächern von Feuerwehr und Bauhof. Das E-Mobil, einen Renault ZOE, teilen sich 14 Personen. Es wird von der Gemeinde, der EnergieAgentur SteiermarkNord und für private Fahrten genutzt. „Das Projekt feiert gerade seinen ersten Geburtstag“, so Schachner. „Das Elektroauto legte in diesem Jahr 20.000 Kilometer zurück und schreibt damit eine schwarze Null.“ Nun ist auch in Stainach-Pürgg die Anschaffung eines Elektroautos zur gemeinschaftlichen Nutzung geplant.

 

Aufbruchsstimmung. Ende November 2014 nahm die Marktgemeinde Stainach (nunmehr Stainach-Pürgg) im Gebiet der Leistenalm ein Trinkwasserkraftwerk in Betrieb. Dank einer Fallhöhe von 300 Metern liefert die 75-kW-Anlage rund 590 Megawattstunden Strom pro Jahr. Die Energiewende wird in der Region am Grimming aber nicht nur vom KEM-Manager und der Politik ernst genommen, sondern auch von der Bevölkerung und der Wirtschaft. „Immer mehr Menschen sind mit dem E-Bike unterwegs, die Maschinenfabrik Liezen hat eine 5.600 Quadratmeter große PV-Anlage installiert und ein anderer Betrieb möchte nun mehrere Elektrofahrzeuge anschaffen“, nennt Schachner Beispiele.

 

„Bernhard Schachner ist ein sehr ruhiger, zukunftsorientierter und naturverbundener Mensch. Er ist überaus zuverlässig und engagiert“, streut ihm Ernst Nussbaumer, Geschäftsführer der EnergieAgentur SteiermarkNord (EASN) mit Sitz in Weißenbach, Rosen. Die beiden haben bereits mehrere gemeinsame Projekte erfolgreich umgesetzt. Neben seiner Arbeit absolvierte Schachner an der Donau-Universität Krems die Ausbildung zum diplomierten Energie Autarkie Coach und hängte ein weiteres Studium dran: Erneuerbare Energie – Management und Engineering. Ein Lehrgang zum kommunalen Bodenschutzbeauftragten rundete sein umfangreiches Bildungsprogramm ab.

 

Breit gefächertes Engagement. Seit 2010 ist Schachner Gemeinderat in Stainach-Pürgg und leitet seither den Raumplanungs- und Umweltausschuss. Und wenn es brennt, dann rückt er als Feuerwehr-Hauptmann der FF Wörschachwald mit bis zu 45 freiwilligen Feuerwehrleuten aus. Nebenher hilft Schachner auch am Biobauernhof seiner Eltern aus, den er eines Tages übernehmen wird. Die landwirtschaftliche Arbeit, speziell jene mit Tieren, bietet für ihn eine willkommene Abwechslung zu seinen sonstigen Tätigkeiten: „Die erfüllende Arbeit im Einklang mit der Natur, den Jahreszeiten und Tieren lädt die Akkus für so manchen langen Bürotag.“

Schifoahn is des leiwandste. Aber ist das alles nicht ein bisschen viel? „Mein Tag hat auch nur 24 Stunden“, schmunzelt Schachner. „An manchen Tagen verlasse ich das Haus um 6 Uhr 30 und komme erst um 22 Uhr 30 wieder heim. Zum Ausgleich nehme ich mir aber meine Freiheiten, speziell in der kalten Jahreszeit.“ Zu diesen Freiheiten gehören vor allem Bergtouren, Skifahren und die Jagd. Hat es in der Nacht geschneit, gibt es für ihn kein Halten, bevor der letzte Tiefschneehang durchpflügt ist.

 

Wer nach Bernhard Schachner googelt, landet allerdings zuerst bei seinem Namensvetter, dem Admira-Wacker-Fußballer. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, hätte der KEM-Manager nicht vor gut zehn Jahren beim Sportverein Grimming gemeinsam mit dem heutigen Fußballprofi ein Kleinfeldturnier bestritten. „Er war eindeutig der bessere Kicker“, bekennt Schachner. Und so holt er sich seinen Kick heute durch gelungene Klimaschutz-Projekte.

 

* Die Region am Grimming bestand ursprünglich aus den Gemeinden Pürgg-Trautenfels, Stainach und Weißenbach bei Liezen und umfasst seit 1.1.2015 die Gemeinden Stainach-Pürgg und Liezen.


Weitere Informationen:
Region am Grimming
E-Car-Sharing Weißenbach
Bürgerkraftwerk Weißenbach