Neue Mobilität braucht das Land

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Die Klima- und Energie-Modellregion Südkärnten stellt sich den schwierigen Herausforderungen einer klimafreundlichen und bürgernahen Mobilität im ländlichen Raum. Und sie gibt ihren BürgerInnen Antworten – von der simplen Fahrplanauskunft bis zum höchst innovativen E-Car-Sharing.

Das Thema Mobilität steht ganz oben auf der Agenda der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Südkärnten. Motor zahlreicher Aktivitäten ist Peter Plaimer, seines Zeichens KEM-Manager, Geschäftsführer des Vereins Regionalentwicklung Südkärnten und LEADER-Manager der Regionalkooperation Unterkärnten-Lavanttal/Rosental/Südkärnten. Seit 2007 ist er mit einem Elektromobil unterwegs und kann so höchst authentisch klimafreundliche Mobilitätsprojekte vorantreiben – auch wenn die Ausgangssituation alles andere als einfach ist.

 

Mobilitätsbüro. Völkermarkt ist die einzige Bezirkshauptstadt in Kärnten ohne direkten Bahnanschluss. Der nächste  Bahnhof liegt fünf Kilometer entfernt im Nachbarort Kühnsdorf. Viele Orte der Region sind überhaupt nur zweimal pro Tag mit dem Bus erreichbar – zumindest „werktags, wenn Schultag“. „Wenn ich mit Jugendlichen spreche, ist ihr wichtigstes Thema meist: Wie komme ich nach Hause?“, sagt Plaimer. „Die derzeitige Situation ist nicht zufriedenstellend, und wir werden uns neue Formen der Mobilität einfallen lassen müssen.“ Ein erster wichtiger Baustein dazu ist das Mobilitätsbüro Südkärnten in Völkermarkt. Es fungiert als Service- und Beratungseinrichtung für den gesamten öffentlichen Verkehr der Region, bietet aber auch Fahrkarten vom Verkehrsverbund-Ticket bis zum Schlafwagenplatz im internationalen Bahnverkehr an.

 

Neben PrivatkundInnen betreut dieser „Bahnhof in der City“ auch Firmen und plant für Schulen Ausflüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Natürlich kennen sich die beiden Mitarbeiter des Mobilitätsbüros auch mit der E-Mobilität bestens aus und organisieren bei Veranstaltungen wie dem Tag der Sonne Testfahrten mit E-Mobilen. In Kooperation mit der Kelag bemüht sich das Mobilitätsbüro derzeit um die Errichtung von fünf neuen Elektrotankstellen im Bezirk.

 

Umstieg mit Hürden. Mit einer Gratis-Monatskarte wurde im Vorjahr auch die Bereitschaft von BerufspendlerInnen, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, untersucht. Trotz  schwieriger Rahmenbedingungen erklärten immerhin zwölf Prozent der Gratisticket-NutzerInnen, künftig öfter den öffentlichen Verkehr zu benützen. „Für die meisten Menschen erwies sich das derzeitige ÖV-Angebot nach Klagenfurt und Wolfsberg jedoch als unpraktisch“, resümiert Plaimer. „So müssen in Klagenfurt fast alle Fahrgäste aus unserer Region zweimal umsteigen, weil die meisten Stadtbusse nicht zum Bahnhof fahren. Darauf hat die Klima- und Energie-Modellregion Südkärnten freilich keinen Einfluss.“ Dafür kann sie lokale und regionale Initiativen setzen oder unterstützen – so wie jene in Bad Eisenkappel/Železna Kapla.

 

Geteiltes E-Mobil. Wenn man mit Bürgerbeteiligung Photovoltaik-Anlagen finanzieren kann, warum nicht auch ein Elektroauto, dachte man sich in der Marktgemeinde Eisenkappel-Vellach – und wurde dafür im März prompt mit dem „Kärnten Energy Globe Award 2014“ ausgezeichnet. „Das Fahrzeug ist mit rund 16.000 Kilometer pro Jahr sehr gut ausgelastet“, so Plaimer. „Inzwischen möchten auch andere Gemeinden derartige Projekte initiieren.“

 

„Der Verkehr ist ein entscheidendes und wohl das schwierigste Thema beim Klimaschutz“, erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. „Deshalb arbeitet der Klima- und Energiefonds mit Nachdruck an der Umgestaltung des Mobilitätssystems mit Programmen zur E-Mobilität und zu umweltfreundlichem Verkehr. Wenn eines dieser Mobilitätsprojekte dann ausgezeichnet wird, freuen wir uns natürlich besonders.“

 

Photovoltaik. Zum E-Mobil gehört natürlich auch eine Photovoltaikanlage. Hier hatte die KEM Südkärnten bereits mehrere Bürgerbeteiligungsprojekte geplant. Angesichts eines Ökostrom-Einspeisetarifs von nur noch 12 Cent je Kilowattstunde muss nun allerdings umgedacht werden. Denn jetzt ist ein möglichst hoher Eigenverbrauch des Sonnenstroms die wirtschaftlichste Variante. Und so ist Peter Plaimer ständig auf die Suche nach geeigneten Schwimmbädern, Kindergärten, Schulen und Amtsgebäuden, die zweierlei Aspekte aufweisen: ausreichend Fläche für die Solarmodule und einen möglichst ganzjährigen Strombedarf.

 

Humus. Einen weiteren Schwerpunkt in der KEM Südkärnten bildet das Thema Humus. So betreiben zwei Hauptschulen mit ihren SchülerInnen Kompostierung und düngen damit Pflanzungen auf dem Schulgelände. Die landwirtschaftliche Fachschule Goldbrunnhof will es ganz genau wissen und begann 2011 einen fünfjährigen Vergleichstest. Auf einem Drittel der Versuchsflächen wird ganz konventionell Mais angebaut, ein Drittel „naturnah“ – also mit weniger Dünger – bewirtschaftet, das letzte Drittel ausschließlich mit Kompost gedüngt und nach dem Kaindorfer Vorbild auch nicht gepflügt. So kann der Boden Humus aufbauen und damit gleichzeitig Kohlendioxid einspeichern. Geplant ist weiters die dezentrale Kompostierung von Grünschnitt durch landwirtschaftliche Betriebe und in weiterer Folge auch die regionale Kompostierung von Biomüll.

Gut vernetzt. Als die Region Südkärnten 2010 Klima- und Energie-Modellregion wurde, waren die fünf Gemeinden Bleiburg, Eisenkappel-Vellach, Gallizien, Globasnitz und Sittersdorf bereits aktiv im länderübergreifenden Gemeindenetzwerk Allianz in den Alpen (www.alpenallianz.org) sowie als e5-Gemeinden (www.e5-gemeinden.at). „Mein persönliches Ziel lautet, alle 13 Gemeinden des Bezirks von der Klima- und Energie-Modellregion sowie vom e5-Programm, dem sich bereits elf Gemeinden angeschlossen haben, zu überzeugen“, sagt Plaimer. „Die Fördermittel des Klima- und Energiefonds sind wirklich sehr gut investiertes Geld. Und es zeigt sich, dass es zwar auch unter den e5-Gemeinden Zusammenarbeit gibt, die Klima- und Energie-Modellregion aber zu einer noch intensiveren Vernetzung führt – sogar in jenen Gemeinden, die eigentlich gar nicht zur KEM gehören.“

 

Weitere Informationen:
Modellregion Südkärnten
www.rm-kaernten.at/lag-unterkaernten/die-region/die-region.html