Eine Energieregion startet durch

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In der Ausschreibung 2013 beschloss der Klima- und Energiefonds die Aufnahme der "Start up Energieregion Weiz-Gleisdorf". Nun nimmt sie ihre Arbeit auf. Sie schöpft dabei aus einem reichen Erfahrungsschatz in Sachen erneuerbare Energie, energieeffiziente Bauweise und Regionalmanagement.

"Ich freue mich, die innovative 'Start up Energieregion Weiz-Gleisdorf' im Reigen der Klima- und Energie-Modellregionen begrüßen zu dürfen", sagt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, "und wünsche viel Erfolg bei der Umsetzung der anstehenden Projekte." Das erste Großprojekt, den Energiekataster, hat die frischgebackene Klima- und Energie-Modellregion (KEM) bereits gestartet. Damit wird innerhalb von zwei Jahren vor Ort erhoben, wie private Haushalte, Betriebe und öffentliche Gebäude beheizt werden – und das in allen 18 Modellregion-Gemeinden mit insgesamt 42.099 EinwohnerInnen.

 

Persönlicher Kontakt. "Im Gebäude- und Wohnungsregister der Statistik Austria sind gerade einmal fünf Prozent der Energiedaten erhoben", erklärt Franz Kern, Geschäftsführer des Weizer Energie-Innovations-Zentrums (W.E.I.Z.) und KEM-Manager der "Start up Energieregion Weiz-Gleisdorf". "Wir möchten es genauer wissen, um in einem zweiten Schritt konkrete Strategien und Aktionspläne für mehr Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu entwickeln." Die Erhebungen zum Energiekataster dienen gleichzeitig der Sensibilisierung der Bevölkerung. "Sie verschaffen uns aber auch neue Einblicke, wie und womit wir den Menschen bei ihrer privaten Energiewende helfen können", so Kern. "Man trifft Menschen, die nach wie vor auf ihre Ölheizung schwören, ebenso wie Leute, die gerade eine Solaranlage für ihr Dach planen." Die Reaktionen der Bevölkerung fallen überwiegend positiv aus, nur wenige verweigern die Informationen.

 

Pionierregion. Infolge der ersten Ölkrise haben sich in der Oststeiermark Ende der 1970er-Jahre Selbstbaugruppen für Solarkollektoren gebildet, auch in der Region Weiz-Gleisdorf. 1988 entstanden in Gleisdorf die Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie (AEE) und kurz danach die außeruniversitäre Forschungseinrichtung AEE-INTEC. Inzwischen forschen 40 MitarbeiterInnen bei AEE-INTEC an den Grundlagen der Solarthermie sowie ihren Anwendungen in den Bereichen Gebäude und Industrie. So war AEE-INTEC beispielsweise federführend an der Entwicklung und Planung der im Vorjahr in Betrieb genommenen Großsolaranlage der Gösser-Brauerei beteiligt. 4,6 Millionen Krügerl Bier wurden seither mit der Kraft der Sonne gebraut.

 

Vernetzung. Seit 1992 findet alle zwei Jahre die Gleisdorf Solar statt. Diese Internationale Konferenz für solares Heizen und Kühlen erwartet auch heuer – am 26. und 27. Juni – wieder rund 300 TeilnehmerInnen aus 20 Nationen. 1996 formierte sich die Energieregion Weiz-Gleisdorf mit den Bürgermeistern der beiden Städte als Obmännern und den Bürgermeistern der 16 ländlichen Gemeinden als Vorstand. Somit arbeiten die Gemeinden der heutigen KEM "Start up Energieregion Weiz-Gleisdorf" bereits seit 20 Jahren in Energiefragen zusammen – und haben mit den Feistritzwerken Gleisdorf und der Fernwärme Weiz engagierte Energieversorger an ihrer Seite.

 

1999 entstand in der Bezirkshauptstadt Weiz das erste Bürohaus Mitteleuropas in Passivhausbauweise, das W.E.I.Z., dem 2007, 2010 und 2013 drei weitere energieeffiziente Bürogebäude folgten. In W.E.I.Z. I bis IV sind zahlreiche innovative Firmen, Forschungs-, Bildungs- und Beratungseinrichtungen untergebracht. Rund um die Steirische Landesausstellung 2001 zum Thema Energie entstand eine Reihe von Projekten in Gleisdorf und Weiz, und die Photovoltaik hielt vielerorts Einzug in den öffentlichen Raum. 2005 wurde in Weiz Österreichs erste Plusenergie-Siedlung nach den Plänen von Architekt Dieter Kaltenegger errichtet.

 

Regionalentwicklung. Im Jahr 2007 startete die Energieregion Weiz-Gleisdorf ihre erste LEADER-Periode, in der EU-Fördermittel von insgesamt 8,8 Millionen Euro lukriert werden konnten. Drei Jahre später gewann die Energieregion den Österreichischen Klimaschutzpreis mit dem Projekt "Energy in Minds!". Dieses bestand aus einem Bündel von Klimaschutzmaßnahmen und führte innerhalb von fünf Jahren zur Reduktion des CO2-Ausstoßes um ein Viertel. Die Gemeinden der Energieregion haben dabei Förderungen in der Höhe von rund 400.000 Euro ausbezahlt und konnten damit eine Investitionssumme von rund 18 Millionen Euro für Klimaschutzmaßnahmen auslösen.

 

Beim zweiten Smart City-Call genehmigte der Klima- und Energiefonds das kooperative Forschungs- und Entwicklungsprojekt “iENERGY Weiz-Gleisdorf 2.0 – The Power of a Vision”. Die "Vision 2050" lautet „100 Prozent Einsatz an erneuerbaren Ressourcen in der Energieregion“, wird gemeinsam mit den BürgerInnen entwickelt und anhand von Leitprojekten anschaulich gemacht.

 

Modellregion. Warum aber wurde der Schritt von der Energieregion Weiz-Gleisdorf zur Klima- und Energie-Modellregion erst im Vorjahr gesetzt? "Das hatte vor allem organisatorische Gründe", meint KEM-Manager Kern. "Wahrscheinlich hätten wir schon viel früher ansuchen sollen." Für Iris Absenger-Helmli, Geschäftsführerin der Energieregion Weiz-Gleisdorf, ist der Zeitpunkt hingegen perfekt: "Zwei volle Managements für LEADER und KEM parallel aufzubauen, hätte unsere Kapazitäten überschritten. Nun treten wir in die zweite LEADER-Periode ein, und es ergeben sich Synergien mit der KEM. Wir müssen nun nicht mehr in den Aufbau eines Managements investieren, sondern können mehr Geld für Umsetzungsprojekte verwenden."

 

Mobilität. Erfreulicherweise herrscht in der Region fast Vollbeschäftigung. Das lockt allerdings auch 6.000 EinpendlerInnen nach Weiz – eine Stadt mit 8.900 EinwohnerInnen. Außerdem liegt die Modellregion im Speckgürtel von Graz, und so wächst die Bevölkerung in allen 18 Gemeinden kontinuierlich. Daher zählt der Verkehr zu den größten Herausforderungen der "Start up Energieregion Weiz-Gleisdorf". Zersiedelung wird ein immer wichtigeres Thema. "Der Tarif für den öffentlichen Verkehr ist deutlich höher als im Verkehrsverbund Ostregion (VOR), die Park-and-ride-Plätze sind zu klein, und die öffentlichen Verkehrsangebote könnten besser sein", fallen AEE-INTEC-Geschäftsführer Ewald Selvička gleich drei anstehende Probleme ein.

 

"In Gleisdorf ist die Anbindung an den öffentlichen Verkehr noch besser als in Weiz", meint Absenger-Helmli. "Wir haben allerdings in den vergangenen fünf Jahren begonnen, verstärkt Aktivitäten im Bereich der Mobilität zu setzen." So wurde ein E-Bike-Verleihsystem samt acht Ladestationen eingerichtet, das 2010 den VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark erhielt. Gemeinden konnten ein elektrisches Kommunalfahrzeug testen, und auch Unternehmen wurden E-Cars leihweise zur Verfügung gestellt. Derzeit wird ein Car-Sharing-Projekt vorbereitet.

 

Weitere Informationen:
Energieregion Weiz-Gleisdorf: www.energieregion.at
W.E.I.Z.: www.w-e-i-z.com
Gleisdorf Solar 2014: www.aee-intec-events.org/gs2014/index.php?lang=de
AEE-INTEC: www.aee-intec.at
Stadt Gleisdorf: www.gleisdorf.at/index.php?seitenId=26
Stadtgemeinde Weiz: www.weiz.at