Schauspieler der Natur

KEM-Manager im Portrait. Bühne frei für Herwig Kolar, den KEM-Manager der Region u.we. Er reist gerne durch die Welt und möchte daheim etwas verändern. Er fährt Rad und kann es auch selbst reparieren. Er verzichtet auf ein eigenes Auto und engagiert sich für Carsharing. Kurz, Herwig Kolar vermittelt höchst glaubwürdig das, was er seinen Mitmenschen in der Region schmackhaft machen will.

Wahrscheinlich ist es die einzige Bewerbung als KEM-Manager, die je aus Laos kam. Denn dort befand sich Herwig Kolar gerade im Zuge einer mehrmonatigen Asienreise, als er die Nachricht von der Stellenausschreibung für das Modellregionsmanagement in Urfahr West (u.we) erhielt. „Das war genau die Arbeit, die ich machen wollte“, erinnert sich Kolar.

 

Stilles Wasser. „Herwig Kolar hat eine sehr unaufgeregte Art, seine Projekte zu präsentieren“, charakterisiert Markus Altenhofer, KEM-Manager der Region Donau-Böhmerwald, seinen Kollegen aus Urfahr West. „Er ist ein engagierter Verfechter der nachhaltigen Mobilität, und es ist angenehm, mit ihm zusammenzuarbeiten.“

 

Schon als Kind erlebte Kolar die Natur rund um sich als etwas Schützenswertes. So stand für ihn bald fest, dass er einmal mit erneuerbaren Energien arbeiten möchte. Später studierte er an der FH Wels Ökoenergie-Technik und schloss 2008 erfolgreich als Diplomingenieur (FH) ab. Im Jahr darauf heuerte er bei Elin als Projektleiter für die Photovoltaik an. Sein spannendstes Projekt bei Elin war die Planung einer Photovoltaik-Anlage in Mureck, der damals im Jahr 2011 mit 1.100 kwpeak größten PV-Anlage Österreichs. Danach sammelte er Erfahrungen ganz anderer Art, nämlich als Veranstaltungstechniker in der Stadtwerkstatt Linz.

 

Besitzen oder teilen. „Man sollte sich seiner eigenen Bedürfnisse bewusst werden und auf das konzentrieren, was man selbst erreichen kann. Und man muss nicht alles selbst besitzen, um glücklich zu sein“, lautet Kolars Motto. Und vieles von dem, was er besitzt, stammt aus zweiter Hand, von den Möbeln über Küchengeräte bis zu Gewand. Konsequenterweise besitzt Herwig Kolar auch kein eigenes Auto – was im „Speckgürtel“ von Linz nicht ganz einfach zu praktizieren ist. Daher arbeitet er auch an einem regionsübergreifenden Carsharing-Projekt für das Mühlviertel mit, einem Leitprojekt des Klima- und Energiefonds.

 

Bewegung durch Muskelkraft. Seinen Arbeitsweg nach Puchenau legt der Ottensheimer mit dem Fahrrad zurück. Doch nun übersiedelt sein Arbeitsplatz, das LEADER-Büro der Region Urfahr West, nach Gramastetten. „Die zusätzlichen 500 Höhenmeter werden eine gewisse Herausforderung darstellen“, schmunzelt Kolar. Jeden Dienstag greift Kolar im alten Gemeindeamt von Ottensheim auch zum Fahrrad-Werkzeug. Denn dort hat Kolar gemeinsam mit Birgit Lehner das „Radamt Ottensheim“ eingerichtet, eine Selbsthilfe-Werkstatt, die auch in das OTELO-Netzwerk eingebunden ist.

 

In der warmen Jahreszeit radelt er des Öfteren auch mit einem Anhänger, dem Kühlmobil, dessen Kühlschrank von einer Photovoltaikanlage betrieben wird. Die umweltfreundliche Kühllösung erfreut sich bei Veranstaltungen aller Art – vom Frühschoppen bis zum Freitagsmarkt – großer Beliebtheit. „So ist das Thema erneuerbare Energien gewissermaßen immer im Blickfeld“, sagt Kolar. „Insgesamt gehört die Bewusstseinsbildung zu den wichtigsten Aufgaben einer Klima- und Energie-Modellregion.“

Bewusstseinsbildung. In seiner täglichen Arbeit versucht der KEM-Manager, die thermische Sanierungsrate in seiner Region anzukurbeln und insgesamt das Bewusstsein der Bevölkerung für nachhaltiges Bauen und erneuerbare Energien zu schärfen, zum Beispiel im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sorglos Bauen und Sanieren“ mit Partnerfirmen aus der Region. Sichtbares Ergebnis seiner Bemühungen sind unter anderem drei Photovoltaik-Anlagen in Feldkirchen an der Donau (10 kWpeak), Ottensheim und Puchenau (je 20 kWpeak). Heuer möchten die drei Gemeinden weitere 50 kWpeak installieren.

 

Applaus, Applaus. Privat zieht es den 30-jährigen in die freie Natur, sei es zum Bergsteigen, Klettern oder Tourengehen. Die Schönheit der Landschaft gibt ihm Kraft. Jeden Sonntagabend trainiert Kolar die Volleyball-Hobbymannschaft Ottensheim. Ihr großes Ziel lautet, bald in der untersten Liga einsteigen zu können. Von Zeit zu Zeit geht er auch seiner schauspielerischen Leidenschaft nach, die im Linzer Realgymnasium Fadingerschule in ihm geweckt wurde. So stand er bereits für einige Kurzfilme vor der Kamera und beim Sommertheater 2014 in Linz auch auf der Bühne.

 

„Ein wesentliches Erfolgskriterium für KEM-ManagerInnen ist ihre Authentizität“, meint Christoph Wolfsegger, Programm-Manager im Klima- und Energiefonds. „Ich gratuliere Herwig Kolar dazu, wie glaubwürdig er die Inhalte, die er als KEM-Manager vertritt, auch selbst lebt.“

 

Weitere Informationen:
KEM u.we
Regionalverband u.we