WIN³ – BürgerInnenbeteiligung einmal anders

Mit dem Leitprojekt „BürgerInnenbeteiligung WIN³“ kurbeln vier oststeirische Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) Investitionen in sinnvolle Energieprojekte an. Ein Gutschein-System sorgt dafür, dass das Geld der BürgerInnen in der Region „arbeitet“.

Die Idee, Photovoltaikanlagen und andere Energieprojekte durch BürgerInnenbeteiligung zu finanzieren, ist nicht neu. Erstmals wird jedoch ein Leitfaden für derartige Projekte erstellt. Dafür verantwortlich zeichnen die KEMs Kleinregion Hartberg, EnergieIMpuls Vorau, Ökoregion Kaindorf und Steirisches Wechselland. Bei WIN³ verkaufen Gewerbebetriebe, Landwirte oder Gemeinden Gutscheine und finanzieren damit ihr Energieprojekt. Die InvestorInnen erhalten nicht Geld zurück, sondern über einen längeren vordefinierten Zeitraum Sachleistungen oder Gutscheine vom jeweiligen Unternehmen.

 

Eier finanzieren Photovoltaik. Ab 100 Euro ist man oder frau dabei. Kaufen KundInnen einen Gutschein von 100 Euro, so erhalten sie beispielsweise auf zehn Jahre jährlich Waren im Wert von 13 Euro. Das können frische Eier vom direktvermarktenden Bauernhof, neue Lampen vom Elektriker oder aromatisches Mehl aus der Getreidemühle sein – je nach dem, bei wem investiert wird. Statt mit selbst produzierten Waren oder selbst erbrachten Dienstleistungen kann der jährliche Betrag aber auch in einer Regionalwährung* ausbezahlt werden. Innerhalb von zehn Jahren Laufzeit wird pro 100 investierten Euros jedenfalls ein Wert von 130 Euro ausgeschüttet.

 

 

Stärkung regionaler Wirtschaft. WIN³ steht für „Umwelteffekt x regionale Wertschöpfung x Gewinn“. „Das bedeutet, WIN³ ermöglicht Investitionen in klimaschonende Projekte, sorgt dafür, dass das Geld in der Region bleibt und beschert den InvestorInnen eine bessere Wertsteigerung als ein Sparbuch“, erklärt Ernst Reiterer, WIN³-Projektleiter.

 

Aber auch einen vierten wesentlichen Vorteil weist das Modell aus der Oststeiermark auf: Es ist einfach. Man benötigt dafür weder aufwendige Firmenkonstruktionen noch Rechtsanwälte oder Notare. „Und auch seitens der Finanzmarktaufsicht droht kein Ungemach“, so Reiterer weiter. „Denn es handelt sich um ein ganz normales Kaufgeschäft.“ Die Sicherheit für die beteiligungswilligen BürgerInnen ist hoch – schließlich kennt man sich in der Region. Nur im Fall einer Insolvenz des jeweiligen Unternehmens würden Gutschein-BesitzerInnen durch die Finger schauen – ein Risiko, das bei jeder Art von Geschenk- oder Warengutscheinen besteht.

 

Fünf Energieprojekte. „Aktuell sind wir auf der Suche nach interessierten BürgerInnen. In jeder der involvierten Region haben wir Beteiligungsmöglichkeiten“, so Projektleiter Ernst Reiterer. Zum Jahreswechsel gab es bereits Investitionszusagen in der Höhe von rund 120.000 Euro. Bei den fünf Projekten handelt es sich um zwei kleinere Photovoltaikanlagen für einen Gewerbebetrieb und einen Direktvermarkter, eine Großanlage mit einer Spitzenleistung von 350 kWpeak, die energetische Gebäudesanierung eines Bauernhofs sowie um die Wärmerückgewinnung in einer Getreidemühle.
WIN³ wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und dient als Leitprojekt anderen Regionen als Vorbild für die Umsetzung von BürgerInnenbeteiligungsmodellen.

 

 

* Bereits seit einiger Zeit existieren in der Oststeiermark – aber auch in anderen Regionen Österreichs – verschiedene „Parallel-Währungen“ zum Euro, etwa die Hartberger Geschenkmünzen, der Oststeirische 8-Städte-Gutschein oder der Joglland-Gutschein. Diese Gutscheine werden von zahlreichen Unternehmen in der jeweiligen Region als Zahlungsmittel anerkannt und fördern damit die regionale Wertschöpfung.


Weitere Informationen:
Leitprojekt WIN3

 

Foto:
Gemeinderat Johann Rieger mit den WIN3-Projektverantwortlichen Jakob Perl, Ernst Reiterer und Alois Kraußler.